Rastenberg. Der Schulleiter der Finneck-Schulen „Maria Martha“ Rastenberg meldet sich zum schlechten Abschneiden Deutschlands bei der Pisa-Studie zu Wort.

„Ergebnis der Pisa-Studie beschäftigt Schulen“ – unter dieser Überschrift veröffentlichte die Thüringer Allgemeine in der vergangenen Woche einen Artikel, bei dem auch Schulleiter des Landkreises Sömmerda zu Wort kamen.

Ausgangspunkt war das schlechte Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Leistungsvergleich. Ich möchte mich als Schulleiter der Finneck-Schulen (Schulen in freier Trägerschaft) ebenfalls kurz zu diesem Thema äußern: Aus meiner Sicht gibt es eine Vielzahl von Faktoren bezüglich negativer Effekte beim Lernen und damit für das in der Pisa-Studie attestierte allgemein sinkende Leistungsniveau an deutschen Schulen. Einige Faktoren sind von den Schulleiterkollegen in dem oben genannten Artikel benannt worden. Das Reduzieren von Stunden im Bereich Deutsch und Mathematik beziehungsweise Naturwissenschaften und somit eine Reduzierung des allgemeinen Anforderungsniveaus in diesem Bereich ist da sicher ein wichtiger Punkt.

Es gibt allerdings auch Möglichkeiten, dem negativen Trend im eigenen Zuständigkeitsbereich entgegenzuwirken. Man sollte sich als Schule beziehungsweise als Pädagoge immer mal die Frage stellen: Was motiviert und was demotiviert meine Schüler? Oder: Begreife ich Schulentwicklung als stetigen Prozess und lasse kreative Lösungen in meiner Schule zu?

Spaß am Lernen zu kultivieren und den Ehrgeiz von Schülern zu wecken, sind aus meiner Sicht primäre Aufgaben der Pädagogen. Im besten Fall gelingt das sogar gemeinsam mit den Eltern.

Zum Thema „Einflussfaktoren auf den Lernerfolg“ wird in der Erziehungswissenschaft seit einigen Jahren die sehr umfangreiche Metastudie von Prof. John Hatti zitiert. Eine Kernaussage ist, dass ein guter Lehrer seinen Unterricht immer durch die Augen seiner Schüler betrachten sollte.

Diese Studie belegt wissenschaftlich, welche zentrale Rolle der Lehrer bei den individuellen Lernerfolgen von Schülern spielt. Unbestritten ist allerdings, dass eine fehlende Unterstützung aus den Elternhäusern individuelle Lernerfolge der Schüler erschwert. Überforderte Lehrer können die oben genannten Erwartungen nicht erfüllen. Im schlimmsten Fall vermiesen sie Schülern eher die Schule und den Spaß am Lernen. Lernbarrieren werden dann oft unüberwindbar. Jeder von uns kennt das aus seiner eigenen Lernbiografie.

Wie es zu solchen Überforderungen kommt, ist dabei sehr vielfältig; oft nicht hausgemacht. Beispiele dafür sind die steigende Anzahl von Schülern mit pädagogischem und sonderpädagogischem Förderbedarf in den Klassen ohne ausreichende personelle Ressourcen oder ohne fachliche Expertise. Daraus resultiert ein hoher Krankenstand, der für mehr Vertretungsstunden bei den noch vorhandenen Pädagogen sorgt.

Und mal ganz im Ernst, Vorurteile über die Arbeitsmoral und die „geringen“ Arbeitszeiten von Lehrern, die an vielen Stellen außerhalb der Schule kultiviert werden, sorgen auch nicht für eine gesellschaftliche Akzeptanz dieses Berufsstandes. Junge Menschen suchen sich dann doch lieber einen anderen Beruf aus.

Viele Bundesländer entgegnen dem steigenden Lehrermangel in den Schulen mit einer Bewerbungsoffensive für Seiteneinsteiger. Das mag in Einzelfällen auch sinnvoll sein. Hier sollte aber dringend darauf geachtet werden, dass diese Leute auch unterrichten können oder dazu befähigt werden. Entsprechende Weiterbildungen in Methodik und Didaktik wären da das Mindeste.

Unbestritten ist, dass etwas passieren muss, ansonsten gibt es bei der nächsten Pisa-Studie den nächsten Schock.