Niedersachswerfen. Seit 30 Jahren engagiert sich Erika Hesse aus Niedersachswerfen für Heimatvertriebene. Am Freitag wird das durch Ministerpräsident Ramelow gewürdigt.

19 Thüringer werden an diesem Freitag in Erfurt anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamts durch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit dem Ehrenbrief des Freistaates Thüringen geehrt. Eine von ihnen ist Erika Hesse aus Niedersachswerfen. Mit der Auszeichnung wird ihr 30-jähriges Engagement für die Heimatvertriebenen in Thüringen gewürdigt. Sie selbst wurde als zweijähriges Kind im Januar 1945 aus Lipin-Hauland in der Provinz Posen vertrieben und kam nach Niedersachswerfen. „Dort fand ich eine zweite Heimat“, sagt die 76-Jährige. Hier gründete sie eine Familie und arbeitete als Lehrerin für Deutsch und Religion – zunächst in Sülzhayn, dann in Woffleben und bis zur Rente in Ilfeld.

Das Schicksal der Vertriebenen ließ Erika Hesse nie ganz los. Sie erlebte, dass viele der Betroffenen, die nach der Vertreibung völlig mittellos vor einem Neuanfang standen, traumatisiert waren. „Hinzu kam, dass ihr Schicksal in der DDR ein Tabuthema war und sie als Umsiedler bezeichnet wurden“, erläutert die Niedersachswerferin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich für die Vertriebenen einzusetzen. „Es ist mir einfach ein Bedürfnis“, sagt Erika Hesse bescheiden.

Nach der Wiedervereinigung gründete sie den ersten Ortsverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Niedersachswerfen, dem die 76-Jährige bis heute als Vorsitzende vorsteht. Zudem ist sie Gründungsmitglied des Landesverbandes in Thüringen und hatte entscheidenden Anteil daran, dass im Landkreis Nordhausen ein BdV-Kreisverband ins Leben gerufen wurde. Etwa 60 Mitglieder zählt der Ortsverband in Niedersachswerfen. Und längst sind davon nicht alles Vertriebene. „Es gehören auch immer mehr Einwohner zu uns“, freut sie sich.

Erika Hesse kümmert sich darum, dass die Heimatvertriebenen unter Leute kommen, organisiert Veranstaltungen und Feierlichkeiten. Auch Fahrten in die alte Heimat gehören zum Programm. „Wir waren schon im Riesengebirge, in Schlesien, Ostpreußen, in Pommern und Tschechien“, nennt sie nur einige Beispiele. Auch sie selbst fährt jedes Jahr in ihre alte Heimat.

An das Leid der Mütter während der Vertreibung erinnert bis heute in ihrem Wohnort ein Denkmal, das durch ihre Initiative aufgestellt wurde.