Leipzig. Katrin Hattenhauer und drei weitere DDR-Bürgerrechtler von 1989 bekamen am Freitag in Leipzig den Preis in der Kategorie Politik.

Stehovationen von etwa 4500 Menschen in der Leipziger Messehalle: Sie gelten am Freitagabend der in Nordhausen aufgewachsenen Katrin Hattenhauer, Gesine Oltmanns, Uwe Schwabe und Christian Dietrich. Stellvertretend für die ersten Leipziger Montagsdemonstranten bekommen sie den Ehrenpreis der „Goldenen Henne“ in der Kategorie Politik.

„Sie sind die friedlichen Revolutionäre. Sie und viele andere haben die Geschichte des Herbstes 1989 möglich gemacht“, meint Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in seiner Laudatio.

Es war der 4. September 1989, als die vier mit einem Plakat nach dem Friedensgebet aus der Nikolaikirche treten: „Für ein offnes Land mit freien Menschen“ ist darauf zu lesen. Auch für die, die Aufnahmen eines westdeutschen Journalisten, der in jenen Messetagen in Leipzig weilte, am Abend in der „Tagesschau“ sehen. „Die Bilder haben angesteckt, haben anderen, den Zaghafteren, Mut gemacht“, so Kretschmer.

Erste Fürbittandacht in Nordhausen

Katrin Hattenhauer wird bei der Demonstration am 11. September verhaftet. Es ist der letzte Funke, der den Protest auch in Nordhausen aufleben lässt. „Die Verhaftung war einer der entscheidenden Anlässe für die erste Fürbittandacht in Nordhausen am 24. September 1989“, erklärt Peter Kube, ab 1987 Pfarrer der Altendorfer Kirche.

„In der Frauenberger Kirche haben wir auf eine Tür Kerzen in Kreuzform gestellt und für die Verhafteten gebetet“, erinnert sich Gisela Hartmann. Im von ihr 1983 gegründeten kirchlichen Umweltseminar hatte Hattenhauer einst zum harten Kern gehört. Fürs Studium ging sie nach Leipzig, in eine der „Metropolen der Selbstentfaltung, einen weniger engen Bereich der DDR“, formuliert es Kube.

Die „Henne“ habe Katrin Hattenhauer verdient: wegen ihrer Couragiertheit. „Sie hat sich nie bevormunden lassen.“ Ja, auch sie habe das Erschrockensein für einen Moment gekannt. „Aber sie erstarrte im Schrecken nicht.“ Vielmehr habe sie gekämpft für eine offene Gesellschaft, in der „die guten Kräfte nicht von einer Ideologie behindert werden, sondern sich frei entfalten können“.

„Die friedliche Revolution gehört nicht einer Gruppe, einer Partei oder Organisation. Sie gehört den Menschen, die sich für Freiheit und Offenheit einsetzten“, sagte Katrin Hattenhauer bei der Verleihung der „Henne“, dem bundesweit größten Publikumspreis. Der solle „Anstoß sein für uns alle, sich für ein offenes Land mit freien Menschen einzusetzen“.

„Typisch Katrin, sie ist sich selbst treu geblieben, wenn auch nicht mehr so kämpferisch“, kommentiert gestern Gisela Hartmann die Worte der Geehrten. Sie sagt das voller Respekt, wenngleich sie selbst stets auf einen Dialog gesetzt habe.