Stadtilm. Blau-Weiß Stadtilm ist im Nachwuchs top und spielt in Deutschlands dritthöchster Liga im Schach

Der Wiederbeginn der Schach-Oberliga nach fünf Monaten Pause ist den Schach-Männern der SG Blau-Weiß Stadtilm eindrucksvoll geglückt. Im einzigen Heimturnier der Saison punktete das Team um Spitzenspieler Raiko Siebarth gegen den SK 1980 Gernsheim (4:4) und stiebitzte auch dem als Spitzenreiter gekommenen FB Mörlenbach-Birkenau beim 4:4 einen Mannschaftspunkt. Marco Siebarth zufrieden: „Unser Ziel ist der Klassenerhalt in der dritthöchsten Spielklasse. In dieser Liga spielen zu können, ist für unseren kleinen Verein eine riesige Sache.“

Die Mannschaft ist seit Jahren nahezu unverändert. Lediglich der Lette Nikita Kucznecovs zog ein Angebot des Zweitbundesligisten SV Deggendorf vor, wo er als Nummer 11 schon zwei Einsätze in der 2. Bundesliga Ost verbuchen konnte. In Stadtilm war er die Nummer 2 hinter Fide-Meister Raiko Siebarth, der über eine Elo-Zahl von 2331 verfügt, die er aber genau wie mögliche Großmeisternormen in der Oberliga nicht verbessern kann.

Dafür müsste er internationale Turnier in Größenordnungen absolvieren, oder zu einem Bundesligisten wechseln. „Das ist für mich kein Thema, ich habe hier im Verein als Trainer meine Aufgaben und bin auch sehr heimatverbunden. Außerdem würde ich ja auch meine Mannschaft in Stich lassen.“

Raiko ist der Jüngste der „Siebarth-Schach-Familie“, sein großer Bruder Marco spielt mit ihm im Team, plant bereits einen neuerlichen Start bei der Amateur-WM im Mai, der Vater Christoph ist der Schatzmeister im Vereins und die Mutter Kirsten die Vereinsvorsitzende. Sie organisiert alles, trainiert und schult den Nachwuchs, ist eigentlich überall zu finden – die die treue Seele des Vereins.

Am 8. August 1998 wurde der Verein gegründet, hat heute konstant 60 Mitglieder, startet mit fünf Erwachsenen-Mannschaften und sechs Nachwuchsteams und die „Erste“ gehört seit 2017/2018 zur deutschlandweit dritthöchsten Oberliga. Aber richtig groß ist die Nachwuchsarbeit bei Blau-Weiß Stadtilm. 2005 wurden Deutschen Schulschach-Meisterschaften mit 700 Teilnehmern in Stadtilm ausgerichtet. 2013 verlieh die Deutsche Sportjugend das Siegel „Deutscher Top-Schachverein“ und seit 2015 bietet der Verein die Weiterbildung von Schulschachpädagogen am Thüringer Institut für Lehrerfortbildung in seinem 1. Thüringer Schulschachzentrum an.

„Wir haben schon neue Pläne, auch ein Buchprojekt, hoffen dass wir auch mit unseren Kleinen jetzt wieder dauerhaft ohne Beschränkungen durchstarten können. Die habenunter Corona viel einstecken müssen. Eine Zeit lang alles am Computer zu machen, ist zwar interessant, ersetzt aber den persönlichen Kontakt keineswegs.“

Die Oberliga-Männer unterdessen erkämpften sich schon mal Anerkennung. Gegen Gernsheim war sogar der Sieg möglich, denn Tom George fiel am zweiten Brett ebenso aus, wie Uwe Mehlhorn, dessen fünftes Brett durch Ranking-Beschränkungen entsprechend der Meldeliste unbesetzt abgegeben werden musste. Vom Start weg lag Stadtilm 0:1 zurück. Raiko Siebarth, Andreas Neubauer und Daniel Schmidt siegten, auch Tom Dietrich rettet nach kniffliger Eröffnung gegen den nominell mit 255 mehr Elo-Punkten aufwartendenden Hebering ein Remis, das sicherte auch Marco Siebarth gegen FM Müller. Nur Maik Schröter am siebenten und Chris Schneider am zweiten Brett verloren.

Sonntag war Mörlenbach-Birkenau der Papierform nach noch überlegener, doch auch da überraschten die Stadtilmer und das diesmal an allen acht Brettern. So gewann Schneider, M. Siebarth knöpfte dem Meisterkandidaten Böhmer den Sieg ab, auch Neubauer siegte und Mehlhorn wie am Spitzenbrett R. Siebarth remisierten. Fide-Meister Dittmar gegen Dittrich, Wrede gegen Schröter und Kohani gegen Schmidt, holten für die Gäste Zähler.

Mit vier Punkten liegt Stadtilm auf Rang vier sehr gut im Rennen. Am 2. April geht es im vogtländischen Schöneck weiter.