Elxleben. Die Rollstuhl-Basketballer der Thuringia Bulls untermauern bei der Generalprobe vor dem Saisonstart ihre Ausnahmestellung.

Das acht Meter hohe Gerüst an der Hallenwand lässt erahnen: Zum Heimspiel-Auftakt am 3. Oktober ge­gen Hannover (15 Uhr) wird sich die Bullen-Heimstätte in neuem Glanz präsentieren. Eine moderne Anzeigetafel steht bereit; das Logo des Triple-Siegers soll in den nächsten Tagen von der Längsseite strahlen.

Zuvor war jedoch der Manager gefordert. In Ermangelung an kurzfristig verfügbaren Malerfirmen griff Lutz Leßmann selbst zu Pinsel und Rolle - und strich die Wand leuchtend weiß. Auch die Arbeit weit oben unter der Hallendecke schreckte ihn nicht: Wer mit seinen Thuringia Bulls alle sportlichen Gipfel erklommen hat, der kennt offenbar keine Höhenangst.

Vor der neuen Saison ist Leßmann ebenso wenig bange. „Die Truppe ist charakterlich so stark, da wird es keine Motivationspro­bleme geben“, meint er überzeugt. Im vergangenen Spieljahr hatten die Rollstuhlbasketballer aus dem kleinen Elxleben den großen Coup gelandet: Meisterschaft, Pokalerfolg, Champions-League-Triumph - und dies alles ohne eine Niederlage.

Ein Nimbus, den das Team so lange wie möglich wahren will. Jake Williams, der Scharfschütze aus den USA, gehört nicht zu den Redseligsten. Nach seiner Ankunft letzte Woche im Bullenstall stellte er gegenüber Trainer Michael Engel aber unmissverständlich klar: „Ich will auch diese Saison kein Spiel verlieren.“

Wiesbaden hat keine Chance, München erhält Lehrstunde

Entsprechend fokussiert präsentierte sich die Mannschaft bei dem zweitägigen Vorbereitungsturnier, bei dem sechs Bundesligisten eine Woche vor dem Start traditionell ihre Form überprüften. In der Vorrunde bezwangen die Bullen zunächst Rahden mit 87:70. Der starke Aufsteiger wird übrigens von Josef Jaglowski trainiert, der bis 2016 noch in Elxleben das Sagen hatte.

Anschließend ließen die Thüringer Wiesbaden keine Chance (76:39) und erteilten auch München im Halbfinale am Sonntag mit 93:36 eine Lehrstunde. Im Endspiel hieß erneut der Gegner Rahden, dem Engel auf Anhieb einen Platz unter den Top 4 zutraut: „Die erinnern mich ein bisschen an Kaiserslauterns Fußballer in der Saison 1997/98“, erklärt Engel. Nur deutscher Meister dürfen die Ostwestfalen nicht werden, betont der eingefleischte FCK-Anhänger. Diesen Titel will natürlich er verteidigen.

Im Finale stellten seine Bullen auch ohne Jitske Visser (Ellenbogen-OP) sowie die noch fehlenden Matt Scott und Dylan Fischbach ihre Ausnahmestellung im Rollstuhl-Basketball un­ter Beweis. Und angesichts des 77:62-Erfolges sowie des souveränen Turniersieges gestand Engel: „Wir sind schon erschreckend weit.“

Ernst wird es Samstag, wenn in München der Liga-Startschuss fällt (16.30 Uhr). Zumindest Scott ist dann mit dabei; er kommt direkt von Flughafen in die Halle.

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