Steigerthal. Mitglieder und Freunde des BUND betreiben Landschaftspflege in der Nähe von Steigerthal.

Mitunter sind sie weniger als einen Quadratmeter groß: die Felsfluren oder sogenannten Kalk-Pionierrasen, die sofort durch das oberflächlich anstehende Gestein auffallen und oft gar keine Humusdecke haben. Auch bei Steigerthal gibt es solche Flächen im Naturschutzgebiet Alter Stolberg.

Mitglieder und Freunde des Kreisverbandes Nordhausen im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bemühten sich jüngst mit gezielten Aktionen um deren Erhalt, indem sie den Aufwuchs junger Gehölze entfernten, der sich nach Entbuschungsmaßnahmen vorigen Herbst gebildet hatte. „Dutzende Male stiegen sie den Steilhang im Zuge der durchgeführten Maßnahmen hinauf und wieder hinab. Es dürften hunderte Höhenmeter zusammengekommen sein“, meint Initiator Bodo Schwarzberg.

Artenreichtum entschädigt für Mühen

Auf mehreren noch vor wenigen Monaten überwiegend beschatteten Felsbildungen können sich nun allmählich wieder Pflanzen- und Tierarten ansiedeln, die typisch für besonnte Pionierfluren sind. Neben Erdflechten sind dies Moose und zarte einjährige oder dickblättrige ausdauernde, höhere Pflanzen. Manche fallen durch ihre Farben schon von Weitem auf, so wie die gelbblühenden Mauerpfefferarten oder auch der Frühblühende Thymian mit seinem kräftigen Violett. Andere typische Bewohner der Pionierfluren sind unscheinbar und geradezu zart, wie das Fünfmännige Hornkraut, die Dolden-Spurre, der Dreifinger-Steinbrech, der Frühblühende Ehrenpreis oder das Quendel-Sandkraut.

Für ihre Mühen entschädigt wurden die vier Teilnehmer der jüngsten Pflegeeinsatzes des Umweltverbandes durch das hautnahe Erleben des Artenreichtums. Selbst einem nicht Naturinteressierten konnte das Treiben zahlloser Schmetterlinge nicht verborgen bleiben. Besonders der gerade leuchtend gelb blühende Weidenblättrige Alant wurde zum Beispiel von Tag-Pfauenauge, Kaisermantel, Damenbrett, Perlmuttfalter-Arten und C-Falter in einer geradezu unglaublichen Lebendigkeit umschwirrt.

Früher waren die Felsfluren mit ihren Spezialisten im Gebiet um Nordhausen verbreitet. Noch Anfang der 90er-Jahre gab es zum Beispiel in der Rüdigsdorfer Schweiz mehr derartiger Flächen als heute, wie Fotovergleiche und wissenschaftliche Aufzeichnungen belegen. Durch Verbuschung und Humusanreicherung infolge ungeeigneter Bewirtschaftung gingen sie dort, aber auch andernorts zurück.