Eichsfeld/Unstrut-Hainich-Kreis. Der Thüringer Fußball-Verband stellt digitale Taktiktafeln zur Verfügung - die hiesigen Trainer sind von den Möglichkeiten sehr angetan.

Wenn Thomas Wirth, Trainer des Fußball-Verbandsligisten FSV Preußen Bad Langensalza, seinen Jungs vor dem Anpfiff letzte taktische Instruktionen erteilt hat, dann hat er das bisher mit der guten alten Magnettafel getan oder klassisch mit Papier und Stift.

Künftig kann Wirth Aufstellung, Taktik und vieles mehr in der Kabine in modernerer Form übermitteln – dank der neuen digitalen Taktiktafeln, die der Thüringer Fußball-Verband (TFV) im Rahmen eines Pilotprojektes 50 Vereinen, die im Landesspielbetrieb oder überregional aktiv sind, kostenfrei zur Verfügung stellen will. Die Finanzierung soll über Werbeeinnahmen auf dem Bildschirm erfolgen.

Spieler werden noch aufmerksamer sein

Wirth, der bei der Präsentation in Erfurt vor Ort war, zeigt sich von den zukünftigen technischen Möglichkeiten begeistert. „Ich glaube schon, dass die Spieler noch aufmerksamer sein werden, und für die Trainer ist das enorm hilfreich. Man kann schon zu Hause viel vorbereiten, auf dem Smartphone vorprogrammieren“, erklärt er.

Der Mannschaft einstudierte Spielzüge noch einmal näher zu bringen, werde so viel einfacher. Allerdings werde das neue System „erst wertvoll, wenn man es auch als Auswärtsmannschaft nutzen kann. Wenn ich die digitale Taktiktafel nur zweimal im Monat verwenden kann, wenn ich zu Hause spiele, dann könnte daraus ein Nachteil entstehen und sich das System vielleicht doch nicht durchsetzen.“ Grundsätzlich müsse man aber „den Hut davor ziehen, dass der TFV sich für dieses Projekt engagiert hat“.

Auch Simon Schneegans, Coach des SC Heiligenstadt, ist „ein absoluter Befürworter“ der digitalen Taktiktafel. „Für die Spieler ist es immer besser, etwas in optisch ansprechender Form präsentiert zu bekommen, als es nur zu hören“, betont er.

Einfacher und schneller

Schneegans hat bisher bereits zu Hilfsmitteln wie Laptop und Power Point bedient und schon da gemerkt, „dass die Köpfe eher hochgehen“, sprich die Aufmerksamkeit höher ist. Durch die digitalen Taktiktafeln, die auch von Profiklubs genutzt werden, könne man seine Vorstellungen nun viel verständlicher übermitteln: „Das ist viel einfacher als Magneten hin- und herzuschieben, und vor allem auch viel schneller.“

Dass die Vereine dank des TFV bald die Chance erhalten, ihre Spielvorbereitungen auf professioneller Basis zu betreiben, sei vorbildlich, unterstreicht der Heiligenstädter Trainer, der zuvor beim niedersächsischen Oberligisten FC Eintracht Northeim unter Vertrag stand: „Das ist eine tolle Sache – ich weiß, was so etwas kostet.“

Die 50 Thüringer Vereine sollen bereits in der Winterpause mit den digitalen Taktiktafeln ausgerüstet werden. Das Projekt läuft zunächst bis zum Saisonende 2022, danach erfolgt eine Auswertung. Die neuen Möglichkeiten sollen den Klubs aber auch anschließend weiterhin kostenfrei zur Verfügung stehen. Perspektivisch sollen auch kleine Videosequenzen abgespielt werden können.

Nicht mit Informationen überfrachten

„Ich finde diese Möglichkeit absolut sinnvoll, ich benutze gerne solche Technologien“, sagt Mohamed Alayan, der Verbandsligist FC Wacker Teistungen betreut. So könne man den Akteuren Details und Analysen „viel interessanter und nicht so trocken“ präsentieren und ihnen dabei helfen, bestmöglich präpariert in die anstehenden 90 Minuten zu gehen. „Wir sind dazu bereit und nehmen das gerne mit“, unterstreicht Teistungens Trainer, der mit seinem Team das Liga-Schlusslicht bildet.

Per App, deren Daten Alayan dann auf einen TV-Bildschirm projiziert, bereitet er seine Mannschaft bisher vor. Oftmals geschieht die ausführliche Analyse bereits nach dem Training am Freitag: „Am Samstag oder Sonntag vor dem Spiel versuchen wir, das dann eher kurz und knapp zu halten, um die Spieler nicht mit Informationen zu überfrachten.“

Unnötige Laufwege aufzeigen

Toni Jurascheck, Spielertrainer des Landesklässlers FC Union Mühlhausen, glaubt, dass die digitalen Taktiktafeln speziell für die jungen Spieler eine wertvolle Bereicherung darstellen können: „In der Jugendarbeit wird meiner Meinung nach nicht mehr so viel Wert auf die Taktik gelegt. Wenn man den Jungs zeigen kann, was man möchte, ist das sehr wertvoll.“

Bisher hat Jurascheck die Magnettafel benutzt. Die Technik könne den Unionern fortan helfen. „Ich habe mit dem Präsidenten bereits besprochen, dass alle Vorbereitungsspiele von uns gefilmt werden sollen. Wir betreiben einen enormen Aufwand. So kann man den Spielern auch besser aufzeigen, welche Laufwege man sich vielleicht sparen kann.“