Rastenberg. Rührige, meist rüstige Ehrenamtler des Vereins organisieren bereits zum 18. Mal mit großem Aufwand Festwochen der Kreativität in Rastenberg: wechselnde Ausstellungen in 3 Galerien, Kinderkunst-Wettbewerb, Kleinkunst und Konzerte.

„Da übernehme ich einmal den Ausschank – und dann kommen 120 Leute und die Getränke laufen wie Hanne!“, beschwert sich Karin Metze. Aber die Empörung ist gespielt, das Augenzwinkern verrät die Freude. Zur Mitte des diesjährigen Rastenberger Kunstherbstes hat das Konzert mit den unsterblichen Abba-Melodien, dargeboten von der Gruppe „Troubled Mellowdy“, die Erwartungen der Gastgeber weit übertroffen. Das Kunsthaus Josefskirche war ausverkauft. Zusätzliche Sitzgelegenheiten mussten herbeigeschafft werden. Ein schöner Erfolg für den Verein, der den Veranstaltungsreigen stemmt. „Sonst haben wir es aber schwer“, sagt Anita Petzak vom Vereinsvorstand. Die inzwischen 18. Auflage des Kunstherbstes ist keine Ausnahme. „Das Jahr über klagt fast jeder, mit dem du sprichst, dass in Rastenberg zu wenig los ist, machst du dann Angebote, kommt kaum einer“, ist sie ein wenig enttäuscht.

Die Bilder von Stefanie Siebenborn im Kunsthaus Josefskirche haben es Robert (5 Jahre und ein halbes!) angetan.
Die Bilder von Stefanie Siebenborn im Kunsthaus Josefskirche haben es Robert (5 Jahre und ein halbes!) angetan. © Jens König

Das vergangene Wochenende brachte auch den in den Jahren für den Kunstherbst typisch gewordenen „Tapetenwechsel“ in den drei bespielten Galerien. Nach den Gastkünstlern übernahmen die Eigengewächse. Malerin Kerstin Wolf aus Kölleda hatte zuvor mit dem Kranichfelder Steinbildhauer Stefan Böhm im Kunsthaus ausgestellt. Abgelöst wurde ihre Schau jetzt durch eine Ausstellung mit dem Motto „Wir leben’s bunt“. Gezeigt werden eindrucksvolle Arbeiten aus dem Lebenshilfewerk Apolda/Weimar. Die vielfältigen Werke entstanden, inspiriert vom Bauhaus oder Hundertwasser – im von Martina Heller geleiteten Kunst-Atelier.

In die Kleine Marktgalerie, wo zuvor Fotografien der Burgwendenerin Kerstin Kallenberg („Zeit für Stille – Zeit für Gott“) zu bestaunen waren, treten gerade die Arbeiten zweier Mitglieder des Kunstherbstvereins in einen Dialog. „Berührt“ ist als Thema vorgegeben. Sabine Adam aus Ötzberg, Architektin und gebürtige Rastenbergerin, zeigt im Wortsinne daheim, quasi im ehemaligen elterlichen Schaufenster, ihre oft auf Holz und im Hochformat geschaffenen Figurenkompositionen. Dazwischen „schmuggelt“ sich Marlen Siegmund mit ihren minimalistisch-miniaturistisch anmutenden Schwarz-Weiß-Arbeiten. Was aussehe wie mit ganz spitzem Bleistift und großer Geduld gezeichnet, hatte oft auch computerisierte Zwischenschritte, weiß Anita Petzak zu erzählen. Marlen Siegmund, Biochemiestudentin in Göttingen, ist mit ihren 20 Jahren das jüngste Mitglied im Rastenberger Kunstherbstverein – und senkt den Altersdurchschnitt doch ganz rapide. Nestor im Verein ist mit seinen 80 Lenzen Herbert Meyer. „5 aktive und insgesamt 15 Mitglieder“, bilanziert Anita Petzak, die die meisten organisatorischen Aufgaben nahtlos übernommen hat, seit ihr Mann Michael aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste. „Das war logisch, hat sich einfach so ergeben“, sagt sie. Sie kenne schließlich die Wege, die gegangen werden müssten.

„Berührt“ – diesen Moment hat Marlen Siegmund 2019 mit Bleistift auf Papier eingefangen. Der Titel ist zugleich Motto der Gemeinschaftsausstellung von Siegmund und Sabine Adam in der Kleinen Marktgalerie während des 18. Rastenberger Kunstherbstes (noch bis 26. Oktober).
„Berührt“ – diesen Moment hat Marlen Siegmund 2019 mit Bleistift auf Papier eingefangen. Der Titel ist zugleich Motto der Gemeinschaftsausstellung von Siegmund und Sabine Adam in der Kleinen Marktgalerie während des 18. Rastenberger Kunstherbstes (noch bis 26. Oktober). © Jens König

Marlen Siegmund wirkt nicht nur selbstverwirklichend künstlerisch. Sie ist auch schon „im Lehrbetrieb“. Einmal im Monat bietet sie einen Malkurs in der Rastenberger Grundschule an. In der Rathausgalerie, wo zuvor die Ostfriesin Michaela Müller aus Westoverledingen ihr „Farbenspiel“ ausbreitete, kommt Karin Metze nun endlich auch künstlerisch zum Zuge. Sie überrascht jedes Jahr aufs neue – nun, seit sie Rentnerin ist, erst recht. Sie experimentiert mit Farben, Formen, Materialien. „Querbeet“ will sie sich auch im Motto keine Fesseln anlegen.

Inspiration hat sie sich unter anderem im Mexiko-Urlaub geholt. Ihr 80-jähriger Reiseleiter Pluma Blanca (Weiße Feder) hat sie so beeindruckt, dass sie ihn samt der Pyramide von Chichn Itzá und mythologischen sowie stellaren Motiven in Acryl und Spray in Szene setzte. „Dafür musste ich in die Garage“, lacht sie. Ihr Mann akzeptiert bei ihr in Sachen Kunst eine Menge, aber nicht alles überall...

Die Dauerausstellung im Kunstherbst gehört wieder dem Kinderwettbewerb. „Traumzauberbaum“ ist diesmal der Leitgedanke – und die Genehmigung zur Nachnutzung hat Reinhard Lakomys Witwe den Rastenbergern gern erteilt. Monika Ehrhardt-Lakomy gehört auch der Jury an, in der zudem Bürgermeisterin Beatrix Winter, Martina Weise-Watzek vom Jugendamt des Landkreises sowie die Jugendlichen Karl Rackow und Patricia Bognar sitzen.

Der „Hase“ auf einem umhäkelten Podest ist ein Werk von Marko Seifert. Zu sehen ist er in der Josefkirche und entstanden im Kunst-Atelier des Lebenshilfe-Werkes Weimar-Apolda.
Der „Hase“ auf einem umhäkelten Podest ist ein Werk von Marko Seifert. Zu sehen ist er in der Josefkirche und entstanden im Kunst-Atelier des Lebenshilfe-Werkes Weimar-Apolda. © Jens König

Die Sieger werden am 23. Oktober ab 10 Uhr gekürt.

Zuvor (12. Oktober) steigt um 19.30 Uhr noch die berühmte Gloriosa vom Glockenturm des Erfurter Doms: Schauspielerin Annette Seibt erzählt deren spannende Geschichte.

Am 26. Oktober wartet zum Kunstherbst-Kehraus 2019 schließlich noch eine musikalische Weinverkostung mit dem Thüringer Weingut Bad Sulza und Livemusik der „Evergreen Frogs“.

Die Ausstellungen (Eintritt 1 Euro) sind samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen dienstags 9 bis 12 und 13 bis 13 Uhr im Bürgerbüro im Rastenberger Rathaus .