Sömmerda. Alle Achtklässler des Landkreises Sömmerda besuchen Anti-Drogen-Zug. Auch interessierte Bürger sind willkommen

Kinder im Landkreis Sömmerda fangen um das sechste Lebensjahr an, mit Tabakprodukten zu experimentieren. Zwischen dem 11. und 12. Lebensjahr steigt die Zahl der Jugendlichen, die mit Zigaretten Erfahrungen machen.

„Das sind Erkenntnisse einer anonymen Fragebogenumfrage unter Achtklässlern, die im vergangenen Jahr den „Revolution Train“ in Sömmerda besucht haben“, berichtet Amtsärztin Dr. Dagmar Dammers. Für sie Gründe, das Drogenpräventionsprogramm im Landkreis nicht nur fortzusetzen, sondern noch auszuweiten. Gelungen ist es, den aus Tschechien stammenden Anti-Drogen-Zug ein zweites Mal nach Sömmerda zu holen. Am 17. und 18. September wird der Zug am Bahnhof Halt machen.

Der steigende Drogenkonsum, vor allem der synthetische Droge Crystal im Landkreis, war im vergangenen Jahr Anlass, einen Arbeitskreis Sucht im Landkreis Sömmerda in Leben zu rufen. Mitglieder der Polizei, des Amtsgerichtes, des ASB Kreisverbandes und des Jugendtreffs B27 der Stadt Sömmerda schlossen sich zusammen. Ebenso gehören Vertreter des Thepra Landesverbandes, des Jobcenters sowie des Landratsamtes dem Kreis an. Sie haben erneut alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Sponsoren zu finden. „Der Anti-Drogenzug wird ausschließlich über Spenden finanziert“, berichtet Mandy Reichhardt, im Landratsamt zuständig für Gesundheitsfürsorge und Prävention. 20.000 Euro wurden gesammelt. Eingegangen sind viele Einzelspenden von Ärzten, Rechtsanwälten und Bürgern, die die Aktion unterstützen wollen. Doch ohne die Hilfe des Justizministeriums, welches Lottomittel zur Verfügung stellte, und die Unterstützung der Sparkassenstiftung wäre der erneute Anlauf gescheitert, sagt die Amtsärztin.

Die Mitglieder des Arbeitskreises haben nicht nur das Geld zusammen getragen, sie bieten auch die Manpower, um die Begleitung der Jugendlichen durch den Zug und die Nachbereitung in den Schulen abzusichern. „Wir haben im Vorfeld sieben neue Zugbegleiter ausbilden lassen. Damit stehen uns jetzt insgesamt 14 zur Verfügung. Eine Voraussetzung, um den Zug überhaupt zwei Tage nach Sömmerda zu holen“, erklärt Mandy Reichardt. Eingeladen wurden die Achtklässler aus allen Schulen des Landkreises, den Anti-Drogen-Zug zu besichtigen. „Wir haben einen genauen Zeitplan entwickelt, damit wir an den beiden Tagen allen Schülern die Teilnahme ermöglichen können“, sagt sie.

Im Zug werden Jugendliche Abteil für Abteil erleben können, wie eine Drogenkarriere beginnen und wie tragisch sie enden kann. Es gibt kleine Kinos, eine Polizeistation, ein Gefängnis, einen nachgestellten Unfall und ein sogenanntes Drogennest. Das Thema wird multimedial und interaktiv umgesetzt. „Ziel ist es, die Schüler zum Nachdenken über legale und illegale Suchtmittel anzuregen und sie für damit einhergehende Folgen und Gefahren zu sensibilisieren“, erklärt Mandy Reichhardt.

Wie auch im Vorjahr soll es direkt neben dem Zug eine Meile an Ständen mit Beratungs- und Hilfsangeboten geben. Umfangreicher als im letzten Jahr ist das Angebot für interessierte Bürger, insbesondere für Eltern. An beiden Tagen können sie ab 15.30 Uhr den Zug besichtigen. „Das Interesse ist groß. Die Plätze sind so gut wie ausgebucht“, berichtet Many Reichhardt.

Wie sie ankündigt, wird es am 18. September um 17.30 Uhr noch eine spezielle Führung für Fachkräfte und Vertreter aus Politik und Öffentlichkeit geben. Im Anschluss ist eine Gesprächsrunde zum Thema „Drogenprävention und Suchthilfe in Schulen“ vorgesehen. Neben Fachkräften aus der Region haben sich dafür Dieter Lauinger, Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, und Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie ihre Teilnahme angekündigt.