Eisenach. Hans-Joachim Ursinus, Ex-Trainer des ThSV Eisenach, spricht über besondere Zeiten beim Handball-Verein und erinnert sich an die erfolgreichen Zeiten in den 1980er-Jahren.

Vom September 1974 bis in die Nachwende-Zeit war Hans-Joachim Ursinus Cheftrainer der Handballer der BSG Motor Eisenach und dem nach der Wiedervereinigung gegründeten ThSV Eisenach. Unsere Zeitung sprach mit dem 77-Jährigen.

Die von Ihnen vor 40 Jahren geführte Mannschaft von Motor Eisenach wurde im November 1982 mit dem „Goldenen Ball“ ausgezeichnet. Was war das für eine Ehrung?

Es war anlässlich des 10. Erfurter Jubiläums-Sportpresseballs. Ein Gremium von Sportjournalisten, Rundfunk und Fernsehen hatte sich durch unsere überragenden Leistungen im Jahr 1982 für uns entschieden. Der leider viel zu früh verstorbene Sportfotograf, Manfred Fromm, und der immer unsere Spiele begleitende Sportjournalist vom Vorgänger der Thüringer Allgemeinen, Jörg Leißling, hatten uns für diese Auszeichnung vorgeschlagen.

Welche Spieler gehörten seinerzeit zur Motor-Mannschaft?

Es waren insgesamt 21 Spieler, die in der Saison 1981/82 und 1982/83 für die BSG Motor Eisenach aufliefen. Nicht zu vergessen die wichtigen Verantwortlichen im BSG-Sportbüro, Betreuer, Mannschaftsarzt und Physiotherapeut. Ich möchte hier bewusst keinen namentlich hervorheben. Wir waren „eine Mannschaft“, die getrieben von dem Geist als „Underdog“ in die Phalanx der staatlich privilegierten Sportclubs eindrang.

Gab es neben der Urkunde Prämien für jeden Spieler?

Nicht, dass ich wüsste. Unser Stolz auf diese außergewöhnliche Ehrung überwog. Man kann nur in etwas erfolgreich werden, das man liebt. Eine Prämie war nicht unser Ziel. Unsere Prämie war, dass wir absoluter Sympathieträger in Eisenach und der gesamten Region waren.

Anfang der 80er-Jahre trug Motor Eisenach seine Heimspiele in Erfurt aus. Die Jahn-Sporthalle war nicht mehr für die 1. Liga zugelassen. Erwies sich Erfurt als Heimspielstätte als die richtige Wahl?

Die Spielvorbereitungen waren kompliziert. Nur donnerstags hatten wir die Möglichkeit, in Erfurt zu trainieren. Aber mein klares „ja“ – Erfurt war in dieser Zeit unsere zweite Handball-Heimat. Die Rot-Weiß-Fußballer, an deren Spitze Torwartlegende „Molli“ Wolfgang Benkert, deren Fans und Handball-affine Erfurter standen wie ein Fels hinter uns. Unvergessen der blau-weiße Autokonvoi auf der Autobahn von Eisenach nach Erfurt. Unsere Eisenacher Fans waren uns auch in Erfurt treu. Im Thüringer Verbund war die Halle am Beethovenplatz ein Hexenkessel, der uns vorantrieb und uns zu Höchstleistungen auf dem Parkett beflügelte.

Was zeichnete Ihre Mannschaft dieser Jahre aus?

Ich sah als Trainer meiner Mannschaft immer mein Ex-Team des Europapokalsiegers SC DHfK Leipzig als spielerisches Vorbild an. Dem versuchte ich mit unseren Möglichkeiten nachzueifern. Schnelligkeit gepaart mit hoher Spielintelligenz und unbändigem Kampfgeist war unser Gütesiegel. Das bedeutete parallel dazu intensives, hartes Training als Grundlage für unseren Erfolg. Unsere attraktive Spielweise fand Anklang zu mehreren Pokalendrunden in Rostock bis hin zur Einladung und Teilnahme bei einem der besten europäischen Neujahrsturniere in Berlin.

Wie wichtig war es, 1984 in Eisenach eine neue Heimspielstätte zu erhalten?

Ich habe noch das Bild vor meinen Augen, als wir mit Spitzhacken und Schaufeln den Betonweg vor der jetzigen Halle bearbeiteten. Der Einsatz von Baggern und schweren technischen Geräten war auf Grund fehlender Unterlagen zur Erdkabel-Verlegungen nicht möglich. Doch es war ein Anfang einer langen Eisenacher Erfolgsgeschichte. Die Sporthalle an der Katzenaue wird in meinem Gedächtnis immer mein „zweites Wohnzimmer“ bleiben. Ohne sie wäre der Eisenacher Handball nicht da, wo er jetzt steht!