Bleicherode. Zweite TA-Podiumsdiskussion vor der Landtagswahl lockt am Dienstagabend mehr als 100 Südharzer ins Bleicheröder Kulturhaus.

Was, wenn nur eines Ihrer Vorhaben für den Landkreis in Erfurt umsetzbar wäre – welches sollte es sein? Mit einer Wünsch-Dir-was-Runde beginnt am Dienstagabend die TA-Podiumsdebatte zur Landtagswahl mit den sechs Direktkandidaten für das Kreisgebiet von AfD, CDU, FDP, Grünen, Linken und SPD.

Birgit Keller (Linke) nennt ein Programm für die Sanierung der Sportstätten für den Breitensport. Dagmar Becker (SPD) würde sich für ein gesundes Mittag für alle Schüler einsetzen, wie es dieses an der Bleicheröder Grundschule als Thüringer Modellprojekt gibt. Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung ist das Wichtigste für Babett Pfefferlein (Grüne), die Rüdiger Neitzke vertrat. Otmar Ganter (FDP) würde für ein „vernünftiges Internet“ kämpfen, Carolin Gerbothe (CDU) dafür, dass es keinen Unterrichtsausfall mehr gibt. René Strube (AfD) sieht es als seine oberste Priorität an, sich für eine „möglichst große Industrieansiedlung“ im Industriegebiet Goldene Aue einzusetzen.

Angesprochen sind damit viele Probleme des ländlichen Raums. Ein weiteres benennt TA-Redaktionsleiter Peter Cott: die mangelnde Attraktivität von Bus und Bahn. Niemand in der Runde widerspricht seiner Annahme, dass alle ihr Auto nutzten, um zur Diskussion zu kommen. Nicht nur aus Bequemlichkeit: „Ich hätte von Obersachswerfen das Fahrrad bis nach Schiedungen nehmen und dann hoffen können, dass ein Bus nach Bleicherode fährt. Aber dafür hätte ich mich wohl schon um 12 Uhr auf den Weg machen müssen“, schildert Gerbothe.

Für stündliche Fahrzeiten von Bus und Bahn plädiert Ganter, Pfefferlein sieht den Einsatz zusätzlicher Rufbusse als Möglichkeit, das Angebot attraktiver zu gestalten. Keller mahnt an, die Verkehrsketten komplett neu zu denken, auch das Carsharing einzubeziehen. Der ÖPNV müsse „preiswerter sein als das Auto“. Die 22 schon bestehenden Linien des unter Rot-Rot-Grün eingeführten landesbedeutsamen Busnetzes seien noch viel zu wenige: „Es braucht mindestens das Dreifache.“ Babett Pfefferlein nimmt den Ball auf, kritisiert die unterschiedlichen Verbundsysteme im Land, wirbt für ein Zwei-Euro-Tagesticket, mit dem Bus und Bahn in ganz Thüringen genutzt werden können.

Zumindest einen Nordthüringer Verkehrsverbund brauche es, damit man mit einem Ticket von A nach B kommen kann, so Becker: „Das scheitert aber an den kleinen Fürsten, an den Landräten und Landrätinnen.“

Mit dem anstehenden Einsatz von Elektrobussen, so Becker, sei der Landkreis „auf einem guten Weg, höhere Taktzeiten hinzubekommen“. Die Aussage nimmt Strube zum Anlass für ein Statement gegen die E-Mobilität: Umweltprobleme würden nur in die Länder mit den Rohstoffreservoirs ausgelagert, auch würden sich die Busse nur dank der staatlichen Zuschüsse lohnen, und Dieselaggregate hätten sie trotzdem.

Gerbothe schwenkt den Blick auf fehlende Radwege: „Wir müssen solche nicht direkt an Kreis- oder Landesstraßen bauen. Es gibt so viele Feldwege, die müssten für den Radverkehr ertüchtigt werden.“

Am meisten vermisst wird von den Politikern in ihrem Ort Internet und eine Einkaufsmöglichkeit – Letzteres aber zurückzuholen, wird kaum als realistisch angesehen: „Letztlich machen wir in der Stadt unseren großen Wochenendeinkauf. Für ein Stück Butter lässt sich ein kleiner Laden nicht aufrechterhalten“, so Pfefferlein.

In der morgigen Ausgabe lesen Sie mehr von der Debatte, unter anderem zum Bildungssystem, zur Einwan-derung aus dem Ausland und zur Landtagsgröße.