Erfurt. TA-Sporttalk: Guido Kunze ist bekannt für sportliche Extreme. Bei einem seiner letzten Projekte begleitete ihn Sohn Marvin.

Am Mittwoch, 20. November, gibt es eine Kinopremiere der besonderen Art in Erfurt. Dann wird um 19.30 Uhr im Cinestar der Film „Der lange Weg der Schokolade“ vorgestellt.

In diesem ist der Thüringer Extremsportler Guido Kunze zu erleben, der auf der Suche nach dem besten Kakao der Welt eine abenteuerliche Reise hinter sich hat. Erst knapp 4000 Kilometer mit dem Rad in Südamerika, dann 4000 Kilometer auf dem Segelboot nach Lissabon und schließlich nochmals rund 3000 Kilometer im Sattel in Europa mit den wertvollen Kakaobohnen in den Gepäcktaschen bis nach Erfurt – über diese sechswöchige Tour erzählt der Mühlhäuser vorab auch im TA-Sportalk „Im Steigerwaldstadion“.

Mit der Kamera stets an seiner Seite: Sohn Marvin (16), der heute noch nicht glauben kann, auf welche verrückten Ideen sein Vater kommt.

TA-Sport-Talk "Im Steigerwaldstadion": Folge 35

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    Schleckermaul

    Guido Kunze: Eis, Schokolade und Kaffee sind die drei Sachen, die ich gern esse oder trinke. Sogenanntes heißes und deftiges Essen brauche ich gar nicht.

    Projektidee

    Guido Kunze: Die Idee entstand durch Zufall. Im Supermarkt sahen wir eine Tafel Schokolade im Angebot: 100 Gramm für 39 Cent. Danach checkten wir die einzelnen Zutaten und fragten uns, wer daran noch verdienen kann. Ich wollte ein Gefühl für den Weg des Kakaos bekommen. Und das alles natürlich mit dem Rad.

    Motivation

    Guido Kunze: Für mich ist es Antrieb, Grenzen zu erreichen und diese zu verschieben. Außerdem ist es toll, Menschen kennenzulernen und etwas Neues zu lernen. Mit 45 Jahren gab ich mein Ironman-Debüt, für das ich innerhalb von sieben Monaten das Schwimmen gelernt habe. Wenn zusätzlich jemand sagt „Guido, das schaffst du nie“, dann hat man mich richtig.

    Schulfrei

    Marvin Kunze: Meine Freunde freuten sich für mich und die Tour. Neid war es eher weniger. Ich hatte zwar keine Schulbücher mit dabei, lernte aber durch den Filmdreh viel über Land, Leute und den Kakao.

    Vorbereitung

    Guido Kunze: Wir haben vorab die verschiedenen Botschaften angeschrieben und Warnhinweise eingeholt. Zur rechtlichen Absicherung von Marvin haben meine Frau und ich geheiratet. Für jedes Land haben wir uns einen Guide gesucht und Kontakte zu deutschsprachigen Organisationen hergestellt. Im ländlichen Raum ist es ansonsten schwierig, sich zurechtzufinden.

    Mit seinem Sohn Marvin bestritt Extremsportler Guido Kunze in Südamerika den Weg der Schokolade.  
    Mit seinem Sohn Marvin bestritt Extremsportler Guido Kunze in Südamerika den Weg der Schokolade.   © Marvin Kunze

    Planbarkeit

    Guido Kunze: Wenn 80 Prozent des Geplanten funktionieren, bin ich sehr zufrieden. Viele Projekte leben auch ein Stück weit vom Zufall. Gerade bei einer Dokumentation muss man improvisieren können. Dass am Ende unser erster eigener Film entstand, macht natürlich stolz.

    Unplanmäßig

    Guido Kunze: Einmal kamen wir in Kolumbien in einen riesigen Stau. Etwas übermotiviert bin ich auf meinem Rad an den stehenden Autos vorbeigefahren. Mein Team konnte dies nicht. Ich war auf einmal allein im fremden Land, es wurde dunkel und ich hatte kein Licht am Rad. Da wurde mir mulmig, doch an einer kleinen Gaststätte haben wir uns dann wiedergefunden.

    Mitleid

    Marvin Kunze: Als es die Berge hochging, hatte ich schon Mitleid mit Vati. Das Wetter, hohe Luftfeuchte und alles mit Gepäck waren schon hart. Aber ich habe ihn von außen immer angefeuert und motiviert.

    Segeltörn

    Guido Kunze: Auf dem Weg mit dem Segelboot von Südamerika nach Lissabon gab es auf einmal einen lauten Knall. Das Boot drehte sich und schwappte unrhythmisch. Da ich ja nicht der Wasserfan bin, hatte ich schon ein wenig Angst. Wir mussten zurück zum Ausgangsort in Kolumbien, während unser restliches Team bereits nach Europa unterwegs war. Für diese Situation hatten wir kein Backup.

    Internetstar

    Marvin Kunze: Obwohl wir einen Film gedreht haben, habe ich zwischendurch viel auf Instagram gepostet. Meine Freunde wollten sehen, was bei uns abgeht.

    Extrem-Papa

    Marvin Kunze: So wirklich hatte ich nie Angst, dass es Papa nicht schafft. Ich kenne ihn ja gar nicht anders und bin stolz auf ihn. Er macht das, was ihm Spaß macht und ist dabei glücklich. Immer wenn man denkt, es kann nicht komischer werden, dann wird es noch verrückter.

    Extrem-Erfahrung

    Guido Kunze: Eine der schlimmsten Touren war damals in Chile. Wir fuhren von 0 auf mehr als 6000 Meter Höhe. Die Vorbereitungen damals waren wirklich hart und mir fehlte die Erfahrung. Insgesamt investierten wir drei Jahre für ein 18-tägiges Projekt.

    Geschmacksverirrung

    Vom Auto aus motivierte Marvin seinen Vater.  
    Vom Auto aus motivierte Marvin seinen Vater.   © Marvin Kunze

    Guido Kunze: In Chile hatte ich Schwein, dass mein Körper die vielen Höhenmeter gut verkraftet hat. Außerdem reichen mir täglich vier Stunden Schlaf, um Energie aufzutanken. Bei solchen Höhen verliert man schnell das Gefühl für Raum, Zeit und auch den Geschmackssinn. Eines Tages im Camp haben wir plötzlich Marmelade mit Thunfisch gegessen.

    Papstbegegnung

    Marvin Kunze: Es ist toll, durch meinen Vati viele interessante Reisen zu machen. Besonders cool war Papst Franziskus, der uns nach Rom einlud. Er hatte eine wahnsinnige Aura, wollte viel zum langen Weg der Schokolade hören und zum Schluss gab es sogar ein Selfie.

    Ziele

    Guido Kunze: Für die Zukunft sind zwei konkrete Sachen geplant. In Afrika möchte ich mit dem Fahrrad kleine Radfirmen anfahren, die die Wirtschaft im Land ankurbeln. Außerdem möchte ich die vier Sellaronda-Pässe in Italien abfahren – innerhalb von 24 Stunden.

    Familienzeit

    Guido Kunze: Meine Familie unterstützt mich in jeder Situation. Der Dreh mit Marvin hat unsere Vater-Sohn-Beziehung noch mehr gestärkt. Gern möchte ich ein ähnliches Projekt auch mit meinem kleinen Sohn machen. Noch ist er mit neun Jahren allerdings zu jung.

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