Nordhausen. Im Badehaus Nordhausen lernen Migrantinnen schwimmen – „Thüringen hilft“ unterstützt das Projekt.

Immer weniger Menschen können schwimmen. In diesem Jahr sind bundesweit bereits rund 250 Badegäste ertrunken. Nicht nur Kinder gehören zur Risikogruppe, der Lebensrettungsgesellschaft DLRG zufolge ist infolge oft fehlenden Schwimmunterrichts jeder zweite Zehnjährige kein sicherer Schwimmer. Auch viele Flüchtlinge können nicht schwimmen und unterschätzen die Gefahr: Fast alle 18 ertrunkenen Migranten aus den ersten sieben Monaten waren laut DLRG Nichtschwimmer.

Für Doris Lang vom Advent-Wohlfahrtswerk Nordhausen ist das keine Überraschung: „Viele geflüchtete Frauen aus dem Iran und Afghanistan haben noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen. In ihrer Heimat gibt es sowas kaum – und für Frauen gleich gar nicht.“ Seit einigen Jahren engagiert sich Doris Lang ehrenamtlich für Flüchtlinge. „Und bei den Deutschkursen kam der Wunsch vieler junger Frauen zur Sprache, baden zu gehen und schwimmen zu lernen.“ Jens Eisenschmidt, Geschäftsführer des Badehauses Nordhausen, hat die Idee von Beginn an unterstützt: So können vor den regulären Öffnungszeiten des modernen Bades Schwimmkurse für Migrantinnen angeboten werden.

„Es war wirklich sehr bewegend“, erinnert sich Doris Lang an die ersten Übungsstunden, „die Angst vor dem Wasser war riesengroß, aber langsam und zaghaft siegte die Freude über die Furcht.“ Großen Anteil daran hat Sven-Jörg Grabe, Fachangestellter für Bäderbetriebe. Mit viel Geduld und dem richtigen Ton nimmt er den jungen Frauen zwischen 16 und 36 Jahren in Burkini oder Leggins die Angst vor dem Wasser, führt sie buchstäblich spielerisch in das feuchte Element. „Im flachen Wasser geht es mit Spielen und Sprüngen von der ersten Stufe los, wenn es tiefer wird, hilft die Schwimmnudel weiter“, verrät der fröhliche Bademeister.

Doch die Neugier überwog, denn viele Kinder der Frauen konnten mittlerweile schon schwimmen und das wollten die Mütter nicht auf sich sitzen lassen. „Auch dabei hat uns das Badehaus Nordhausen sehr unterstützt“, freut sich Doris Lang über das Engagement. „Aber nur organisatorisch“, weist Badehaus-Chef Jens Eisenschmidt Gerüchte über kostenlose Kurse für Flüchtlinge zurück, „auch die Schwimmstunden für Migranten werden bezahlt.“ Mit 1020 Euro will „Thüringen hilft“ die dreiwöchigen Schwimmkurse unterstützen. Für einen unbeschwerten Sommer.

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