Nordhausen. Zahlreiche historische Autos und Motorräder präsentierte der Motorsportclub Nordhausen auf dem Petersberg. Das lockte viele hundert Neugierige.

Ilay (3) finde die MZ ganz toll, sein Papa Felix selbst erinnert sich an seine Jugend auf Schwalbe und Simson. Vielleicht werde er sich bald eine Maschine von damals kaufen. Neugierig schlendern Vater und Sohn deshalb am Samstag über den Petersberg, zücken das Smartphone, um Technik zu fotografieren aus einer Zeit, in der es noch nicht einmal Fernsehen gab. Ein Wanderer-Motorrad, Baujahr 1919, gehört dazu.

Der Motorsportclub Nordhausen hat zu seinem nunmehr 51. Oldtimertreffen eingeladen. „Wir sind typenoffen. Mal sehen, wie viele Fahrzeuge kommen“, sagt Vereinschef Ronald Kühlewind am frühen Mittag, während seine Mitstreiter wieder und wieder einem Gast auf vier Rädern einen Stellplatz zuweisen. Es wird voll auf dem Areal um den Petriturm.

Nicht nur in der Reihe der Aussteller des MSC dominieren Ostfahrzeuge: Trabis, Wartburgs, Barkasse – sie haben 30 Jahre nach der Wende längst Oldtimerstatus. Sie werden geliebt. Und sie werden gern gezeigt: „Man freut sich, wenn die Gäste kommen“, sagt der Ilfelder Rudolf Wernecke, der selbst seinen 78. Geburtstag lieber vor seinem zum Cabrio umgebauten Trabi feiert als daheim. Mit der Verwandtschaft könne er doch auch hier mit Sekt anstoßen, sagt er und fachsimpelt mit dem legendären Peter Süssemilch vor dessen Wartburg.

Wenn man keine andere Sorge hat, habe man dieses Hobby, sagt Uwe Schürer und lacht. Vier Jahre hat der Ilfelder gebraucht, um einen schrottreifen Wartburg 311, Baujahr 1959, zu restaurieren. Mit so einem Auto, erinnert er sich, ist er früher auf Arbeit gefahren oder in den Urlaub: an die Ostsee, in die Hohe Tatra, nach Ungarn. Mit zwei Kindern auf dem Rücksitz, im Fußraum zwei 20-Liter-Kanister. „Und auf der Heimfahrt haben wir hinter den Türverkleidungen Dorschleber oder Ölsardinen gehabt und an der Grenze gezittert.“ auf solchen Reisen immer im Gepäck sei auch die Ersatzteilkiste gewesen, ergänzt Rudolf Wernecke: mit Lichtmaschine, Reglern, Antrieb. Manche hatten sogar eine Windschutzscheibe im Kofferraum.“

Eigentlich könne man an diesen Oldtimern aus DDR-Zeiten alles selbst machen, meint Ronald Kühlewind, auch ein Wartburg-Liebender. „Heute steckt in den Autos vieles, was man gar nicht braucht, was die Autos teurer macht und schwerer und damit mehr Sprit verbrauchen lässt“, weist er auf die Elektronik hin, etwa den Regensensor, der den Scheibenwischer von selbst in Bewegung setzt. Die Kehrseite sei klar: „Die heutigen Autos werden keine Oldtimer mehr werden.“