Beichlingen. Warum der Graf von Beichlingen dereinst Schloss Beichlingen und das Umland verkaufen musste

Der Maler Christoph Hodgson gestaltete im Jahr 2004 einen Raum neben der Schlossgaststätte. Dort ist u. a. in frei erfundener Gestaltung der Verkauf von Burg und Restbesitz der Grafschaft Beichlingen durch Graf Adam von Beichlingen (1465-1538) an Ritter Hans von Werthern (1443-1533) dargestellt. Dieser Verkauf fand am Montag nach Kiliani (St .Kilian) statt, also am 11. Juli im Jahr 1519. Auf den Tag genau vor 500 Jahren also wechselten Burg und Grafschaft Beichlingen den Besitzer. Zurück zum Titelbild:

Der Graf von Beichlingen, vorn rechts, sitzt mit gesenktem Kopf an einem Tisch. Ein Mönch zeigt ihm in einer Geldtruhe die Kaufsumme. Ein Schreiber, links mit roter Kopfbedeckung, dokumentiert den Verkauf. Jedoch im Zentrum des Bildes dominiert Ritter Hans von Werthern die Szene, selbstbewusst und offenbar froh, dass die Kaufverhandlungen nunmehr einen erfolgreichen Abschluss gefunden haben.

Juli 1519 – Besitzerwechsel

Zu den markantesten und bedeutendsten Ereignissen in der mehr als 1000 Jahre alten Geschichte von Burg bzw. Schloss Beichlingen zählt der Besitzwechsel des Jahres 1519, der Burg und Landbesitz in die Hände der Herren und späteren Grafen von Werthern brachten, die dann bis 1945 maßgeblich die Geschichte des Schlosses und des Umlandes geprägt haben.

Nicht erst ab 1485, als Graf Adam von Beichlingen die Grafschaft übernommen hatte, sah es schlecht aus um die alte Stammburg der Beichlinger und deren Land- und Waldbesitz. Schon Adams Vater Johann († 1485) musste „aus Noth und großer Schuldung willen, darin ihn seine Eltern gelassen haben“ Besitz verkaufen oder verpfänden. In der älteren Literatur heißt es, dass die späten Beichlinger Grafen schlechte Wirtschafter waren, über ihre Verhältnisse lebten, stark durch Verwicklungen in Kriege und Fehden des Spätmittelalters gelitten haben und im ausgehenden 15. Jahrhundert Machtverfall und Niedergang nicht mehr aufhalten konnten.

Für Graf Adam von Beichlingen kommt zusätzlich erschwerend dazu, dass er um 1500 ein großes Bau- bzw. Umbauprogramm auf Burg Beichlingen startete, das ihn finanziell so stark belastete, dass ein Verkauf seines Besitzes nicht mehr zu umgehen war. Diese Verkaufsabsichten haben nicht erst 1519 bestanden, der Plan dazu wurde schon Jahre vorher gefasst. Kaufinteressenten waren zunächst die Grafen von Mansfeld. Aber das Verkaufsprojekt scheiterte am Einspruch des Landesherrn, Herzog Georg von Sachsen, im Jahr 1518. Der Herzog befürchtete wohl einen zu großen Machtzuwachs derer von Mansfeld. So wurden darauffolgend Kaufverhandlungen mit Ritter Hans von Werthern aufgenommen, der das Vertrauen des Herzogs Georg besaß und sich als Beamter in sächsischen Diensten bewährt hatte.

Seit 1470 war Hans von Werthern im Besitz der Herrschaft Wiehe. Er hatte dann bald nach 1500 bereits die weiter südlich gelegenen Besitzungen, die zeitweilig (bis 1457) zur Beichlinger Grafschaft gehörten und dann an die Grafen von Schwarzburg und Stolberg kamen, an sich gebracht. Dazu gehörten u.a. Orlishausen, Ellersleben, Frohndorf Großneuhausen, Kleinneuhausen, Bachra, Rettgenstedt, Backleben, Battgendorf, Dermsdorf und Schillingstedt.

Dazu kamen noch einige andere kleinere Erwerbungen in der Gegend (z.B. Wüstung Wallendorf bei Frohndorf, 1516).

Hat man jetzt die geografische Situation im Blick mit dem Besitz der Herrschaft Wiehe im Norden von Beichlingen und mit dem Besitz der Herrschaft Frohndorf im Süden von Beichlingen, so fehlte Hans von Werthern zur Abrundung seines Besitzes, zur Verbindung beider Besitzkomplexe, der kleine, zusammengeschrumpfte Restbesitz der einst mächtigen Beichlinger Grafen. Das mag Kaufinteresse und Kaufentscheidung maßgeblich befördert haben. Für 43.000 Gulden wechselte die Grafschaft Beichlingen 1519 den Besitzer, 1528 wurde mit dem Dorf Leubingen der letzte Restbesitz für 6500 Gulden von Hans von Werthern erworben.

Graf Adam von Beichlingen erwarb 1520 mit diesem Geld Burg und Stadt Gebesee und 1522 Burg und Herrschaft Krayenburg an der Werra. Dort starb er 1538. Keiner seiner 7 Söhne konnte das Geschlecht der Beichlinger fortführen. Es starb 1567 mit Bartholomäus Friedrich (Gebesee) aus.

Hans von Werthern jedoch konnte den neuerworbenen Besitz wahren. Beichlingen wurde zunächst von seinem ältesten Sohn Georg verwaltet und kam 1536 an den zweitgeborenen Sohn Dietrich, dessen Söhne Wolfgang, Philipp und Anton die Linie fortsetzen. Die nachfolgenden Abschriften der Verkaufsurkunde sowie der Bestätigung durch den Landesherren, Herzog Georg von Sachsen, basieren auf Urkundenabschriften von 1555, die durch den Historiker Förstemann im Jahr 1833 zusammengefasst, bearbeitet und veröffentlicht wurden.