Sülzhayn. Mit einem Festgottesdienst feiert Sülzhayn am Sonntag das Jubiläum. Folkloregruppe und Kindergartenkinder treten auf.

Es kommt nicht auf den exakten Vortrag an. Nein, den einen oder anderen schiefen Ton machen die Kleinen vom Kindergarten mit Leidenschaft wieder wett. So ist ihr Auftritt der umjubelte Abschluss des Festgottesdienstes am Sonntag in der Sülzhayner Kirche.

Eingeladen hat Pfarrer Jochen Lenz aus gutem Grund: Der Turm von St. Katharinen besteht seit 350 Jahren. Mehr weiß Günter Michael Tesch: „1769 und 1770 hatte Zimmerermeister Christian Reichardt ihn erbaut. Damit wurde der insgesamt 55 Jahre währende Umbau der Kirche abgeschlossen.“ 1718 schon hatte man damit begonnen, der Siebenjährige Krieg kam dazwischen. Der Turm entstand auf dem Sockel einer kleineren gotischen Kirche, erbaut vermutlich zwischen 1120 und 1127.

Zuletzt wurde der markante Fachwerkturm 1930 repariert, zitiert Günter Michael Tesch aus den Akten. Nicht überliefert indes wurden dessen genaue Maße. Also nahm der Sülzhayner selbst den Zollstock in die Hand. „Etwa 26 Meter hoch ist der Turm insgesamt, wobei ich bei der Spitze natürlich schätzen musste.“ Am Sonntag nimmt er Interessierte gern zur Turmbesteigung mit, gewährt ihnen einen Blick durch die Schallluken, weist auf die Weule-Uhr aus den 20ern: „Ein Mercedes unter den Turmuhren, mit elektrischem Aufzug.“ Pfarrer Jochen Lenz greift das Turmjubiläum in seiner Predigt auf: Türme würden zum einen uns Menschen beheimaten, uns verwurzeln. Zum anderen würden sie auf den Himmel aufmerksam machen. Eine große Festgemeinde hört zu – fast bis auf den letzten Platz sind die Kirchenbänke besetzt.

Nicht wenige dürfte das Konzert der Folkloregruppe Sülzhayn gelockt haben: ein Chor auf qualitativ sehr hohem Niveau, der die Brauchtumspflege ernst nimmt. Problemlos kann er Kunstlieder wie Franz Schuberts „Launische Forelle“ intonieren, doch vergisst er ebenso wenig das einfache Harzer Liedgut. Und natürlich wird gejodelt – von solcher Inbrunst, dass Gänsehaut aufkommt. Diese zehn Frauen und fünf Männer unter Leitung von Wolfgang Schramm brechen eine Lanze für das Volkslied, was ohne Keyboard-Schlagzeug-Klangteppich auskommt.