Nordhausen. Auch das ist Nordhausen: Zwei Posaunisten des Loh-Orchesters spielen im Regen Musik von Händel und Beethoven, um Senioren im Altenheim eine Freude zu bereiten.

Es regnet. Der Wind zwickt im Gesicht. Macht nichts. „Wir sind keine Schönwetterspieler“, sagt Frank Rudhardt und lacht. An der Himmelsleiter zum Primariusgraben packt er seine Posaune aus. Zwei Meter entfernt nickt Florian Bankosegger und holt ebenso sein Instrument aus dem Koffer. Auch den Hamburger kann so ein Wetter nicht von seinem Vorhaben abbringen.

Die zwei Männer sind Posaunisten des Loh-Orchesters. An diesem Sonntagnachmittag wollen sie den Bewohnern des Alten- und Pflegeheims St. Jakob in Nordhausen ein Ständchen bringen. Die Corona-Krise ist für die betagten Heimbewohner besonders schlimm. Sie dürfen keinen Besuch mehr empfangen. Ein notwendiges Übel, um die Senioren vor der Pandemie zu schützen.

Die beiden Musiker möchten ihnen wenigstens eine musikalische Freude bereiten. Hinter den großen Fenstern des Heimes erblicken sie ihr Publikum. Die Zuhörer sitzen auf allen Etagen. Damit diese auch Zuschauer werden können, wechseln Rudhardt und Bankosegger ihre Position. Vor der Terrasse am Carpe Diem starten sie mit einem Werk von Händel.

Der Regen tropft auf die Posaunen. „Nicht so schlimm“, sagt Florian Bankosegger. Blechinstrumente halten das aus. Klarinetten hätten das nicht gepackt. Beethoven erklingt. Freude, schöner Götterfunken. Fenster öffnen sich gegenüber in der Rautenstraße. Auf den Balkons wächst die Zahl der Ohrenzeugen.

Es sind bewegende Momente. Beifall überbrückt die Stille. Die Posaunisten entführen ihre Zuhörer nun nach Santa Fe. Ein moderneres Stück. Die Melodie wird sichtbar im Wippen mancher Beine. Mit Bourée von Johann Ernst Altenburg endet der musikalische Gruß.

Frank Rudhardt wischt den Regen von seiner Posaune: „Ich habe schon mal bei so einem Wetter gespielt. Das war damals bei der NVA.“ Auch der Hamburger grinst. Er weiß, wofür die Abkürzung steht.

Dann packen die beiden ihre Instrumente wieder ein. In zwei Stunden folgt ihr nächster Einsatz. Im Turm von Sankt Blasii.