Nordhausen. Nordhäuser Regionalhistoriker erhält Thüringer Kulturnadel. Neue Recherchethemen hat er.

Peter Kuhlbrodt ist Dienstagmittag auf dem Weg zum Bahnhof, am Abend will er in Erfurt als einer von zehn Preisträgern die Thüringer Kulturnadel 2019 entgegennehmen. Er freut sich darauf – aber er bleibt bescheiden: „Es ist ganz schön, wenn man erwähnt wird“, beschreibt er, was ihm diese Auszeichnung bedeutet.

Es ist eine Anerkennung seines mehr als fünf Jahrzehnte währenden Erforschens der hiesigen Regionalgeschichte: Mehr als drei Dutzend Publikationen hat Kuhlbrodt veröffentlicht, dabei immer wieder gerade die Alltagsgeschichte in den Blick genommen. Nach wie vor, sagt der 78-Jährige, arbeite er fast jeden Tag im Stadtarchiv. Demnächst wolle er sich dem Jahr 1945 widmen, die Geschehnisse in Nordhausen zur Zeit der amerikanischen Besatzung aufarbeiten.

Gerade in Druck ist sein mehr als 500 Seiten starkes Buch zu jener Zeit zwischen 1802 und 1852, als Nordhausen preußisch war. Überraschendes und Bemerkenswertes gebe es beim Studium historischer Schriften immer wieder, so Kuhlbrodt. Und schon erzählt er von einem Schuldirektor, der wegen seiner Verdienste für die Einführung des Turnens in Nordhausen Ehrenbürger wurde, nach wie vor aber in der Ehrenbürgerliste gar nicht auftaucht.

Geschichte hatte Peter Kuhlbrodt, den gebürtigen Ellricher, schon in seinen Kindertagen fasziniert. Er studierte das Fach neben Deutsch auf Lehramt, unterrichtete bis zur Wende in Nordhausen, wobei er Ende der 1980er-Jahre zugleich zur demokratischen Frauenbewegung im Vormärz promovierte.

Nach einem Zwischenspiel in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora wurde Peter Kuhlbrodt im Jahr 1990 Stadtarchivar in der Rolandstadt, wirkte als solcher bis 2003. Und auch im Ruhestand bleibt er rastlos.