Weimar. Gastbeitrag zum 75. Todestag des Theologen und Pfarrers. Er wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erhängt.

Unter ausdrücklichem Hinweis auf die Buchvorstellung „Widerstand aus Loyalität“ und das große Interview dazu mit Tobias Korenke in der Ausgabe vom 1. April 2020 soll aus gegebenem Anlass der Versuch einer Ergänzung unternommen werden.

Das Evakuieren der Konzentrationslager, das Verwischen jeglicher Spuren, sofern die Zeit dafür noch reichte, hatte bereits im Januar 1945 mit den Todesmärschen von Auschwitz nach Gleiwitz begonnen. Von dort ging es für die diese Strapazen überlebenden Häftlinge in Güterwaggons in das völlig überfüllte Konzentrationslager Buchenwald. Zeugnis davon hat Naftalie Fürst abgelegt, der damals zwölf Jahre alt gewesen ist.

Als Theologe und Pfarrer hatte sich Doktor Dietrich Bonhoeffer (Dissertation mit 21 Jahren, Prädikat summa cum laude, Habilitation mit 24 Jahren) aktiv mit der von den Nationalsozialisten unterwanderten Deutschen Kirche auseinandergesetzt. Letztere hatte unter anderem ab 1939 sogar die „Entjudung der Bibel“ in einem von Walter Grundmann (nach dem Krieg in der DDR wieder hoch angesehen, auch Mitarbeit in der Stasi) in Eisenach gegründeten Institut betrieben.

Dietrich Bonhoeffer, Vertreter der Bekennenden Kirche, schloss sich 1938 der Widerstandsgruppe um Admiral Wilhelm Franz Canaris an. Der Verhaftung durch die Gestapo am 5. April 1943 folgten Gefängnis, Zuchthaus, ehe er als persönlicher Gefangener Adolf Hitlers im Februar 1945 in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wurde.

Mit dem Näherkommen der Front wurden Tausende Häftlinge in das über 200 Kilometer entfernte KZ Flossenbürg getrieben. Dietrich Bonhoeffer gehörte zu den Ersten. In einem „Prozess“ ohne Verteidiger und ohne Zeugen fiel das Todesurteil. Am 9. April 1945 wurden Canaris und Bonhoeffer in Flossenbürg kurz vor Kriegsende gehängt.

Am 75. Todestag des damals 39-jährigen Theologen wird sicher erneut an diesen, auch von der Katholischen Kirche als Märtyrer Geehrten, erinnert. Zahlreich sind die Denkmäler und Erinnerungsplaketten im In- und Ausland. Sabine Leutholz, seine Zwillingsschwester, hatte nach dem Tod eine Büste geschaffen. Plätze, Straßen und Schulen tragen seinen Namen, es existiert eine eigene Gesellschaft. Das gibt Hoffnung.

Selbstverständlich war das nicht, denn noch 1956 stellte der Bundesgerichtshof fest, dass das einstige SS-Standgericht ein ordnungsgemäßes Gericht gewesen sei.

Erst am 25. August 1998 sind per Gesetz die NS-Unrechtsurteile für nichtig erklärt worden. Mahnung ist dieses Schicksal allemal, ein Vergessen darf es nicht geben. Vielmehr ist eine Verpflichtung aus den Ehrungen für Doktor Dietrich Bonhoeffer abzuleiten.