Nordhausen. Martini lockt viele Nordhäuser auf den Blasiikirchplatz und vor das Rathaus. Oberbürgermeister bedankt sich bei den zahlreichen Evakuierungshelfern.

Für ihn ist es eine Premiere. Pfarrer Steffen Riechelmann von der katholischen Kirchengemeinde Dom zum Heiligen Kreuz in Nordhausen steht am Sonntag zum ersten Mal auf der Bühne auf dem Blasiikirchplatz. Dort hält er gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Hauke Meinhold einen Gottesdienst. Dieser bildet wie schon die Jahre zuvor den Auftakt zur Martinifeier in der Rolandstadt.

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Zu Hunderten sind die kleinen und großen Nordhäuser wieder auf den Blasiikirchplatz geströmt. In der einbrechenden Dunkelheit leuchten überall die Lichter der selbst gebastelten oder gekauften Laternen, die später beim Umzug zum Rathaus ihren Einsatz haben werden. Doch bevor es so weit ist, erfahren die Besucher von den beiden Pfarrern, dass am Martinstag nicht nur der heilige Martin gefeiert wird, sondern auch der Geburtstag des Reformators Martin Luther. Dieser erscheint dann auch als Überraschungsgast auf der Feier und erzählt aus seinem Leben. Ein Schattenspiel ruft die Erinnerung an die Geschichte des heiligen Martin von Tours wach. Der Soldat soll mit einem Bettler seinen Mantel geteilt haben, ließ sich später nach Verlassen der Armee taufen, lebte im Kloster und stieg bis zum Bischof auf. Dennoch lebte er bescheiden und tat viel Gutes.

Die Gelegenheit, anderen zu helfen, haben auch die Anwesenden. So gehen Sammelbüchsen herum. Das Geld

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soll der Nordhäuser Tafel zugute kommen, erklärt Hauke Meinhold. Dann ist die Zeit gekommen, „das Licht in unsere Stadt zu tragen“, so der Pfarrer. Langsam setzt sich der Zug in Richtung Rathaus in Bewegung. Dort wartet schon Oberbürgermeister Kai Buchmann (pl). Eine große Rede hat er nicht vorbereitet. Loswerden will Kai Buchmann nur eines: „Es ist noch keine 100 Stunden her, dass wir eine große Evakuierung hatten. 500 Helfer waren daran beteiligt. Ich möchte mich bei allen bedanken“, sagt er und gibt anschließend eine große Martinsbrezel zum Teilen frei. Überall auf dem Platz teilen die Menschen Brezeln mit ihrem Nebenmann. Darunter ist auch Stephanie Schulze, die mit ihren Kindern Richard und Victoria jedes Jahr an Martini teilnimmt. Die selbst gebastelten Laternen seien dieses Jahr aber zu Hause geblieben. Nun müssen ein Enten- und Fußballmodell herhalten. Und was ist das Schönste an Martini in Nordhausen? Da muss Stephanie Schulze nicht lange überlegen: „Das Feuerwerk natürlich.“ Und das erhellt wenig später nahe des Petriturms zehn Minuten lang den Himmel über der Stadt.