In Heringen siegt das Gute über das Böse

Kristin Müller
| Lesedauer: 2 Minuten
Pfarrerin Sabine Meinhold (links) organisierte das Drachenfest und gestaltete mit anderen ein Puppenspiel rund um den Namensgeber der Kirche.

Pfarrerin Sabine Meinhold (links) organisierte das Drachenfest und gestaltete mit anderen ein Puppenspiel rund um den Namensgeber der Kirche.

Foto: Kristin Müller

Heringen.  Das Drachenfest in und um die Kirche besticht am Samstag durch viel Einfallsreichtum, lebt von zupackenden Frauen – und natürlich einer ziemlich spannenden Figur aus dem Buch der Bücher.

Lotte fürchtet sich. Drache Kokosnuss oder Drache Tabaluga mögen ja liebe Drachen sein, aber dieses schwarze Ungeheuer mit der blutroten Zunge? Nein, dieser Drache ist böse. Sagte ja selbst, er bringe gern Streit, finde Beißen, Treten, Schubsen gut. Dann lachte er ganz finster.

Aber Lotte ist nicht allein, sie weiß den Erzengel Michael um sich: kein Engel, der einfach hübsch aussieht, sondern einer mit Schwert, bereit zum Kampf gegen das Böse.

Während Pfarrerin Sabine Meinhold und Gemeindepädagogin Sandra Hesse die Lotte- und Michael- Handpuppen führen, geben die beiden 15-Jährigen Leonie Jung und Beatrix Meinhold ihnen ihre Stimme. Den Drachen spielt Andrea Schröter allein meisterhaft. Etwa ein Dutzend Kinder schaut gebannt zur Puppenbühne, lässt sich nach 15 Minuten von Erzengel Michael auch erklären, dass eben diese Kirche, in der sie an diesem Samstag sitzen, nach ihm benannt ist.

In und um das Gotteshaus ein ganzes Drachenfest zu feiern, erdachte die Pfarrerin. Eben weil in einer biblischen Geschichte der Kirchenpatron gegen das Böse in Form eines Drachen gekämpft haben soll. Wer zum Fest gekommen ist, bereut es nicht. Candy Stude zum Beispiel aus Werther trug mit seinen Töchtern Julia (3) und Elea (5) ein Drachenei auf einer wackeligen Spannseil-Konstruktion durchs Gotteshaus. Anschließend gab’s ein Drachen-Tattoo auf die Kinderhand.

Xenia (7) malt konzentriert an einem Fensterbild, St. Michael bekommt wunderbar leuchtend gelbe Flügel. Die vierjährigen Carl und Ben schneiden unterdessen grüne Papierdrachen aus, und ihre Mütter überlegen, wo diese daheim am besten aufzuhängen wären. „Es ist ein kleines, aber feines Fest. Das ist für die Gemeinschaft wichtig. Und die Kinder werden so gut an Kirche herangeführt“, lobt Julia Eggert, Carls Mutter.

Vor der Kirche gibt es noch Zielwerfen, und wer etwas Zeit mitbringt, ist beim großen Drachenkampf dabei: Eine Drachenfigur aus Pappmachée wird mit einem Holzschwert besiegt – zur Freude aller Zuschauer, quellen aus dem vom Holzschwert durchstoßenen Leib doch allerlei Süßigkeiten.

Eine richtige Engelsfigur übrigens sucht man in St. Michaelis vergebens – nur eine Michael-Darstellung auf dem Abendmahlskelch aus dem 15. Jahrhundert gibt es. Und Drachen sollen auf den Kerzenhaltern des Altartischs zu sehen sein.