Erfurt. Im Verein Konkurrentinnen, im Schulteam vereint: Sechs Erfurter Turnerinnen fahren zum Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ nach Berlin. Wie sie zusammengefunden haben und was sie dort erwartet.

Als im Evangelischen Ratsgymnasium (EVRG) der alljährliche Aufruf zur Teilnahme am Bundeswettbewerb der Schulen „Jugend trainiert für Olympia“ einging, ahnte niemand, dass in diesem Jahr eine Mannschaft zum Bundesfinale nach Berlin fahren würde. „Es ist ein Glücksfall, in einer Altersklasse zwei der besten Gerätturnerinnen Thüringens, eine erfahrene Akrobatin und weitere turnbegeisterte Mädchen zu haben“, meint Sportlehrerin Jana Rühlemann, einst selbst als Turnerin aktiv. Ein Aufruf im Sportunterricht der 8. und 9. Klassen reichte – im Nu war eine Mannschaft zusammengestellt.

Seit Januar treffen sich nun Annik Pfeifer (SV Concordia Erfurt), Alma Böhme, Freda Blöcher (MTV 1860 Erfurt), Maris Adamus, Marlene Richter (ESV Lok Erfurt) und Luise Richter dreimal wöchentlich zum gemeinsamen Training. Meist in der schuleigenen Domsporthalle, oft zusätzlich im Turnzentrum des MTV, wo sich fürs Turnen noch bessere Trainingsbedingungen bieten.

Dort lockt aber auch die Schaumstoffgrube, nach mehreren Stunden intensiven Trainings noch mal ganz ausgelassen zu toben und ohne Verletzungsgefahr Salti und Überschläge zu probieren. Für Freda und Marlene ist es jeweils ein Zusatztraining – beide turnen erfolgreich in der Thüringer Liga und konnten auf „ihre“ Übungen zurückgreifen.

Außer ihnen haben es nur Sportschüler nach Berlin geschafft

Ein leichtes war es für Sportakrobatin Annik, sich auf das Gerätturnen umzustellen. Für die anderen drei haben die Turnerinnen gemeinsam Übungen für Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden entwickelt und dann jedes Element immer und immer wieder trainiert und an der Ausführung gefeilt.

Am 9. März trat die EVRG-Mannschaft im Landesfinale in Gera an, überzeugte mit starken Leistungen an den vier Geräten – und holte tatsächlich den Sieg. Damit ist die Fahrkarte zum viertägigen Bundesfinale im Frühjahr gelöst. Dort wird das Turn-Team des EVRG mit den besten Schulmannschaften in neun olympischen und paralympischen Sportarten zusammentreffen – das hat aus Erfurt sonst nur das Sportgymnasium in den Disziplinen Handball und Volleyball geschafft.

„Das haben sich die Mädchen wirklich verdient“, zeigt sich Jana Rühlemann begeistert, die wie ihre Schützlinge unzählige Stunden und viel Kraft in das Projekt investiert hat. Die Sechs sind als Team wunderbar zusammengewachsen; hier spielte zum Beispiel gar keine Rolle, dass Marlene und Freda bei Wettkämpfen als Konkurrentinnen aus verschiedenen Vereinen gegeneinander antreten. Fairness und Teamgeist zu entwickeln und zu stärken – darum geht es bei „Jugend trainiert“, dem mit jährlich 800.000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern weltgrößten Schulsportwettbewerb. „Wir sind sehr stolz, als EVRG in Berlin vertreten zu sein“, erklärt Schulleiterin Anke Hamm.

Egal, wie die Mannschaft am Ende in Berlin abschneidet – die Atmosphäre beim Finale und die Begegnungen mit Sportlerinnen und Sportlern aus ganz Deutschland sind schon ein großer Lohn.