Vogelsberg. Direktkandidaten im Wahlkreis 17 Christopher Harsch aus Vogelsberg tritt für die SPD für den Thüringer Landtag an

Auf dem Clausberg hoch über Vogelsberg hat man eine wunderschöne Sicht. Auf das Dorf hinunter und in die Ferne. Hier kann man traumhafte Sonnenuntergänge erleben und auch -aufgänge, wenn man durchhält, schwärmt Christopher Harsch. Der Berg sei sein Lieblingsplatz im Landkreis, sagt der 27-Jährige. Als Kind sei er von hier aus manchmal Richtung Kleinneuhausen gelaufen. Damals stand dort Hopfen, dessen Blüten so herrlich rochen...

Heute tritt Christopher Harsch für die SPD zur Wahl des Thüringer Landtags am 27. Oktober an. Er ist im Wahlkreis 17 (Sömmerda II) der jüngste der acht Direktkandidaten.

Sein (kommunal-)politischer Aufstieg seit seinem Parteieintritt vor zehn Jahren ging schnell. Manchmal überlegt der 27-Jährige, ob vielleicht zu schnell. Das werde die Zeit zeigen.

In mehreren Vereinen aktiv

Aufgewachsen ist Christopher Harsch bei seiner Mutter in Sömmerda. Sein Herz habe aber immer an Vogelsberg gehangen, wo der Vater wohnte. Mit 17 beschloss er, in das Dorf zu ziehen. Hier sei es persönlicher, nicht so anonym wie in der Stadt.

Bewusst entschied er sich für ein Studium der Philosophie und Staatswissenschaften in Erfurt. Er wollte in der Nähe seines Heimatortes bleiben. Dort war und ist er in vielen Vereinen aktiv, ist Vorsitzender vom Faschingsverein, Schatzmeister im Schützenverein, Burschenvater im Kirmesverein und Mitglied im Heimat- und Kulturverein. Zudem ist er im Bündnis gegen Rechts, im SV Sömmerda und in der Kreisverkehrswacht.

Deshalb wohl habe seine Großmutter ihn, als er von seiner Landtagskandidatur erzählte, gefragt: „Was willst Du noch alles machen?“, erzählt er lachend. Christopher Harsch legte sich „für die Politik“ erst einmal ein zweites Handy zu, um alles besser trennen zu können.

Immer schon sei er ein relativ politischer Mensch gewesen, erzählt der 27-Jährige. In der Schule habe er gelernt, wie Demokratie funktioniert und habe sich dann alle Parteien angesehen um zu schauen, welche am ehesten das treffe, was er vertreten will. Er entschied sich für die SPD.

Nicht lange nach seinem Eintritt 2009 wurde er als Schatzmeister in den Kreisvorstand gewählt. Irgendwie sei er da so reingerutscht, blickt Christopher Harsch zurück. Seine Wahl zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden sechs Jahre später, im Februar 2018, sei dann schon eine bewusste Entscheidung gewesen. Er habe da auch großen Rückhalt aus der Partei gespürt.

Dann kam der November 2018, Frank Weber gab überraschend seinen Rücktritt als Kreisvorsitzender bekannt. Viele seien dann an ihn herangetreten, auch der Bundestagsabgeordnete Christoph Matschie, in dessen Wahlkreisbüro er seit November 2017 arbeitet. Er habe sich nicht um den Vorsitz des Kreisverbands mit derzeit 79 Mitgliedern gerissen, es aber letztlich gern getan. „Einer muss es ja machen“, sagte Christopher Harsch damals. Aber reicht das für den Landtag? „Ich bin jung, kann noch anders auf die Dinge blicken“, sieht er auch Vorteile darin, dass er noch nicht jahrelang in politische und Verwaltungsstrukturen eingebunden war. Sein Blick sei offener, dynamischer.

Er habe erlebt, dass die Entscheidungsspielräume auf kommunalpolitischer Ebene nicht sehr groß seien, dass viele Richtungsvorgaben vom Land kommen. Daran wolle er mitwirken.

Den Schwerpunkt seiner Arbeit sieht er in der Stärkung des ländlichen Raumes. Ideen dafür müsse man über Landesprogramme fördern und Pilotprojekte starten, fordert Christopher Harsch. So gebe es zum Beispiel Modelle für das Betreiben von kleinen Einkaufsmärkten, in denen nicht täglich Personal da sein müsse, man die Waren selbst ausscanne.

Dem Ärztemangel könne man begegnen, indem man Stipendien an die Bedingung knüpfe, dass die Mediziner nach ihrem Abschluss aufs Land gehen. In Andisleben stelle die Gemeinde einen Raum für Sprechstunden zur Verfügung. Das Land müsse den Kommunen, die das wollen, Geld dafür zur Verfügung stellen, findet der 27-Jährige.

Im Öffentlichen Personennahverkehr sollte aus seiner Sicht der Anschluss an Verkehrsknoten vorangebracht werden. Wichtig sei es, ein Angebot vorzuhalten, auf das man sich verlassen kann, und das nicht in den Ferien ausfällt. Die Busverbindungen für Pendler an Schichtzeiten zu knüpfen, hält Christopher Harsch ebenfalls für sinnvoll.

Um das zu finanzieren, müssten die Bundesmittel aufgestockt werden. Da gebe es einige Projekte, wo man Millionen einsparen könnte, sagt Harsch. Die Anschaffung eines Flugzeugträgers zum Beispiel hält er nicht für notwendig. Da sollte man das Geld lieber in den ÖPNV stecken.

Verwaltungsaufwand verringern

Überarbeitet werden sollten auch die Förderstrukturen, findet Christopher Harsch. Man müsse schauen, wo man was effektiv fördern und wo man Verwaltungsaufwand sparen könne. Das E-Government, also die elektronische Bearbeitung in der Verwaltung, müsse befördert werden. Zudem wünscht er sich kostenlose Ganztagsangebote in Kindergärten und Schulen. Mit solchen attraktiven Angeboten werde es gelingen, junge Leute in Thüringen anzusiedeln.

Christopher Harsch sieht sich selbst als sehr analytisch, er wäge gern faktenbasiert ab. Inwieweit sein Wunsch nach einem Direktmandat realistisch ist, könne er schlecht sagen. Mit Platz 38 hat er über die Landesliste keine Chance. Dass er so weit hinten landete, habe ihn schon sehr enttäuscht. Ziel sei für ihn, das Ergebnis der letzten Wahl zu steigern, es lag 2014 im Wahlkreis für die SPD bei 10,1 Prozent. Bis dahin wolle er noch möglichst viel mit den Menschen reden, das sei ihm wichtiger als die Materialschlacht mit Plakaten.

Kurze Fragen

Wie lautet Ihr Lebensmotto?

„Do or do not. There is no try.“ (Meister Yoda)

Was tun Sie morgens nach dem Aufstehen als erstes?

Aus dem Dachfenster nach draußen schauen.

Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis?

2. Platz Landesmeisterschaft in einer Billard-Disziplin.

Und was war Ihr schlimmstes Erlebnis?

Das Gleiche wie das schönste, da ich aufgrund meiner Nervosität so schlecht gespielt habe.

Verraten Sie uns Ihr größtes Hobby?

Ehrenamtliche Arbeit und zum Entspannen bei Netflix eine Serie oder einen Film schauen.

Ihr Lieblingsbuch?

„Der Mythos des Sisyphos“ (Albert Camus)

Welche Art von Musik hören Sie am liebsten?

Wechselhaft. Zurzeit läuft bei mir Folk, Rock und Hip Hop.

Ihr Lieblingsessen?

Im Restaurant am liebsten Burger, zu Hause bin ich am liebsten Gast bei meiner Oma.

Was erzürnt Sie?

Mich ärgert ein Trend des Festhaltens an Hergebrachtem. Nicht alles Neue ist gut, aber wir müssen allen Prozessen offen begegnen.

Ihre Stärken?

Kritisches Denken, große Empathie und ein pragmatischer Stil.

Ihre Schwächen?

Ein perfektionistischer Antrieb.

Haben Sie Haustiere?

Aktuell leider nein. Zuletzt hatte ich einen Hund, einen Irish Setter.

Was mögen Sie eher: Sommer oder Winter?

Die Zeit dazwischen.

Wohin fahren Sie im Urlaub: lieber ans Meer oder eher in die Berge?

Im Sommer eher Meer, sonst die Berge.

Was würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?

Ein paar Bücher, einen Bleistift und Notizblock.

Und wen?

Meinen besten Kumpel.