Stich-Wort: Jens Feuerriegel über ein merkwürdiges Wochenende.

Nordhausen steht nicht still. Die Stadt bewegt sich nur langsamer.

Es ist wie immer. Die Sommerzeit beginnt frostig. Die verschwundene Stunde ärgert Frühaufsteher. Die Gemüsehändler eröffnen ihren grünen Markt am Rathaus. Opa Kurt arbeitet in seinem Kleingarten. Die Bahn schlängelt sich durch die Straßen. Einzelne Läufer joggen über den Holungsbügel. Die Grimmelallee ist dicht. Und viele Frauen und Männer leisten auch an diesem Wochenende ihre wichtige Arbeit im Südharz-Klinikum – ob in der Notaufnahme, auf den Stationen oder im Labor.

Und doch ist alles anders. Infektionsfälle werden öffentlich gezählt. Wir haben jetzt zwölf. Kein einziges Kind tobt in der Frühlingssonne auf dem Spielplatz im Stadtpark. Oma Martha darf mit ihrem Rollator nicht mehr in den Supermarkt, auch sie muss jetzt den desinfizierten Einkaufswagen nehmen. Die Altstadt verstummt am Samstagabend, weil alle Gaststätten verschlossen sind. Spähtrupps kontrollieren das Einhalten der Kontaktverbote. Zwei Posaunisten des Loh-Orchesters musizieren unter freiem Himmel im Regen und bei kaltem Wind, um besuchslosen Altenheimbewohnern eine Sonntagsfreude zu bereiten. Und das Nordhäuser Krankenhaus muss sich nun schon um drei stationäre Corona-Patienten kümmern.