Antholz. Der einst des Dopings überführte Russe Alexander Loginow gewinnt den WM-Sprint von Antholz vor zwei Franzosen. Die deutschen Biathleten gehen leer aus.

Für einen Moment gefror die ausgelassene Stimmung in der Südtirol Arena. Als Alexander Loginow seine zweite Stehendprüfung fehlerfrei absolviert und die Führung im WM-Sprint am Samstag übernommen hatte, waren sogar vereinzelte Pfiffe zu hören. Auch dreieinhalb Jahre nach seiner Sperre wegen EPO-Missbrauches muss der Russe mit dem Doping-Makel leben. Beim Zieleinlauf fiel der Applaus des sonst so feierfreudigen Antholzer Publikums eher verhalten aus.

In die fehlende Zuneigung durch die Fans mischten sich auch Zweifel der Konkurrenz. Die Norweger zeigten sich, vornehm ausgedrückt, verwundert über die Leistung des neuen Weltmeisters. Tarjei Bö, der als Vierter leer ausging, wurde gegenüber „Aftenposten“ am deutlichsten: „Er hat mit EPO gedopt. Das ist das Schlimmste, was man tun kann. Er hat es nicht verdient, hier zu sein.“ Sein Bruder Johannes Thingnes rätselte derweil über den eigenen Einbruch auf der Schlussrunde. „Ich bin das Rennen wohl zu schnell angegangen.“ Am Ende blieb dem großen Favoriten nur der fünfte Platz.

Hinter dem Sieger vervollständigte das französische Duo Quentin Fillon Maillet (1 Strafrunde) und Martin Fourcade (0) das Podest. Eine Konstellation, die durchaus Brisanz barg: Fourcade gilt als entschiedenster Vorkämpfer gegen Doping. Vor allem Loginow hatte er nach dessen Sperre scharf kritisiert. Daraufhin hatten ihm die Russen bei der WM in Hochfilzen 2017 demonstrativ den Handschlag bei der Siegerehrung verweigert.

Ein Eklat, der jedoch nicht bis ins Antholzertal nachhallte: Fourcade gratulierte dem Russen brav und erklärte: „Wenn es um Doping geht, erwarten immer alle von mir, dass ich meine Stimme erhebe. Alle wissen, wie wichtig dieses Thema für mich ist und wie sehr es mich schmerzt“, sagte er. „Wir haben hier eine wundervolle WM und sollten uns auf die sportlichen Themen konzentrieren.“

Als bester Deutscher belegte Arnd Peiffer mit 39,7 Sekunden Rückstand den siebten Platz und haderte etwas mit seinem läuferischen Auftritt: „Mit null Fehlern hätte ich mir schon gewünscht, dass es etwas besser ist.“ Angesprochen auf den ungeliebten Loginow, offenbarte er gemischte Gefühle, meinte aber auch: „Die Regel besagt, dass er nach seiner Sperre zurückkehren kann. Also muss ich davon ausgehen, dass er sauber ist.“

WM-Debütant Philipp Horn erwischte indes „läuferisch einen Sahnetag“. Er war auf der Strecke ebenso schnell wie Johannes Thinges Bö und landete trotz zweier Strafrunden direkt hinter Peiffer auf Rang acht (44,4 Sekunden zurück). Benedikt Doll wurde nach drei Schießfehlern 14. (1:11,16 Minuten), Johannes Kühn belegte Platz 40 (4 Fehler/1:59,3).

„Es war grandios. Ich hatte schon beim Warmmachen ein Grinsen im Gesicht“, resümierte der glückliche Horn. Er will nun in der 12,5-km-Verfolgung am Sonntag (15.15 Uhr/ZDF, Eurosport) noch einen draufsetzen: „Ich bin in einer guten Position und kann die Sache ruhig angehen. Die Form passt. Wenn ich sauber schieße, kann es sogar noch weiter nach vorn gehen.“

Die deutschen Frauen nutzten das Traumwetter an ihrem wettkampffreien Samstag zu einem kleinen Ausflug ins benachbarte Toblach. Lockeres klassisches Skilaufen war angesagt, um den Kopf für die 10-km-Verfolgung an diesem Sonntag (13 Uhr/ZDF, Eurosport) frei zu bekommen. Die größten Chancen auf eine Medaille besitzt Denise Herrmann, die als Fünfte mit einem Rückstand von 30,5 Sekunden auf Sprint-Weltmeisterin Marte Olsbu Roeiseland ins Rennen gehen wird.

„Es ist alles drin. Ich werde voll angreifen“, sagt die Sächsin, die sich bislang in beeindruckender läuferischer Verfassung präsentierte, aber mit dem Schießstand noch hadert. Im Sprint hatte sie drei Scheiben verfehlt, in der Mixedstaffel gar eine Strafrunde drehen müssen. Doch die Hoffnung auf Besserung ist vorhanden – und basiert auf der Erfahrung der Titelkämpfe in Östersund. Vor einem Jahr war Herrmann dort von Rang sechs zu Verfolgungs-Gold gestürmt.

Auch die drei anderen Deutschen befinden sich in Schlagdistanz zur Spitze. Franziska Preuß startet mit 40,8 Sekunden Rückstand als Achte, Vanessa Hinz als 14. (49,5 Sekunden zurück) und Karolin Horchler als 23. (1:11,2 Minuten).