Großartiger Karneval in Bleicherode: Wunderbarer Abend zum närrischen Jubiläum
Großartiger Karneval in Bleicherode: Wunderbarer Abend zum närrischen Jubiläum
Jens Feuerriegel
| Lesedauer: 3 Minuten
Andreas III. und Bianca I. (im zivilen Leben das Ehepaar Kruschwitz) sind das neue Prinzenpaar. Ihre Proklamation ist der Auftakt zur ersten Festsitzung der Bleicheröder Jubiläumskampagne.
Foto: Jens Feuerriegel
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Bleicherode.Der 70. Bleicheröder Karneval hat mit Andreas III. und Bianca I. sein Prinzenpaar gefunden. BCC-Präsident Andreas Weigel begeistert als Konrad Duden in der Bütt.
Die Abstinenz endet. Nach 35 Monaten Corona-Zwangspause erobert die Bleicheröder Narrenschar erstmals wieder den Saal ihres Kulturhauses. „Mein Herz schlägt ganz laut Jo-Jau“, singt Katharina Mohs vor dem Vorhang. Ihrem melodischen Prolog folgt ein wunderbarer Abend. Voller Humor und sehenswerter Auftritte.
Die Kampagne ist besonders. Es gilt, ein Jubiläum zu feiern: 70 Jahre Karneval in Bleicherode. Bürgermeister Frank Rostek (CDU) gratuliert und überreicht dem Bleicheröder Carneval-Club (BCC) das „große Gütesiegel der Stadt für herausragende Kulturarbeit“. Der Stadtchef liebt Statistiken und rechnet gern. In den 70 Jahren habe der BCC insgesamt 12.180 Programmpunkte auf die Bühne gebracht, berichtet Rostek voller Respekt. Den verdient sich der BCC auch mit seiner ersten Festsitzung der Saison.
„Wir feiern oben ohne“, stellt Präsident Andreas Weigel gleich zu Beginn klar. Die Maskenpflicht sei im Nahverkehr gefallen, und der Nahverkehr fange bekanntermaßen mit der Kussfreiheit an. Diese närrische Logik lässt nicht nur den Elferrat – „die 11 schönsten Männer Bleicherodes“ – schmunzeln.
Bleicheröder Narrenschar erobert wieder den Saal des Kulturhauses
Auf der Bühne und in der Bütt rücken beachtliche Talente nach
Seinen ersten Höhepunkt erlebt der Abend mit der Proklamation des neuen Prinzenpaares. Andreas III. und Bianca I. sind auch im zivilen Leben Ehepartner und tragen den bürgerlichen Namen Kruschwitz. Während Andreas vor 40 Jahren in Suhl das Licht der Welt erblickte, aber schon zu seinen Schulzeiten die Kalistadt beglückte, ist Bianca eine waschechte Bleicheröderin. Kennengelernt haben sich die beiden einst im selben Saal, in dem sie nun gekrönt werden. Und noch heute sei das „Feuer kräftig am Lodern“, behauptet der Prinz.
Das Programm hält, was das Saison-Motto „70 Jahr – wunderbar“ verspricht. Zum Teil ist es bei den
Darbietungen kaum zu glauben, dass hier Amateure auf der Bühne stehen. Vor allem die Büttenreden sind vom Feinsten. Das Glanzstück liefert der BCC-Präsident Andreas Weigel. Als Konrad Duden, der Berühmteste aller Philologen, arbeitet er sich mit grandiosem Wortwitz an allen gegenwärtigen Tücken der deutschen Sprache ab. Gekonnt seziert er das Wirrwarr, das vor lauter Korrektheit in der Sprache verursacht wird. Ebenso prangert er das erzwungene Gendern und das zunehmende Denglisch an. Er wagt den Vorwurf: Die einen vergewaltigen die deutsche Sprache, die anderen fügen ihr ärgerliche Verluste bei. Aus all den Gründen drehe sich Goethe in seiner Gruft „wie ein Ventilator“. Weigels Büttenrede erntet minutenlangen Beifall. Kein Zweifel: Er hat den Nerv des Publikums getroffen.
Allen Tänzen sind die zahllosen Übungsstunden anzusehen. Hinter den Kulissen des Vereins wird eine hervorragende Arbeit geleistet.
Und Nachwuchssorgen muss sich der BCC nicht machen. Das beweisen das Kinder- und das Teenie-Ballett sowie die Juniorengarde. Aber auch in der Bütt rücken die Talente nach. Zum Beispiel Samuel Linsel. Wie er frei redend und zugleich jonglierend dem Publikum von seinem Bemühen berichtet, das Taschengeld aufzubessern, ist schon jetzt auf bemerkenswert hohem Niveau.