Nordhausen. Der stadtälteste Tabakschober aus dem 18. Jahrhundert hat sich auch als Kulturstätte in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet.

Vor 25 Jahren – am 18. Mai 1995 – wurde der Tabakspeicher als ein neues Nordhäuser Museum vom damaligen Bürgermeister Klaus Wahlbuhl (SPD) und der ehemaligen Museumsleiterin Claudia Ehser feierlich eröffnet. „Leider können wir in diesem Jahr das Jubiläum wegen der Corona-Pandemie nicht gebührend begehen“, bedauert Museumsleiter Jürgen Rennebach.

Der stadtälteste Tabakschober, ein Fachwerkgebäude von 1712 in der Bäckerstraße 20, heißt seit diesem Tag Tabakspeicher – Museum für Handwerk, Gewerbe, Industrie und Archäologie. Der Münchner Kaufmann und heutige Nordhäuser Ehrenbürger, Andreas Lesser, hatte das markante Gebäude und Kleinod im Herzen der Stadt zuvor erworben und sanieren lassen.

Zwischen 1998 und 2000 wurde es mit dem Anbau einer historischen Scheune zu einem Museum mit über 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erweitert. Im denkmalgeschützten Gebäude kann man zum einen auf mehreren Etagen wertvolle und einmalige Zeugnisse der Handwerks- und Industriegeschichte zur damaligen Zeit, im Speziellen auch die Nordhäuser Kautabak- und Branntweinherstellung nacherleben. Zum anderen wird im größten Raum des Museums die bedeutende Geschichte von Nordhäuser Produktionsbetrieben dargestellt. Aber auch die archäologischen Bodenfunde seien eine wahre Schatzkammer, wirbt der Museumsleiter.

Das ehemalige Tabaklager aus dem 18. Jahrhundert ist aber auch einer der beliebtesten Veranstaltungsorte der Stadt – nicht zuletzt, weil auch der Ruf des Museums bald weit über die Grenzen von Nordhausen hinaus drang. Unter den vielen Höhepunkten der vergangenen 25 Jahre im Tabakspeicher finden sich Konzerte, wie zum Beispiel mit Gunter Emmerlich, Angelika Mann oder Myrdin. Ebenso bleiben Lesungen mit Schauspieler Dieter Bellmann, den Schriftstellerinnen Claudia und Nadia Beinert oder dem Schauspieler Gunter Schoß in Erinnerung. Unvergessen sind auch die Kultur- und Museumsnächte, das „Mordsharz“-Krimibuchfestival, die Kautabakbörsen oder das jährlich stattfindende Computervortrag-Spektakel „Wildes Nordhäuser Geplauder“. Auch viele Prominente sind hier schon zu Gast gewesen. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) besuchte 2017 das Museum. Sogar David Copperfield, der weltberühmte amerikanische Meistermagier, zeigte sich bei einem privaten Besuch des Museums hellauf begeistert und trug sich ins Gästebuch ein.