Sömmerda. Das Amtsgericht Sömmerda will beim Tag der Berufe am 4. März auf Ausbildungsberufe in der Justiz aufmerksam machen.

Wie eine Gerichtsverhandlung abläuft, wer in einem Gericht arbeitet, wo Gefangene im Gerichtsgebäude untergebracht werden und welche Ausbildungsmöglichkeiten es in der Justiz tatsächlich gibt – all das können Schüler am 4. März an der Quelle erfahren. Denn zum ersten Mal stellt sich in diesem Jahr das Amtsgericht Sömmerda zum Tag der Berufe vor.

Im Sömmerdaer Landkreis nutzen neben dem Amtsgericht neunzehn weitere Unternehmen die Chance, junge Menschen für eine Ausbildung im Betrieb zu begeistern. Der Tag der Berufe wird seit zwölf Jahren von der Agentur für Arbeit in Thüringen und Sachsen-Anhalt organisiert und richtet sich an Schüler ab der siebten Klasse.

Kristin Wüstemann arbeitet als Justizwachtmeisterin am Amtsgericht. Im Keller des Gebäudes gibt es zwei Zellen.
Kristin Wüstemann arbeitet als Justizwachtmeisterin am Amtsgericht. Im Keller des Gebäudes gibt es zwei Zellen. © Jens König

Ziel ist es, Schüler praxisnah hinter die Kulissen schauen zu lassen. Das Sömmerdaer Amtsgericht bietet am 4. März 20 Schülern die Möglichkeit, in die Arbeit am Gericht zu schnuppern. Auch eine Führung durch das Gebäude ist geplant. „Allerdings können wir nicht versprechen, dass wirklich jeder Raum inspiziert werden kann. Das hängt ganz vom Publikumsverkehr an dem Tag ab“, sagt Direktor Ulrich Lübbers.

Das Amtsgericht hat gleich mehrere Ausbildungsberufe zur Auswahl: Im gehobenen Dienst den des Rechtspflegers, im mittleren Dienst den des Justizsekretärs. Neu im Justizdienst: Die Ausbildung zum Justizwachtmeister, der für Sicherheit und Ordnung im Gerichtsgebäude verantwortlich ist. Aber auch diejenigen, die sich für die Laufbahn eines Richters interessieren, kommen am 4. März nicht zu kurz, versichert Lübbers.

Mit der Teilnahme am Tag der Berufe will das Amtsgericht Interesse wecken, aber auch aufklären: Denn wer glaubt, dass ein Gericht tatsächlich so funktioniert, wie es viele Fernsehsender darstellen, liegt falsch, sagt der Direktor. „Die wenigsten wissen, was Justiz bedeutet und wie ein Gericht arbeitet.“ Der Beruf des Rechtspflegers zum Beispiel sei nahezu unbekannt, bestätigt auch Geschäftsleiterin Ilka Hilpert. Dessen Tätigkeiten seien allerdings wirklich spannend. Ein Rechtspfleger kann nämlich viele Dinge eigenverantwortlich regeln. Zum Beispiel kann er über Anträge von Einträgen ins Grundbuch oder ins Handelsregister entscheiden und in speziellen Fällen sogar Haftbefehle erlassen. Zwangsversteigerungen oder Zwangsverwaltungen gehören zu den schwierigsten Aufgaben eines Rechtspflegers.

Sandy Rick arbeitet als Justizsekretärin in der Geschäftsstelle des Sömmerdaer Amtsgerichts.
Sandy Rick arbeitet als Justizsekretärin in der Geschäftsstelle des Sömmerdaer Amtsgerichts. © Jens König

Um diesen Beruf stärker in den Fokus der Schüler zu rücken, präsentiert sich das Amtsgericht auch auf Berufsmessen in der Region und bietet Schülerpraktika an. Auch Anfragen von Schulklassen, mal an einer Strafverhandlung teilzunehmen, nimmt das Gericht immer gerne entgegen, sagt Ulrich Lübbers.

Bewerbungen um einen Praktikumsplatz kommen oft von Achtklässlern. „Das ist meistens noch zu früh“, so Ilka Hilpert. Denn für den gehobenen Dienst zum Beispiel brauchen die Anwärter Abitur. Zwischen Praktikum und Berufsentscheidung liegen dann mindestens vier Jahre, in denen vieles in Vergessenheit geraten kann.

Das Sömmerdaer Amtsgericht ist kein Ausbildungsgericht. Räumlich zu klein, personell und technisch nicht ausgestattet, begründet das Ilka Hilpert. Ausgebildet werden künftige Rechtspfleger oder Justizwachtmeister allerdings sowieso vom Land Thüringen.

Die Chancen, nach der Ausbildung einen heimatnahen Arbeitsplatz zu bekommen, stehen aber nicht schlecht, sagt Ulrich Lübbers. Der demographische Wandel mache auch vor dem Gerichtsgebäude nicht halt.

Was Bewerbungen betrifft, so könne man sich bisher noch nicht beklagen, sagt Ilka Hilpert. Allerdings sind die Bewerber in den vergangenen Jahren merklich zurückgegangen. Der Tag der Berufe sei eine zusätzliche Möglichkeit, die Arbeit des Amtsgerichts nach außen zu tragen und Interesse für einen der Ausbildungsberufe zu wecken.

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