Oberhof. Merle Fräbel rast in der Eisarena sensationell zum Sieg. Auch die Doppelsitzer dürfen jubeln. Tränen-Abschied vom Thüringen Express.

Das Beste beim Rennrodel-Weltcup in Oberhof am Samstag kam am Schluss: Die 20-jährige Suhlerin Merle Fräbel raste im Einsitzer-Rennen der Frauen sensationell zu ihrem ersten Weltcup-Sieg. Im Ziel war der Jubel vor 2920 Zuschauern grenzenlos. Fräbel lag sich mit der Wahl-Oberhoferin Julia Taubitz, die Dritte wurde, und Anna Berreiter aus Berchtesgaden, die das starke deutsche Abschneiden als Vierte abrundete, in den Armen.

„Unglaublich, ich habe im Ziel die Eins gesehen, einfach unglaublich“, freute sich die Thüringerin, die vor der Österreicherin Madeleine Egle gewann. „Es gibt mir auf jeden Fall Selbstvertrauen für die nächsten Rennen“, sagte Merle Fräbel, die zu Saisonbeginn noch haderte, sich zu viel Druck gemacht hatte. Vor dem Rennen in Oberhof hatte sie sich vorgenommen: „Einfach Spaß haben.“ Und den hatte sie sichtlich, war schon im ersten Lauf die Schnellste, auch wenn die Bahnbedingungen ihr ein bisschen in die Karten spielten. Im zweiten Lauf profitierten dafür die, die vor ihr dran waren. Doch Fräbel blieb locker. Die U23-Weltmeisterin verriet ihr Erfolgsgeheimnis: „Ich kann mich sehr gut auf mich konzentrieren. Ich dachte, ich kann nur beeinflussen, was ich tue, und fahre einfach mal einen zweiten geilen Lauf runter.“

Toni Eggert (links) und  Sascha Benecken (Mitte) wurden in Oberhof verabschiedet.
Toni Eggert (links) und Sascha Benecken (Mitte) wurden in Oberhof verabschiedet. © Sascha Fromm

Derweil glänzte der Thüringen Express nach dreimal WM-Gold im Vorjahr in Oberhof diesmal nicht auf dem Schlitten. Toni Eggert und Sascha Benecken ließen es sich nach ihrem Karriereende beim Weltcup-Heimspiel am Sonnabend in der Eisarena aber nicht nehmen, noch einmal bei den alten Kollegen vorbeizuschauen. Und nachdem die Doppelsitzer bei der WM in Altenberg noch geschwächelt hatten, meldeten sie sich am Samstag vor den Augen der elffachen Weltmeister zurück.

Thüringer Orlamünder/Gubitz fahren ihr bestes Weltcup-Ergebnis ein

Bei den Herren fuhren Hannes Orlamünder und Paul Gubitz mit Rang zwei ihr bisher bestes Weltcup-Ergebnis ein. Die beiden 24-Jährigen vom RRC Zella-Mehlis schafften es endlich, zwei sehr gute Läufe anzubieten. „Es ist ganz viel Druck abgefallen“, freute sich Gubitz. „Wir haben endlich mal das Rennen gezeigt, was wir können.“ Und auch Bundestrainer Norbert Loch war zufrieden. „Dass sie es können, wissen wir. Jetzt war es endlich mal ein Wettkampf mit zwei guten Läufen.“

Olympiasieger Tobias Wendl musste mit Verdacht auf Handbruck nach Erfurt

Damit landeten Orlamünder/Gubitz sogar noch vor den Olympiasiegern Tobias Wendl/Tobias Arlt, die diesmal Dritte wurden. Nur die Österreicher Thomas Steu/Wolfgang Kindl waren nicht zu schlagen. Dass die „Tobis“ aus Bayern überhaupt an den Start gehen konnten, war lange ungewiss. Nach einem Trainingsunfall war Tobias Wendl den ganzen Freitag in Erfurt untersucht worden mit Verdacht auf eine gebrochene Hand. Doch zum Glück war es nur eine Prellung. Trotzdem habe Wendl reichlich Tabletten gegen die Schmerzen nehmen müssen, berichtete er.

Für ihre Teamkollegen konnten sie sich mitfreuen. „Wir gönnen es Hannes und Paul, dass sie endlich mal ein schönes, gutes Rennen gezeigt haben und den Heimvorteil ausgenutzt haben“, meinte Wendl. „Sie haben sich vom Publikum runtertragen lassen.“

Eggert verdrückt beim Abschied ein Tränchen

Gefeiert vom Publikum wurden im Anschluss auch Eggert/Benecken, die nach ihrem Karriereende auf ihrer Heimbahn, auf der sie so viele Erfolge feiern konnten, offiziell verabschiedet wurden. In einem Film wurden noch einmal Highlights ihrer Karriere gezeigt. Eggert musste sich sogar ein Tränchen verdrücken. Benecken versprach, dass man ihn in Zukunft öfter an verschiedenen Bahnen sehen werden, freute sich aber auch auf die Zeit, die er jetzt mit seiner Familie hat.

Rosenthal/Degenhardt gewinnen im Doppelsitzer

Vor den Augen des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) und Finanzministerin Heike Taubert (SPD) glänzten auch die Damen im Doppelsitzer. Nachdem es für Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal zur WM in Altenberg gar nicht gelaufen war, landeten sie diesmal mit Streckenrekord im zweiten Lauf auf Rang eins. Die Ilmenauerin Dajana Eitberger wurde mit Saskia Schirmer aus Berchtesgaden Vierte. „Wir haben irgendwie mit der Platzierung Glück gehabt“, meinte Eitberger, „die Läufe hätten deutlich besser sein können“. Im zweiten Lauf hatte sich ein Griff ihres Sportgeräts verbogen und hatten Schirmer am Bein verletzt. „Es sah nicht gut aus, ich hoffe, es ist nichts Schlimmeres“, sagte ihre Oberfrau aus Thüringen.

Am Sonntag geht der Weltcup in Oberhof mit dem Rennen im Einsitzer der Herren (ab 10 Uhr) und der Teamstaffel zu Ende.