Henschleben. Nabu lädt am 12. Oktober zur Zugvogelbeobachtung am Rückhaltebecken Straußfurt ein. Treff am Damm in Henschleben

Die Voraussetzungen, um Vögel am Straußfurter Rückhaltebecken beobachten zu können, könnten nicht besser sein: Nicht nur, dass für Samstag 20 Grad Celsius und Sonnenschein vorhergesagt sind, auch der Wasserspiegel ist bereits so weit abgesenkt, dass Kiebitze, Grünschenkel und Alpenstrandläufer Einzug gehalten haben. „Sie kommen erst, wenn sie im Schlamm ausreichend Nahrung finden“, erklärt Nabu-Vogelexperte Tino Sauer.

Er freut sich darauf, am Samstag mit vielen Naturfreunden die Faszination des Vogelzuges teilen zu können. In der Zeit von 8.30 bis 15 Uhr lädt der Nabu Thüringen zur Vogelbeobachtung an das Rückhaltebecken in Straußfurt ein. Treffpunkt ist der Zwischendamm in Henschleben. Die Naturschutzorganisation beteiligt sich damit das achte Mal an der europaweiten Aktion „Birdwatch“.

„Das Interesse ist jedes Jahr groß. 2018 haben wir 120 Gäste, darunter Ornithologen, aber auch viele interessierte Familien begrüßt“, berichtet Sauer, der mit weiteren Nabu-Mitgliedern Fragen beantworten und Einblick in die Naturwelt geben wird. Zu beobachten gibt es viele Wattvögel, auch Lemikole genannt. Sie bleiben so lange, bis es nichts mehr zu fressen gibt. „Die Kiebitze zum Beispiel brechen erst Ende November/Anfang Dezember auf. Sie müssen auch nicht so weit ziehen. Frankreich ist für sie keine Entfernung. Mit dem ersten Frost sind sie schlagartig weg“, sagt er.

Guter Dinge ist Sauer, am Samstag in Henschleben auch die ersten Kraniche sehen zu können. Wie der Vogelexperte zu berichten weiß, sind sie bereits unterwegs. In Kelbra seien die ersten schon da. „Die großen Schwärme sammeln sich momentan noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Es ist einfach noch nicht kalt genug“, erklärt er und verweist auf die Statistik. Die nennt die Zeit um den 10. und 11. Oktober als Richtwert für die Ankunft der Kraniche in Straußfurt. Die Vögel nutzen das Rückhaltebecken als Schlafplatz. Nahrung finden sie auf den abgeernteten Feldern. Mit Einbruch der Dämmerung schweben sie ein und suchen sich einen Platz, der ihnen eine freie Sicht ermöglicht. Hundebesitzer bittet der Vogelexperte deshalb, ihre Tiere an der Leine zu lassen. Zugenommen hätten Vorfälle, bei denen Vierbeiner die Vögel aufgeschreckt hätten.

Der zweite trockene Sommer in Folge sei insgesamt an der Vogelwelt nicht spurlos vorbeigegangen. Besonders die Vögel, die sich von Insekten ernähren, hatten es schwer. „Heuschrecken waren sehr spärlich. Schmetterlinge gab es so gut wie gar nicht. Amseln mussten, da es keine Regenwürmer gab, ihre Jungvögel mit Käfern groß ziehen“, sagt Sauer. Doch dramatischer sei es bei den Luftjägern. Bei den Jungvögeln der Schwalben zum Beispiel seien nur die Stärksten „durchgekommen“. Nicht anders war das bei den Greifvögeln, da es zu wenig Hamster und Mäuse gab, sagt er. Viele Turmfalken und Schleiereulen hätten gar nicht gebrütet.

Vogelzug live erleben: Samstag, 12. Oktober, 8.30 bis 15 Uhr am Rückhaltebecken Straußfurt, Treff: Henschleben, Zwischendamm