Nordhausen. Die 14-jährige Nordhäuserin steigert ihre Bestweite bei einem Wurfmeeting in Halle/Saale auf 15,72 Meter.

Ganz aufgeregt meldete sich Chantal Rimke bei ihrer Mama Doreen: „Mama, rate mal, wie weit ich gestoßen habe?“ Nach den Leistungen der vergangenen Wochen schätzte sie eine Weite um 14,80 Meter. Ihr Papa wusste, sie hat ein Pfund drauf. Aber auch er lag mit 15 Metern falsch. Die 14-Jährige steigerte ihre Kugelstoß-Bestleistung beim HLF-Wurfmeeting in Halle/Saale am Mittwoch auf satte 15,72 Meter – Landesrekord! „Wir dachten zuerst, sie will uns verarschen“, meinte ihre Mama. Nein, die Weite stimmte.

Ihre Tochter startete sehr motiviert gegen die Konkurrenz, denn Jolina Lange (TSV Einheit Grimma) führte bis dato mit 15,36 Meter die deutsche W15-Bestenliste an. „Das wollte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie ist sehr, sehr ehrgeizig“, weiß ihre Mama. Nun kam es in Halle zum direkten Duell mit Jolina Lange, die mit 15,24 Meter erneut stark vorgelegt hatte. Chantal Rimke konterte. Wieder einmal im sechsten und letzten Versuch. Mit der neuen Bestmarke eroberte sie sich den Spitzenplatz in der Bestenliste zurück. Und bei diesen Ergebnissen wird natürlich auch der Nachwuchs-Bundestrainer Christian Sperling hellhörig, er lud sie zum nächsten Trainingslager ein.

Speer lässt sie über 40 Meter weit fliegen

Ihr innerer Antrieb ist der Ehrgeiz. Außerdem ist Chantal Rimke im Wettkampf ganz bei sich selbst. Getreu dem Leitspruch: In der Ruhe liegt die Kraft. Scheinbar nichts und niemand kann sie aus ihrem seelischen Gleichgewicht bringen. Und diese Ruhe hat ihr schon so manch neue Bestleistung beschert – und bei Trainerin Petra Felke für das eine oder andere graue Haar mehr gesorgt. Beispielsweise im Frühjahr bei den Mitteldeutschen Hallenmeisterschaften, wo sie die Kugel im letzten und sechsten Durchgang auf 14,65 Meter wuchtete. Jüngst beim Heimmeeting in Jena gab es zwei neue Bestmarken, eine davon ist nun schon wieder Geschichte: Sie steigerte ihre Freiluft-Bestleistung mit der Kugel auf 14,55 Meter, den Speer ließ sie erstmals über 40 Meter fliegen. Sie gewann die U-16-Konkurrenz mit 40,42 Meter. Seinen Saisoneinstieg mit dem Speer krönte Josh Anhalt mit seinen ersten 60-Meter-Würfen.

Es war ein vielversprechender „Heimwettkampf“ für die beiden Nordhäuser, die am Sportgymnasium in Jena lernen und seit Jahresbeginn für den LC Jena starten. Mit einer konstanten Serie mit vier Stößen über die 14-Meter-Marke lieferte Chantal Rimke im Kugelstoßen eine überzeugende Leistung ab. Solch einer Serie war ihr in diesem Sommer noch nicht gelungen. Im ersten Durchgang hatte sie gegen den Balken gestanden. Der Versuch wurde ungültig gegeben. Bewusst hielt sich Petra Felke an diesem Tag als Trainerin zurück, sie betätigte sich als Weitenmesserin und schätzte den ersten Versuch mit einer Weite um die 14,80 Meter ein. „Es wäre sicherlich noch mehr drin gewesen, wenn ich mehr mit den Beinen gearbeitet hätte“, sagt Chantal Rimke.

„Talentiert und sehr ehrgeizig“

Gleichwohl waren 14,55 Meter das erste positive Achtungszeichen. Das zweite setzte sie mit dem Speer. Im zweiten Durchgang segelte ihr Arbeitsgerät auf 40,42 Meter. Dafür gab es anerkennende Worte von ihrem früherem Heimtrainer Jons Anhalt, der seinen Sohn Josh beim Saisoneinstieg vor Ort unterstützte. „Ich wollte an diesem Tag zeigen, was ich kann. Mit diesen Weiten hätte ich trotzdem nicht gerechnet. Zumal ich keinen Speer trainiere und den Wettkampf aus der Kalten bestritten habe“, sagte Chantal Rimke, die von ihrer Trainerin als „talentiert und sehr ehrgeizig“ beschrieben wird.

Noch dazu verfüge sie über eine außergewöhnliche Disziplin-Begabung. Die gängigste Kombination bei den Werfern ist Kugelstoßen und Diskuswerfen. Bei Chantal Rinke kommt als dritte Disziplin das Speerwerfen hinzu. Die ehemalige Speerwurf-Olympiasiegerin Petra Felke kann sich nicht erinnern, wann es in ihrer Trainingsgruppe ein Sportler gab, der obendrein das Speerwerfen als dritte Disziplin ausgezeichnet beherrsche.

Sommermeeting in Erfurt

Beim Sommermeeting des Thüringer Leichtathletik Verbandes in Erfurt am kommenden Samstag wird sie das Komplettprogramm aus Kugel, Diskus und Speer angehen. Mit dem Speer durfte sich Josh Anhalt beim Heimmeeting erstmals gegen die U-18-Konkurrenz messen. Ihm gelang mit den ersten Würfen über 60 Meter – 63,62 und 60,90 Meter – ein gelungener Einstieg. Von ihm werden wir in diesem Sommer sicherlich noch weitere Würfe sehen. Wie sicherlich auch von Chantal Rimke, deren Ehrengeiz ungebrochen ist.