Fröttstädt. Beate Ernst aus Tambach-Dietharz hat zum ersten Mal einen 100-Kilometer-Lauf bestritten – und gewonnen.

Pilze sammeln kann durchaus entspannen, ein Spaziergang ebenso. Beate Ernst reicht das aber nicht. Für sie dürfen es gerne auch mal 100 Kilometer am Stück sein. „Ich brauche den Wald, die Ruhe. Es gibt nichts Schöneres“, sagt die ambitionierte Läuferin aus Tambach-Dietharz, die nun eine erstaunliche Leistung vollbracht hat. Beim 13. Thüringen-Ultra in Fröttstädt erreichte die 54-Jährige nach 11:06:18 Stunden nicht nur mit einem Lächeln das Ziel.

Ernst war gleichzeitig die schnellste Frau. Nicht nur in ihrer Altersklasse, sondern mit einem Vorsprung von fast 22 Minuten im gesamten Feld. „Ich bin stolz, dass ich das geschafft habe. Hier zu gewinnen, daran habe ich nie gedacht. Mit Platz drei meiner Altersklasse habe ich vielleicht spekuliert und einer Zeit von 13 Stunden. Aber nie damit, dass es so gut läuft“, sagt Ernst, die mit Tränen des Glücks in den Augen den Zielstrich in Fröttstädt überquerte.

Ihr Erfolg gleicht einer kleinen Sensation. Im Februar hatte sie in Merkers ihren ersten Marathon absolviert, im Mai meisterte sie den 73,9 Kilometer langen Rennsteiglauf-Supermarathon. Und wie! In 7:58:14 Stunden stürmte sie auf Gesamtrang 32 – und zu der Erkenntnis, dass da noch was geht. „Als es damals so gut lief, habe ich mich für den Start beim Ultra entschieden“, sagt Ernst, deren Sohn Marcel in Fröttstädt als Gesamt-Vierter in 9:41:23 Stunden ein ebenso beeindruckendes Ergebnis erzielen konnte.

Unterwegs wechselte sie zweimal die Schuhe, um für den jeweiligen Untergrund auf dem Kurs mit stattlichen 2100 Höhenmetern immer den besten Halt zu haben. Mit ihrem Radbegleiter Jürgen Wozasek bildete sie ein perfektes Gespann. Auch bei der Ernährung hat Beate Ernst die richtige Wahl getroffen. An den Verpflegungsstationen lieferten Brühe und Tee neue Energie. Unterwegs schwört sie inzwischen unter anderem auch auf Frucht-Quetschies, die eigentlich kleine Kinder aufpäppeln sollen.

So aber blieb auch Beate Ernst quicklebendig – bis Kilometer 80. „Danach wurde es ziemlich hart, auch weil es so heiß war. Ich habe mich nach einem schattigen Plätzchen gesehnt. Zudem habe ich meine Knie gespürt“, sagt die strahlende Siegerin, die unterwegs zahlreiche bekannte Gesichter wiedertraf und so überhaupt nicht ans Aufgeben denken konnte. „Verrückt, dass du dabei bist“, rief ihr jemand zu und auch ihr Enkel stand grüßend an der Strecke.

Trotz aller Euphorie im Zuge ihres ganz persönlichen 100-Kilometer-Triumphes kennt Beate Ernst durchaus ihre Grenzen. Als ihr im Ziel die Startnummer eins für den Thüringen-Ultra 2020 überreicht wurde, lehnte sie dankend ab. „Es war wunderschön, aber diese Leistung ist nicht zu toppen. Einmal das erlebt zu haben, das reicht.“