Kleindodungen. Südharzer Ortschaft ist finaler Anlaufpunkt für Ortsgespräche-Reihe der Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft.

Ulf Sauer ist sauer. Denn Krajas Bürgermeister nimmt den unzumutbaren Zustand der Verbindungsstraße seiner Ortschaft ins benachbarte Lipprechterode nicht länger hin, bezeichnet die Landstraße L 2055 gar als „Teststrecke zum Kaputtmachen von Autos“. Deswegen packt der Krajaer Ortschef die Gelegenheit am Schopfe und sucht den Weg in die Öffentlichkeit.

Als Podium für sein Problem bietet sich da eine Veranstaltung an, initiiert durch Thüringens Landwirtschaftsministerin Birgit Keller (Linke), die diese Art der Kommunikation miteinander „Ortsgespräch – Leben im ländlichen Raum“ nennt.

Die Ortsgespräche sind ein Dialog, bei der sich Thüringen weit Ortschaften bewerben können, um eine Diskussionsrunde mit der Ministerin zu erhalten, bei der sie die Ohren spitzt und zuhört. Denn die einstige Landrätin Nordhausens möchte lokale Akteure aus Kommunen und Vereinen wie Ulf Sauer zu Wort kommen lassen, um die Kommunikation zwischen Bürgern und Politik zu stärken. Mit dabei: Vertreter aus den verschiedenen Abteilungen des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, die als kompetente Ansprechpartner vor Ort Rede und Antwort stehen.

Beim finalen von sechs Ortsgesprächen 2019 entschied sich die Jury für Kleinbodungen, das schließlich am Donnerstagabend mit Bürgermeister Volkmar Aderhold zur Veranstaltung ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte.

Auf Ulf Sauers Frage, wann die Straße denn endlich gemacht werde, antworte Winfried Ludolph vom Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, Region Nord, nüchtern: „In der Straße ist kein Loch. Sie ist nur sehr uneben.“ Eine Aussage, die lauthals Gelächter im Publikum hervorrief und nicht befriedigte. Ebenso wenig die Zahl von gerade einmal 700 bis 900 Fahrzeugen. Denn so viele sollen es durchschnittlich sein, die diese Landesstraße täglich befahren, laut Aussage des Landesamtes. Daher sei die Straße nicht vorrangig zu behandeln. Festgehalten ist dies so im aktuellen Straßenverkehrsatlas, den Ludolph zugleich zückt und zudem aufzählt, dass zuletzt gut 15 Millionen Euro in den Straßenbau der näheren Umgebung geflossen sind. Jedoch sicherte der Fachmann ein Zählgerät zu, das die Fahrzeugzahlen nochmals erfassen soll. Zudem werde man im nächsten Jahr die Straße zwischen Kraja und Kleinbodungen in Angriff nehmen, so dass sich kurzfristig gesehen ein guter Kompromiss ergebe.

Seinen bühnenreifen Auftritt hatte auch Appenrodes Ortschef Ingmar Flohr (FDP), der kein Freund der Linken ist, jedoch die Ministerin dafür lobte, dass sie es die vergangenen fünf Jahre verstanden habe „Geld aus Erfurt nach Nordthüringen zu bringen, ganz im Gegensatz zu den zwei Nordhäuser CDU-Ministern, die 25 Jahren dazu Zeit hatten“. Zugleich forderte Flohr eine flächendeckende Dorferneuerung und kein Bewerbungsverfahren, ebenso wie „mehr Kohle für die Gemeinden, die sie selber einsetzen können“. Denn nur Leute vor Ort wüssten „wo die Säge klemmt“.

Weitere Themen die den zahlreich erschienenen Einwohnern unter den Nägeln brannten, waren die digitale Infrastruktur, Leerstand in Zusammenhang mit dem Denkmalschutz, die Auswirkungen des Klimawandels und die Dorfentwicklung. Inhaltliche Aspekte, die das Ministerium in einer Zukunftswerkstatt zu einem Handlungskonzept zusammenfassen wird und schließlich in Arbeitsaufträgen münden.