Die Andacht zum Wochenende für den Landkreis Sömmerda

„Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben. Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme“. So fragen die Jünger Jesu, nachdem etwa 5000 Menschen Jesus zugehört haben und nun hungrig sind. Es ist die ewig bleibende Frage, wie wir mit der Not und dem Leid in dieser Welt umgehen.

Wir schauen in unsere Geldbörse und auf unser Girokonto und merken: Es ist nicht genug da, um allen zu helfen. Wie handeln wir verantwortlich? Wie teilen wir die Kräfte ein? Wie gehen wir um mit unseren Möglichkeiten? Und es ist nicht nur die rein materielle Not bei uns und in der Welt.

„Was geben wir ihnen zu essen?“ Diese Frage stellten sich viele Eltern, die zwei oder drei Kinder großzuziehen haben. Es ist oft nicht die Schwierigkeit, das Mittagessen auf den Tisch zu bekommen. Aber was die Kinder brauchen, überfordert so manche Eltern. Zwei oder drei Kinder verlangen so viel an Zeit, an Geduld, an Aufmerksamkeit, an Einfühlung, an Begleitung, an Dasein, an Zeit – im Übermaß oft. Und oftmals verlangt es an jedem Morgen zu viel. Oder denken wir an Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen und genau wissen, was auf sie zukommt. Sie müssen verfügbar sein, nicht nur acht Stunden, sie dürfen keine Fehler machen, perfekt sein, nützlich, fehlerfrei wie eine Maschine und kein Mensch. Doch jeder von uns hat Nerven, hat seine Fehler und Stärken und Schwächen.

„Es ist nicht genug, dass ein jeder ein wenig bekomme.“ Wir sind vernünftig und können rechnen und wissen: Mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein können wir nirgends geben. Wo wir anfangen, vernünftig und logisch zu rechnen, sind wir bankrott und hilflos – weil diese Welt nicht vernünftig ist, nicht maßvoll und überschaubar. Diese Welt ist in jeder Not und Beanspruchung gierig, unersättlich und chaotisch.

Das biblische Evangelium für diesen Sonntag erzählt davon, dass irgendwo in der Schar der 5000 Menschen ein kleiner Junge fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat. Dieser kleine Junge weiß keine Antwort auf die Not von 5000 Menschen. Würde man ihn fragen, er würde kaum die Frage verstehen. Das, was der Junge hat, reicht in etwa für ihn selbst und vielleicht noch für seine Geschwister.

Aber er ist bereit, das wenige, was er hat, zu geben und zu teilen. Und es gibt diesen kleinen Jungen in jedem von uns. Dieser kleine Junge oder dieses kleine Mädchen, die nicht wissen, wie es weitergeht, und die trotzdem das bisschen, was ihnen möglich ist, in die Waagschale werfen.

Was auch sonst ließe sich tun, als dass wir mit dem bisschen, was wir sind und vielleicht doch tun können, uns riskieren und einbringen in diese Welt? Das bisschen an gutem Willen, Mitgefühl, Bereitschaft, an Offenheit und Mitleid – das können wir schenken und geben.

Den Kindern nicht den Himmel auf Erden versprechen – aber so viel Zeit, wie uns ehrlicherweise möglich ist. Und das genügt oftmals. Die Arbeit so gut tun, wie es geht – nicht 120 Prozent. Arbeitswissenschaftler sprechen davon, dass es genug und gut ist, 80 Prozent Leistung zu geben. Das bisschen, was wir wirklich gerne und freiwillig geben können, genügt objektiv wahrscheinlich nicht. Aber als Menschen müssen wir keine Heldentaten vollbringen – ein Stückchen von uns selbst reicht oftmals aus.

In dem Kloster Taize in Frankreich arbeiten und leben etwa 100 Mönche von ihrer Hände Arbeit – und der Abt Frere Roger hatte bei seiner Arbeit mit Tausenden und Abertausenden von Jugendlichen erfahren: Auch wenn wir nur ganz wenig haben und geben können, ist es uns möglich, mit dem wenigen viel zu geben und zu schenken. Die kleinen Kinder in uns mögen reden und handeln: die leise, wirklich eigene Stimme des Mitgefühls, der Barmherzigkeit und des Verstehens. Das genügt.