Gedanken zum Wochenende: Pfarrer Joachim Salomon aus Günstedt spricht über Farben

Eigentlich müsste jetzt der Rasenmäher wieder eine Runde durch meinen Vorgarten drehen. Ich hatte ihn vor einigen Wochen aus dem Winterschlaf geholt, nun ist das Gras wieder nachgewachsen. Inzwischen zeigen sich auch die Frühlingsblumen in ihrer Farbenvielfalt, und ich würde sie mit abmähen. Überall grünt und blüht es. Und am Wochenende wird es schon mal ein bisschen Sommer.

Heinrich Heine schreibt in einem Frühlingsgedicht: „Die blauen Frühlingsaugen, schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen, die ich zum Strauß erkor.“

Über den Frühling und die Farben ist viel geschrieben und gedichtet worden. Doch nicht nur der Frühling ist Farbenzeit. Kinder haben ihre Lieblingsfarbe, auch als Erwachsene sind unsere Stimmungen und Gefühle mit den Farben verbunden, die wir um uns haben. Farblich aufeinander abgestimmt soll die Kleidung sein. Besonders bei den prominenten Leuten dieser Welt wird da genau hingesehen.

Vor einiger Zeit ging es in unseren Sommergottesdiensten in Sömmerda um Farben und Farbsymbolik, wo wir sie in der Bibel und in unseren Kirchen finden. Das sind meist die Farben des Regenbogens, der schon früher die Menschen faszinierte, der ihnen auch Angst machte und der beim sich schnell abwechselnden Aprilwetter jetzt zu sehen sein könnte.

Vor den großen Festen wie Weihnachten und jetzt Ostern war viel Violett zu sehen, auch Grün und Rot finden sich im Laufe des Kirchenjahres, die wir ja auch von den Ampeln kennen oder als Positionslampen, die den Weg freigeben, eine Gefahr signalisieren oder der Orientierung dienen.

Jetzt, in der österlichen Freudenzeit, wie wir sie nennen, ist viel Weiß an Altären und liturgischen Gewändern zu sehen. Am Regenbogen ist zwar kein Weiß zu finden und ob es überhaupt eine Farbe ist, darüber gehen ja die Meinungen auseinander. Doch viele Blumen zeigen sich in weiß wie die Maiglöckchen. Und ein Himmelsbote im langen weißen Gewand verkündete im Osterevangelium den erschrockenen Frauen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Dabei saß er in der dunklen Grabhöhle. (Markus 16,5 und 6)

Mag in der Welt das Weiß die Farbe der Kapitulation sein, dass man aufgibt, im geistlichen Sinn ist es die Farbe der Reinheit, der Freude und natürlich des Lichtes und damit auch der Nähe zu Gott.

Der Sonntag jetzt nach Ostern wird der Weiße Sonntag genannt. In der alten Kirche trugen die in der Osternacht Getauften eine Woche lang weiße Gewänder als sichtbares Zeichen, dass sie Christen geworden sind. Und seit einigen Jahrhunderten empfangen in der katholischen Kirche die acht- bis neunjährigen Kinder oft an diesem Sonntag zum ersten Mal das Altarsakrament, die Heilige Kommunion, in Sömmerda wieder im nächsten Jahr.

Ich sehe hinter dem Weiß noch mehr. Es ist eine neutrale Farbe. Sie passt zu allen Kleidungsstücken mit „richtigen“ Farben. Und wie gefärbt wir in unseren Empfindungen sind, ob wir unser Leben und die Welt nur schwarz sehen, ob wir hoffnungsvoll sind – grün –, ob wir die Weite des Himmels und der Welt spüren – blau – oder empfindungsmäßig vor vielen roten Ampeln stehen, wir sind zur österlichen Freude eingeladen, dürfen die Worte Jesu aus Johannes 14,19 an uns heran und in uns hineinlassen: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Zeigen wir uns doch vor unseren Ängsten und Sorgen ganz in weiß. Ihr könnt letztlich nicht über unser Leben bestimmen. Müsst einmal kapitulieren.