„Wenn die Dorfkneipe ausstirbt, geht damit ein Stück Kultur.“ Das sagt mit Dirk Ellinger der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Thüringen. Und er hat Recht: Wo ...

„Wenn die Dorfkneipe ausstirbt, geht damit ein Stück Kultur.“ Das sagt mit Dirk Ellinger der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Thüringen. Und er hat Recht: Wo der Zapfhahn einmal versiegt ist, bleibt er es meist auch. Doch wer jetzt wehmütig an seinen ersten Kuss nach dem Kirmestanz oder an sein eingerahmtes Grand Ouvert vom Skatturnier denkt, sollte sich kritisch hinterfragen: Wann habe ich letztmals eine flotte Sohle auf das Parkett gelegt, auf dem ich damals die Dorfschönheit angeflirtet habe? Wann war ich zuletzt in dem Raum, in dem mein Kartenspiel noch an der Wand hängt?

Den Kneipen geht die Kundschaft aus. Vor allem die, die bereit ist, für gutes Essen auch entsprechend zu zahlen. Ellinger wünscht sich deshalb eine Diskussion, welchen Preis man für Lebensmittel im Restaurant zu bezahlen bereit ist. Die Geiz-ist-geil-Mentalität, die uns zwar Weber-Grills für viele Hundert Euro in den Amazon-Schnäppchenwochen kaufen, aber zeitgleich zum Hühnchen-Steak für ein Euro das Kilogramm greifen lässt, könnte in den kommenden Jahren noch vielerorts für Gaststätten das Todesurteil bedeuten. Also hin in die Kneipe. Und her mit dem Trinkgeld!

Zeitgleich müssen sich aber auch Gastwirte hinterfragen, ob ihr Angebot noch das richtige ist. Wenn sich die Altersstruktur ändert, muss sich das nicht auch in der Gastronomie niederschlagen? Ein stilvoller Kaffee zu Uhrzeiten, die für alle Generationen verträglich sind, statt fünf Herrengedecke mitten in der Nacht. Das Geschäftsmodell „Glas-voll-Bier-für-Hand-voll-Geld“ hat ausgedient. Dass Gastronomie trotzdem funktionieren kann, beweisen Adressen wie die ländlichen Kaffeestuben in Limlingerode.