Nordhausen. TA-Podiumsdiskussion mit den Nordhäuser Direktkandidaten zur Thüringer Landtagswahl im Bürgerhaus.

„Der Petersberg hat zuletzt als Standort von Graffiti und Prügeleien von sich reden gemacht. Was ist hier zu tun?“, wollte Moderator Peter Cott von den Direktkandidaten zur Landtagswahl wissen.

„Wir brauchen Sozialarbeiter, die die Jugendlichen abholen und betreuen“, sagte Carsten Dobras (FDP). Außerdem sollte das Ordnungsamt häufiger nach dem Rechten schauen. „Es geht nur mit Hilfe des Ordnungsamtes und der Polizei“, ist sich Steffen Iffland (CDU) sicher. Der Petersberg sei ein Mikrokosmos dafür, was in den letzten vier Jahren fehlgelaufen ist, meinte Andreas Leupold (AfD). „Wir sollten die Grundordnung durchsetzen durch erhöhte Polizeipräsenz und Sozialarbeiter“, betonte er. Und die deutsche Leitkultur müsste auch für ausländische Jugendliche gelten, die bei uns zu Gast sind.

„Thüringen hat doch zuletzt wieder mehr Polizisten eingestellt“, so Sylvia Spehr (Grüne). Mehr Polizeipräsenz wäre nicht zielführend, dafür sei mehr Jugendarbeit nötig. „Jeder Mensch ist Gast auf dieser Erde“, sagte Spehr mit Blick auf die AfD und erntete dafür den wohl lautesten Applaus des Abends.

„Ich könnte mir den Petersberg gut als generationsübergreifendes Projekt vorstellen“, warf Anika Gruner (SPD) ein. Dort könnten zum Beispiel Zucchini oder Tomaten angebaut werden. Und Katja Mitteldorf (Linke) würde gern die aufsuchende Jugendarbeit stärken.

Dann wurde die Bürgerfragerunde eröffnet. Susann Goldhammer interessierte, wie die Parteien zum Biosphärenreservat stehen. „Wir lehnen ein Biosphärenreservat ab, weil es die Wirtschaftstätigkeit lahmlegt“, hat Dobras eine klare Meinung. Iffland pflichtete ihm bei: Ein Reservat behindere nur die Landwirte. „Wir müssen hier den Seiltanz versuchen: die Bewahrung der Schöpfung auf der einen Seite und das Wahren der wirtschaftlichen Interessen auf der anderen“, sagte Leupold. Ja zum Biosphärenreservat sagen Grüne, SPD und Linke. „Wir brauchen eine eigene Vermarktungsstrategie, um den Tourismus zu stärken“, so Gruner. Auch Mitteldorf sagte Ja, „aber ohne Zwang für die Bürger.“

Detlef Basler aus Stempeda wollte wissen, wie die Politiker dem Klimawandel begegnen und was sie gegen den weiteren Gipsabbau tun wollen. „Wir müssen eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen, was machbar ist“, sagte Leupold. Dabei dürfe sich das Land nicht deindustrialisieren. Dobras setzt seine Hoffnung auf die neue Technologie des synthetischen Diesels, der in Nordhausen erforscht werden könnte. „Ich oute mich als Dieselfahrerin“, so Mitteldorf. Die Menschen müssten die Wahl haben. Sie halte nichts von Verboten. Thüringen habe doch ein Green-Invest-Programm, führte Spehr an. Die Betriebe könnten eine Förderung zur Umrüstung ihrer Fahrzeuge beantragen.

Beim Gipsabbau sind sich die meisten Parteien in ihrer ablehnenden Haltung einig: „Mit uns wird es keine Neuverritzung geben“, machte Spehr klar. Es seien genug Flächen für die nächsten Jahrzehnte vorhanden. CDU-Mann Iffland kritisierte die Landesregierung dafür, dass sie es verschlafen habe, die Thüringer Regionen beim Strukturstärkungsgesetz zum Kohleausstieg zu berücksichtigen. Dem widersprach Mitteldorf: „Das ist falsch. Ramelow fordert auch für den Südharz Geld aus der Strukturhilfe.“ Im Übrigen sei die Hochschule mit im Boot bei der Forschung nach alternativen Baustoffen, wie das Beispiel Wertstoffzentrum zeige.