Marius Koity über den großen Auftritt von Wolfgang Kleindienst.

„Hauen Sie doch mal wieder so richtig rein!“, forderte mich dieser Tage ein Leser auf, als er kurz etwas abgab in der Lokalredaktion. Es ging ihm um Kommunalpolitiker, die die Klappe halten würden, wenn sie diese eigentlich aufreißen müssten, und immer nur dann eine Meinung hätten, wenn keiner mitschreibe.

Wolfgang Kleindienst, Birso/UBV-Stadtrat in Pößneck, hält nie die Klappe. Zu fast allem hat er eine Meinung. So hat er es zu einem der meistzitierten Kommunalpolitiker des Saale-Orla-Kreises geschafft. Ich hab es mal geprüft – im Durchschnitt war er dieses Jahr alle drei bis vier Tage im Blatt. Wäre Kleindienst ein Grüner, hätte man mir längst vorgerechnet, dass das viel zu oft sei im Verhältnis zur Größe und Relevanz seiner politischen Organisation.

Auch wenn er sich mit Leuten wie Bodo Ramelow duzt, ärgert Kleindienst am liebsten Regierende. So wird man bekannt. In Thüringen ist er vielen Menschen ein Begriff. Seit wenigen Tagen wissen auch Hunderttausende in ganz Deutschland über ihn Bescheid.

Am Mittwoch ist im Hamburger Intelligenzblatt „Die Zeit“ nämlich ein doppelseitiges Streitgespräch über die Qualität des öffentlich-rechtlichen Fernsehens erschienen, in welchem ZDF-Chefredakteur Peter Frey so richtig eingeheizt wurde, und unser Pößnecker war da so etwas wie der Ossi vom Dienst. Unter anderem brachte Kleindienst seinen schon in Stadtratssitzungen geäußerten Spruch unter, wonach er sich bei den gebührenfinanzierten Nachrichtensendungen an die Aktuelle Kamera aus DDR-Zeiten erinnert fühle.

Das kann er so sagen. Weil wir heute tatsächlich Meinungsfreiheit haben. Zu Zeiten der Aktuellen Kamera war das anders. Das wird immer wieder gern vergessen.

Die große medienpolitische Bühne hat Kleindienst übrigens der OTZ zu verdanken. In einem unserer Leserbriefe war er über das ZDF vom Leder gezogen und das wollten die Fernsehmacher nun genauer wissen. Da sage noch einer, die Zeitung wirke nicht.