Wülfingerode. Das Dorf feiert seine 162. Kirmes. Ein neues Maskottchen wird eingeführt. Und Stiefelkönig wird der neue Dorfschulze für die Dauer von einem Jahr.

Wohl in keinem Ort im Landkreis wird die Kirmes noch so traditionell und ausgiebig gefeiert wie in Wülfingerode. Und dies nun schon seit 162 Jahren. Auch an diesem Wochenende war es nicht anders. Der Freitag läutete mit dem letzten öffentlichen Stiefeltrinken die Feierlichkeiten ein.

Den Sieg trug bei den Kirmesburschen dabei Nico „Genscher“ Gebhardt davon. Auf stolze 36 Stiefel brachte er es in den acht Wochen, an denen die Gläser fast wettkampfmäßig geleert werden mussten. Auch die ehemaligen Burschen, die liebevoll die „Alten Senilen“ genannt werden, wollten ihren Stiefelkönig ermitteln. Dies gelang aber am Freitagabend nicht, da drei der gestandenen Männer einen Gleichstand erreicht hatten. So musste ein Stechen die Sache entscheiden.

Das wurde öffentlich am Samstag bei der beliebten Kirmesverkündigung unter dem Beifall der ungezählten Besucher ausgetragen. Dirk Liebig, Detlef Hause und Marco Liefeith standen sich dabei gegenüber und lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Trinken. Am Ende hatte Dirk Liebig seinen Glas als Erster geleert und konnte die Auszeichnung als Stiefelkönig entgegen nehmen.

Kopf-an-Kopf-Trinken beim Stiefel-Wettkampf

Der Platz vor der Feuerwehr war am Samstag wieder wie gewohnt gut gefüllt. Viele Wülfingeröder, aber auch Besuch aus nah und fern, ließen sich die Verkündigung nicht entgehen.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung musste Kirmesschulze Fabian Kopf den Spagat zwischen Trauer und Fröhlichkeit schaffen. Denn die Gesellschaft legte eine Trauerminute für den verstorbenen Kirmesburschen Jonas Kilian und den langjährigen Unterstützer Kurt Gerlach ein. Über dreißig Jahre lang hatte Kurt Gerlach mit seinen Pferdewagen die Umzüge der Kirmesfeiern begleitet. Sein Sohn Michael setzt diese Tradition nun fort.

Bei den „Alten Senilen
Bei den „Alten Senilen" musste es ein Stechen um den Titel des „Stiefelkönigs" geben. Letztendlich leerte Dirk Liebig (Mitte) den Stiefel am Schnellsten. 

Auch von einem vierbeinigen Urgestein der Kirmes hieß es, Abschied zu nehmen: Rufus. Der Ziegenbock war sieben Jahre lang das Maskottchen des Kirmesschöffenvereins. In seine Klauenstapfen trat Bruno III, der am Samstag seine Feuertaufe meisterte. Noch etwas schüchtern muss der kleine Bock üben, um die stoische Gelassenheit zu erreichen, mit der Rufus alle Reden, Ehrungen, Bekanntmachungen und Umzüge absolviert hatte.

Nach der Verkündigung und dem abschließenden Umzug durchs Dorf hieß es für die Kirmesburschen: auf zur Wahl. Denn in jedem Jahr wird der Schulze von ihnen demokratisch neu gewählt. Die Nachfolge von Fabian Kopf tritt Stiefelkönig Nico „Genscher“ Gebhardt an, der dem Verein nun für ein Jahr als Schulze vorsteht.

Mit Tanzveranstaltungen, dem zweiten Umzug durch das Dorf am Sonntag – dieses Mal standesmäßig mit dem Erbesbär – und dem Kirmesgottesdienst am Montag in der St.-Elisabeth-Kirche endete die 162. Kirmes in „Zeinbocksrode“.