Bibliothekarin Anne Schmidt empfiehlt eine berührende Geschichte aus der Nachkriegszeit

Manchmal ist man nicht auf der Suche nach einem Buch, aber ein ganz bestimmtes Buch findet seinen Weg zu uns. So erging es mir mit dem historischen Roman „I love you, Fräulein Lena“ von Hanna Aden. Auf dem Buchcover liegen sich ein Soldat und eine junge Frau in den Armen. Mein persönliches Interesse an Kriegsliteratur wird mit den Jahren immer größer. Sei es aufgrund der aktuellen Lage, oder die eigene Verbindung zu den Großeltern.

„Oma, wie war das damals eigentlich mit dir und Hitler?“ Diese Frage wurde Hanna Adens Großmutter gestellt, und sie hat all ihre Erinnerungen mithilfe einer elektrischen Schreibmaschine notiert. Aus diesen Notizen, viel Recherchearbeiten und einem Hauch Fantasie hat Aden diesen Roman verfasst und mich damit sehr berührt.

Die Geschichte spielt 1945 in Nordfriesland. Zwei Schwestern aus Pommern sind auf der Flucht und suchen Schutz bei einer Pfarrersfamilie. Endlich sind ihre Tage der Angst, Kälte und Hungersnot vorbei, aber unbeschwert ist das Leben als Flüchtling auch nach der Befreiung nicht.

Der Krieg hat vielleicht den Geschwistern die Familie genommen, aber der großen Schwester nicht ihren Mut und ihre Stärke. Somit übernimmt Lena die Verantwortung für ihre kleine Schwester Margot und ihre gemeinsame Zukunft. Ihre Englischkenntnisse verschaffen ihr eine Anstellung bei den britischen Besatzern. Dies ist ihre Chance, sich ein neues Leben ohne Krieg, mit Hoffnung und vielleicht auch Liebe für sich und ihre kleine Margot aufzubauen. Auch wenn dies bedeutet, Hindernisse zu überwinden und Wege zu gehen, die kein Geflüchteter und vor allem keine Frau zu der damaligen Zeit gehen sollte.

Anne Schmidt ist Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek Sömmerda.