Nordhausen. Im DFB-Pokal verspürt Nordhausen am morgigen Samstag gegen Erzgebirge Aue keinen Druck – auch nicht nach Kampfansagen des Präsidenten.

Heiko Scholz hatte als kleiner Junge eine Grubenlampe und einen Wimpel von Wismut Aue im Kinderzimmer hängen. „Mein Vater hat 35 Jahre in Aue als Bergmann gearbeitet“, erzählte Scholz am Donnerstag unserer Zeitung. Nun kehrt die Jugendliebe in sein Leben zurück. Als Kontrahent, denn am morgigen Samstag (15.30 Uhr/Sky) spielt Wacker Nordhausen gegen Erzgebirge Aue in der ersten Runde des DFB-Pokals.

Scholz, der später schnell andere Lieblingsvereine fand, hat aber immer noch Hochachtung vor den Kumpels in lila. „Aue ist ein Vorzeigeclub des Ostens. Was sie in dieser kleinen Stadt (16.000 Einwohner/d.A.) und dieser Region nach der Wende geschafft haben, ist einfach toll“, sagte Scholz, der den Verein fünfmal beobachten ließ.

Trainer Scholz mahnt zur Demut

Die Kampfansagen seines Präsidenten Nico Kleofas in Richtung Erzgebirge von der „50:50-Chance auf ein Weiterkommen“, findet Scholz, sollte man nicht so wörtlich nehmen. Mut statt Übermut heißt es bei seinen Wacker-Kickern. „Normal verlieren wir. Es ist schließlich ein Zwei-Klassenunterschied. Aue ist Zweiter der zweiten Liga“, so Tobias Becker. Wackers-Kapitän hat den FCE aber auch schon einmal geschlagen. Mit dem Chemnitzer FC gewann er 2010 das Derby im Endspiel des Sachsenpokals 3:2. Danach wartete Bundesliga-Aufsteiger Hoffenheim in der 1. Runde (0:1). „Wir glauben an unsere Mini-Chance, wenn wir einen Sahnetag haben“, sagte Becker.

Sein Trainer Scholz mahnt zur Demut: „Wenn wir in diesem Spiele eine Phase haben, wo wir denken, wir sind ja besser als die, dann haben wir schon verloren. Wir müssen den Kampf aufnehmen, und wissen, dass jeder Fehler ausgenutzt wird. Es ist ein schmaler Grat. Aber Aue muss uns schlagen und wir können sie schlagen“, so Scholz schon mutiger. Der 53-Jährige wird wohl auf seine Startelf der ersten zwei Regionalliga-Spiele bauen. Verletzt ist keiner.

Auf der Auer Bank wird wieder Trainer Daniel Meyer sitzen. Der 39-Jährige fehlte zuletzt wegen eines Trauerfalls in der Familie seiner Frau. Meyer sagte am Donnerstag: „Die Kampfansagen aus Nordhausen haben wir durchaus vernommen. Uns ist bewusst, dass uns dort keine angenehme Aufgabe erwartet. Wir sollten uns nicht auf irgendwelche Nickligkeiten einlassen. Im Stadion und auch während des Spiels herrscht dort eine besondere Willkommenskultur. Auch darüber sind wir informiert“, erklärte Meyer.

Über 5000 Fans werden im Albert-Kuntz-Sportpark am Samstag erwartet. Die 1150 Gästekarten sind bereits weg. Es gibt aber noch Tickets für das Spiel. Die Kassen öffnen ab 13.30 Uhr.

Der Junge auf dem Pokal-Foto

Die Autogramme von Nationaltorwart Bodo Illgner waren gefragt. 8000 Zuschauer drängten sich vor 27 Jahren auf den Rängen des Albert-Kuntz-Sportparks.
Die Autogramme von Nationaltorwart Bodo Illgner waren gefragt. 8000 Zuschauer drängten sich vor 27 Jahren auf den Rängen des Albert-Kuntz-Sportparks. © Sascha Fromm

Martin Griethe hat sich nach 27 Jahren auf dem Pokalfoto in unserer Mittwochausgabe wiedererkannt. Der damals 13 Jahre alte Eichsfelder Junge jagte 1992 nach dem 8:0 der Kölner gegen Nordhausen wie Hunderte andere Fans im Albert-Kuntz-Sportpark nach Autogrammen von Bodo Ilgner und Co..

„Damals habe ich den FC das erste Mal live gesehen. Ich hatte einen guten Platz trotz der 8000 dicht gedrängt stehenden Zuschauer. Das Spiel bleibt für mich unvergessen und Köln-Fan bin ich immer noch“, so der Leiter des Altenpflegezentrums „Hospital zum Heiligen Geist“ in Heiligenstadt.

Das Pokalspiel gegen Aue kann sich Griethe nicht live anschauen. „Ich feiere meinen 40. Geburtstag, da muss ich dabei sein“, drückt er aber Wacker die Daumen.

Köln, 1860 München, HSV – unvergessliche Pokalmomente in Nordhausen

Nordhausen - Aue, Samstag, 15.30 Uhr, Sky

Das müssen Besucher und Einheimische vor dem Pokalspiel in Nordhausen beachten