Ein Quäntchen Wahrheit ist dran, wenn es heißt: Man wird mit der Zeit betriebsblind. Will heißen: Man nimmt gar nicht mehr wahr, was andere entdecken – zum Beispiel das Schöne ...

Ein Quäntchen Wahrheit ist dran, wenn es heißt: Man wird mit der Zeit betriebsblind. Will heißen: Man nimmt gar nicht mehr wahr, was andere entdecken – zum Beispiel das Schöne vor der Haustür.

Erst zum Thüringentag wieder konnten die Sömmerdaer vielerlei Komplimente entgegen nehmen, persönlich oder in den sozialen Netzwerken. Was es doch für eine schöne Stadt sei, hieß es oft. Während mancher Einheimische den Obermarkt Betonwüste nennt, bietet sich dieser für Feste mit Bühne und Bestuhlung oder als Handelsplatz bestens an.

Andere wiederum sehnen die historischen Straßenzüge zurück, die ab Mitte der 1970er-Jahre dem Abrissbagger zum Opfer fielen. Ab diesem Zeitpunkt wuchsen die Blöcke rund um den Markt aus dem Boden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde viel Geld in Sanierungsarbeiten investiert. Wer den Markt und die Marktstraße heute entlang geht, kann durchaus beeindruckt sein.

Gerade wird im Stadtzentrum zwischen den rot glänzenden Dächern eine Lücke geschlossen. Hier erinnern auch nur noch die schweren grauen Betonziegel daran, dass die Häuser in den 80er-Jahren hochgezogen wurden. Wenn die Gerüste in ein paar Wochen fallen, präsentiert sich die Marktstraße wie ein Sahneschnittchen.

Vielleicht beflügelt das ja einen Anlieger der Straße, eine schon lange klaffende Lücke im Straßenzug gegenüber alsbald bebauen zu lassen.