Oberhof. Beim Oberhofer Weltcup wollen die deutschen Rodler am kommenden Wochenende Selbstvertrauen für die Weltmeisterschaft tanken.

Nein, es ist nicht so, dass die Rennrodler unbedingt Schnee brauchen. Aber irgendwie schöner sieht’s schon aus. Doch auch an den Kunsteisbahnen der Welt war dieser Winter bislang eher ein grüner. „Nur Ende November in Lake Placid sind wir bei Minusgraden gefahren“, erzählt Sascha Benecken, der Co-Pilot von Toni Eggert. „Ich mag Schnee total gern“, pflichtet ihm Julia Taubitz bei, um aber gleich einzuschränken: „Zum Rennen am Wochenende soll es lieber trocken sein, damit Bahn und Eis wie eine Badewanne stehen.“

Ob sich der Wunsch tatsächlich erfüllen wird, steht noch als großes Fragezeichen in den grauen Wolken. Aber dass Petrus auch Winter kann, zeigte er gestern Nachmittag pünktlich zu den ersten Trainingsläufen der deutschen Mannschaft. Flockenwirbel und ein weißes Winterkleid über Oberhof – Rodelherz, was willst du mehr!

Einfacher macht es der jähe kleine Kälteeinbruch den Schlittenassen freilich nicht. Eben weil die Trainingsbedingungen nun ganz andere sind als am Wochenende zum drittletzten Weltcup der Saison, bei dem die Schlitten dann wieder eine ganz andere Abstimmung benötigen.

Die Deutschen, unter ihnen die bemerkenswerte Zahl von sieben Thüringer Startern, müssen also auch in Oberhof wieder nach der optimalen Symbiose von Mensch und Schlitten fahnden. Eine Rolle, die ihnen nicht fremd ist. Praktisch seit Saisonbeginn sind sie zu Jägern des verlorenen Schatzes geworden.

Denn die deutsche Kufenmacht ist nicht mehr zementiert (bei Damen und Doppeln) oder gar (bei den Herren) geschmolzen wie der Schnee im milden Winter. Das hat Gründe. Die anderen Nationen haben stark aufgeholt, die Felder sind ausgeglichener besetzt, die Breite ist größer, wie Marie-Luise Rainer, Sportdirektorin des Weltverbandes FIL, findet.

Hinzu kommt: Das Thüringer Doppel Toni Eggert und Sascha Benecken schaltete nach einem Trainingssturz in Lillehammer mit Blick auf den Gesamtweltcup vorerst auf Sicherheit. „Doch mit einem Schlitten, der sicher ins Ziel kommen soll, kann man nicht gewinnen“, beschreibt Benecken den momentanen schmerzlichen Spagat der amtierenden Weltmeister.

Und nicht zuletzt: Mit Olympiasiegerin Natalie Geisenberger und der silbernen Dajana Eitberger sehen die beiden besten deutschen Fahrerinnen Mutterfreuden entgegen, so dass das bisherige Nesthäkchen Julia Taubitz über Nacht zur „Mutter der Kompanie“ heranwachsen musste.

Die 23-Jährige meisterte die Rolle bislang nervenstark und routiniert. Fünf Saisonsiege hat sie schon eingefahren, am vergangenen Wochenende übernahm sie die Weltcupführung von ihrer russischen Dauerrivalin Tatjana Iwanowa.

Nun möchte Taubitz in Oberhof nachlegen. Auf einer Bahn, die ihr angesichts des technischen Anspruchs lange Zeit Respekt eingeflößt hat, die sie sich seit ihrem Wechsel in die hiesige Gruppe von Erfolgstrainer Jan Eichhorn aber gut erarbeitet hat. „Inzwischen freue ich mich drauf“, sagt sie.

Direkt von Oberhof reist der deutsche Tross am Sonntag via Frankfurt zur WM nach Sotschi. Der Weltcup am Rennsteig, wo die Schlittenfahrer in diesen Tagen zum 32. Mal Station machen, wird also zum letzten großen Kräftemessen. Generalprobe wollte es Sascha Benecken nicht nennen („Dafür sind die beiden Bahnen zu unterschiedlich“). Doch die alte Rodel-Weisheit haben sie alle inspirierend im Hinterkopf: Wer in Oberhof gewinnt, kann überall gewinnen.

Oberhofer Zeitplan

Freitag, 31. Januar

  • 9.30 Uhr: Nationencup
  • 14.30 Uhr: Training Gesetzte

Sonnabend, 1. Februar

  • 10.10 Uhr: Erster Lauf Herren
  • 11.45 Uhr: Zweiter Lauf Herren
  • 13.20 Uhr: Erster Lauf Doppel
  • 14.15 Uhr: Zweiter Lauf Doppel

Sonntag, 2. Februar

  • 9.30 Uhr: Erster Lauf Damen
  • 10.55 Uhr: Zweiter Lauf Damen
  • 13.00 Uhr: Team-Staffel