Diakonin Sylvia Buchmann zum Endspurt bis Ostern.

Mehr als die Hälfte der Passionszeit haben wir geschafft. Wenn Sie in dieser Zeit ganz bewusst auf etwas verzichten oder was Besonderes, Zusätzliches leisten, werden Sie sich freuen.

Aussicht auf das „Ende“! Oder ist es doch ein Anfang? Was wird davon in unserem Alltag nach Ostern noch bleiben? Die Zeitspanne wird kürzer – nun mischt sich immer mehr hoffnungsvolles Weiß in unsere Seelen. Ostern ist nicht mehr weit!

Diakonin Sylvia Buchmann, Evangelischer Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda.
Diakonin Sylvia Buchmann, Evangelischer Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda. © Sylvia Buchmann

Zu Jesu Zeiten machten sich die ersten Pilger auf den Weg nach Jerusalem, um nach alter Tradition (und den Vorschriften! siehe u.a. 2. Mose 13 ff) Passa, das Fest der ungesäuerten Brote mit Familie und Freunden in Jerusalem zu begehen. Ein großes, wichtiges Ereignis, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnern soll. An all das Leid, die Opfer, die Entbehrungen – aber auch an das Ankommen in der neuen Heimat. Dem Land, „wo Milch und Honig fließen“, also fruchtbares Land, das viele gute landwirtschaftliche Güter hervorbringt und die Menschen ernähren kann.

Jerusalem ist aufgebaut, der Tempel ist das Zentrum. Viele Menschen sind in der Stadt, besuchen ihre Familien und Freunde, man trifft sich, genießt die gemeinsame Zeit.

So machte sich auch Jesus mit seiner Gefolgschaft auf den Weg nach Jerusalem – zu eben diesem Passa- Fest. Auf dieser, seiner letzten Reise passiert so viel. Er lässt einen Blinden wieder sehen, er erweckt Lazarus von den Toten, er predigt und unterweist seine Jünger. Sein Ruf und seine Geschichte eilen ihm voraus – auch ganz ohne Facebook und Instagram. Klar, dass das nicht allen gefällt. Unruhe will man zur Festzeit im Ort nicht haben. Das kann man bei den vielen Menschen, die da sind, nicht gebrauchen.

Doch die Menschen sind freudiger Erwartung, sie stehen am Straßenrand, schauen den Pilgern entgegen, freuen sich auf eine mögliche Begegnung mit dem, von dem soviel erzählt – und erwartet – wird. Ist er der Retter, der Erlöser des Volkes Israel? Die Menge jubelt, ruft, singt: „Hosianna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (nach Mk 11,9).

Das Wetter ist schön, die Sonne brennt, die Wege sind staubig. Kinder sitzen auf den Bäumen, um besser sehen zu können. Gewänder, Tücher und Palmenzweige werden auf den Boden gelegt, damit er, auf einem Eselfüllen reitend, nicht in Staub gehüllt wird. Am Rand der Menge stehen Schriftgelehrte, Hohepriester und Vertreter der Staatsgewalt und diskutieren, wie man sein Auftreten und Wirken unterbinden kann. Die Wachen stehen bereit einzugreifen, wenn es befohlen wird.

Jesus zieht in Jerusalem ein, wenige Tage bevor sein Schicksal vollendet wird. Mit Pauken und Trompeten. Von Himmel hoch jauchzend bis (später dann) zu Tode betrübt.

Passa – ein Fest der Erinnerung und der Freude, bevor in die stille Zeit der Karwoche gestartet wird. Palmenzweige werden auch unsere Kirchen schmücken. Gemeinsam wollen wir die Bibeltexte hören und sehen, singen. Wir wollen das Mahl teilen: ungesäuertes Brot und Wein; und das, was das Land dem Menschen gibt. In der Gemeinschaft, nicht allein daheim, mit Familie, Freunden und Fremden. So wie es an Passa üblich war und ist.

Ich wünsche Ihnen alles Gute für diese letzten Passionswochen! Halten Sie durch! Ostern ist nicht mehr weit!