Erfurt. Rollstuhlbasketballerin Marie Kier von den Thuringia Bulls aus Elxleben spricht im Sport-Talk mit dieser Zeitung über eine bittere Niederlage, Titelhoffnungen und ihre Wahlheimat Erfurt (mit Video).

Marie Kier bezeichnet sich als Nachteule, mag lieber den Strand als die Berge, zieht die Komödie dem Krimi vor, trinkt lieber Tee als Kaffee und würde gerne ordentlich sein statt chaotisch. Vor allem aber dominieren der Rollstuhlbasketball und das Medizin-Studium das Leben der gebürtigen Schwäbin. Im Sport-Talk mit dieser Zeitung erklärt die 23-Jährige vom Meister RSB Thuringia Bulls aus Elxleben ihren rasanten Aufstieg zur Nationalspielerin, spricht über die jüngste Liga-Niederlage und erklärt, wie sie die Doppelbelastung meistert.

Marie Kier über die bittere Pleite im Duell mit dem RSV Lahn-Dill …

Die Niederlage war sehr hart für das ganze Team. Da braucht man schon etwas Zeit, um das zu verarbeiten. Da muss man darüber schlafen und nachdenken. Aber am Samstag steht ja mit dem Heimspiel gegen Köln die nächste Aufgabe bevor. Da bleibt nicht viel Zeit, um Trübsal zu blasen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Varianten der Frustbewältigung …

Ich glaube, jeder geht mit solch einer Niederlage anders um. Ich werde mir das Spiel noch einmal auf Video anschauen, was ich bisher noch nicht gemacht habe. Das war alles noch zu frisch. Aber es ist wichtig, zu schauen, was wir besser machen können.

die Gründe der Niederlage mit 20 Punkten Unterschied …

Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel aufs Parkett zu bringen und wurden vom Gegner überrannt. Wir haben nicht erwartet, dass Lahn-Dill mit dieser Intensität ins Spiel starten würde. Wir sind immer einem Rückstand hinterhergelaufen, haben nie die leichten Würfe bekommen.

einen enttäuschten Trainer Andre Bieneck …

Nicht nur Andre hat daran zu knabbern. Die gesamte Mannschaft war enttäuscht, weil wir nicht wussten, warum es nicht funktioniert hat. Je länger das Spiel dauerte, umso frustrierender wurde es.

den weiteren Saisonverlauf…

Jetzt wollen wir das Rückspiel unbedingt gewinnen, am besten mit mehr als 20 Punkten, um das direkte Duell für uns zu entscheiden. Wenn wir die Niederlage genau analysieren, können wir viel daraus lernen.

ihre junge Karriere als Rollstuhlbasketballerin …

Ich war Turnerin, hatte mit dem Ballsport abgesehen vom Schulsport keine Berührungspunkte. Nach meinem Unfall bin ich über die Reha in Tübingen zum Rollstuhlbasketball gekommen. Mein erster Verein, der RSKV Tübingen, trainierte in der Sporthalle des Krankenhauses. Da hat mich der Sporttherapeut dort hingeschickt. Die Spieler und Trainer waren sehr lieb, haben mich von der Station zum Training geholt und mich damit toll motiviert. So bin ich da reingerutscht.

die Faszination Rollstuhlbasketball …

Ich musste erst lernen, mit dem Rollstuhl umzugehen, den Ball zu händeln und musste mich an die Geschwindigkeit der anderen Spieler und das Spielverständnis gewöhnen. Ich bin täglich immer noch Lernende. Das Tempo und das Miteinander machen die Faszination dieser Sportart aus.

ihren rasanten Aufstieg zur Nationalspielerin …

Ich denke über diese rasante Entwicklung nicht nach. Es ist schon etwas verrückt, und ich bin sehr glücklich darüber, dass mir die Bulls dieses Vertrauen schenken. Ich habe schon in der vergangenen Saison viel Verantwortung im Team übernommen. Mit imponiert, wie im Team alle Spieler ihre Persönlichkeit einbringen. Es ist toll, dass ich gemeinsam mit diesen erfahrenen Spielern in einer Mannschaft zusammen sein darf.

ihre neue Wahlheimat Erfurt …

Erfurt gefällt mir sehr gut, die Menschen sind offen und freundlich. Ich liebe es, in der Stadt einen Kaffee zu trinken. Mir gefallen die Parks oder die Krämerbrücke. Ich studiere ja in Jena Medizin, was mir auch sehr gut gefällt.

die Doppelbelastung Leistungssport und Studium …

Ich wollte schon immer Ärztin werden, das ist mein Traumberuf. Wie ich beides hinbekomme, frage ich mich auch manchmal. Aber es funktioniert. Ich versuche, mein Training um das Studium herum zu planen. Ich brauche schließlich Zeit zum Lernen, darf aber auch die Regeneration und das soziale Leben nicht vernachlässigen.

sportliche Ziele der Saison …

Mit den Bulls will ich den Pokal und die Meisterschaft holen und den Champions Cup gewinnen. Mein Traum ist es, mit der Nationalmannschaft im kommenden Sommer bei den Paralympics in Paris anzutreten. Dazu müssen wir im Frühjahr beim Turnier in Japan einen der noch vier freien Plätze ergattern.

Thuringia Bulls – Köln 99ers, Samstag, 18 Uhr, im Livestream