Erfurt. Rund 350 Gäste feiern im Erfurter Kaisersaal zahlreiche Top-Athleten von einst und heute. Rennrodler dominieren alle Kategorien 2023.

Neuer Name – bewährtes Format: Am Freitagabend ehrten der Landessportbund, die Stiftung Thüringer Sporthilfe und der Thüringer Sportjournalistenclub die „Thüringer Sportler des Jahres 2023“ und stießen gemeinsam auf deren Erfolge an. Gefeiert wurde - nach einem Stopp im Vorjahr in Ilmenau – in der Landeshauptstadt und damit erstmals seit 2011 wieder im Erfurter Kaisersaal. Knapp 350 Gäste waren zur ersten „Goldenen Nacht des Thüringer Sports“ gekommen.

Der neue Name des Events, ehemals Landessportball des LSB sowie Gala der Stiftung Thüringer Sporthilfe und ab 2012 als gemeinsamer Ball des Thüringer Sports, war bewusst gewählt worden. Schließlich hatte die Thüringer Sportfamilie, bestehend aus Vereinen, Verbänden, Haupt- und Ehrenamt eine Goldmedaille mehr als verdient. Auch Thüringens Top-Sportlerinnen und Top-Sportler haben beeindruckende Leistungen gezeigt und den Freistaat auf der internationalen Bühne bestens präsentiert.

LSB-Vizepräsident Lutz Scherf eröffnete den Abend anstelle des kurzfristig aus persönlichen Gründen fehlenden Präsidenten Stefan Hügel. Er blickte dabei nicht nur auf den kürzlich verkündeten Rekord von 376.000 Mitgliedern in den 3250 Thüringer Sportvereinen sowie auf mehrere sportliche Großveranstaltungen im Freistaat in diesem Jahr zurück, sondern auch auf internationale Spitzenleistungen von Thüringer Athletinnen und Athleten in der jüngst zu Ende gegangenen Wintersport-Saison.

Diese spielten jedoch bei den Auszeichnungen noch keine Rolle, denn geehrt wurden die Thüringer Sportler des Jahres für ihre Leistungen in 2023. Über 9300 Sportfans hatten bei der öffentlichen Wahl, gemeinsam mit dem Thüringer Sportjournalisten-Club sowie den Sportfunktionären aus den Verbänden und Institutionen zum Jahresende abgestimmt. Am Freitagabend erhielten die Siegerinnen und Sieger sowie alle Platzierten die Pokale im neuen Design, einer modernen Kombination aus Holz und neonfarbenem fluoreszierenden Acrylglas. Dabei waren die Ehrungen – noch unter dem bleibenden Eindruck der Rennrodel-Weltmeisterschaft im Januar 2023 in Oberhof – fest in der Hand des Kufensports. So standen zum ersten Mal in der Wahlhistorie seit 1991 in allen drei Kategorien Rennrodlerinnen und Rennrodler ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Das freute auch David Möller, 1. Vorsitzender Stiftung Thüringer Sporthilfe und selbst vierfacher Weltmeister im Rennrodeln. „Nach 13 Jahren sind wir wieder zurück im schönen Kaisersaal. Gerne erinnere ich mich hier an meine erste Auszeichnung als Aufsteiger des Jahres 2001, vergeben durch die Stiftung, zurück. Ich bin stolz auf die Honorierung der Leistung der Rennrodler durch die Juroren und die öffentliche Abstimmung, freue mich aber über alle zu Ehrenden.“

Der Titel als Sportlerin des Jahres ging an Dajana Eitberger, die bei der Heim-WM in Oberhof Gold im Sprint und Bronze im Einzel gewann. Inzwischen ist sie als Doppelsitzerin mit Saskia Schirmer aktiv. Ebenfalls ihre Pokale persönlich in Empfang nahmen die zweitplatzierte Skilangläuferin Victoria Carl sowie die drittplatzierte Biathletin Vanessa Voigt.

Rennrodler Max Langenhan (hier mit Freundin Susanne Schmidt) wurde als Thüringer Sportler des Jahres 2023 ausgezeichnet.
Rennrodler Max Langenhan (hier mit Freundin Susanne Schmidt) wurde als Thüringer Sportler des Jahres 2023 ausgezeichnet. © Christian Heilwagen

Auch bei den Sportlern des Jahres gab es in Rennrodler Max Langenhan einen Premierensieger. Der 25-Jährige räumte bei der Rennrodel-WM 2023 in Oberhof einen kompletten Medaillensatz ab (Gold in der Teamstaffel, Silber im Einzel und Bronze im Sprint) und durfte nun erstmals den Pokal als Thüringer Sportler des Jahres in Empfang nehmen. Auf seinen Pokal noch warten muss Johannes Voigtmann. Der Basketball-Weltmeister mit Thüringer Wurzeln konnte aufgrund des engen Spielplans seines italienischen Vereins Olimpia Milano leider nicht persönlich anwesend sein, grüßte aber per Videobotschaft. Anwesend war dagegen der drittplatzierte Skeletoni Christopher Grotheer, der 2023 unter anderem Mixed-Weltmeister und Gesamtweltcupsieger wurde.

In der Kategorie der Mannschaften trat zum letzten Mal gemeinsam das Rennrodel-Duo Toni Eggert und Sascha Benecken in das Rampenlicht, um ihren insgesamt vierten Pokal als Thüringer Mannschaft entgegenzunehmen. Fast in Mannschaftsstärke liefen die Bundesliga-Handballer vom ThSV Eisenach auf, die den Titel als Thüringer Mannschaft des Jahres als Zweitplatzierte nur knapp verpassten. André Bienek und Joakim Linden waren stellvertretend für die RSB Thuringia Bulls auf der Bühne im Kaisersaal – sie freuten sich über Platz drei. Die drei Kategorien der Thüringer Sportlerwahl sind inklusiv und beziehen Para-Sportlerinnen und Para-Sportler ein.

Die Pokale übergab neben LSB-Vizepräsident Scherf und Sporthilfe-Chef Möller auch der Thüringer Sportminister. Helmut Holter hielt zudem das Grußwort für die Landesregierung und sieht Thüringen als Sportland sehr gut aufgestellt. „Mit unseren Sportstätten, der Vielfalt der Sportarten und den Förderungen des Breiten- und Spitzensports setzen wir Maßstäbe. Der Erfolg ist dabei immer ein doppelter. So freuen wir uns alle über Thüringer Athletinnen und Athleten, die Spitzenplätze und Medaillen bei den großen Wettkämpfen erringen. Aber genauso stolz sind wir darauf, dass der Sport für jede und jeden zugänglich ist. Denn Spitzen- und Breitensport sind beide im Fokus unserer Sportpolitik.“

Rennrodler Toni Eggert (links) bekommt die Auszeichnung „Sportler des Jahres“ vom Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, Helmut Holter, überreicht.
Rennrodler Toni Eggert (links) bekommt die Auszeichnung „Sportler des Jahres“ vom Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, Helmut Holter, überreicht. © Christian Heilwagen

Holter übergab zudem im Rahmen des Programms die Sportplakette des Freistaats an Rollstuhlfechter Julius Haupt sowie an Rennrodler Toni Eggert, da diese zum offiziellen Ehrungstermin im Dezember 2023 verhindert waren. Anschließend ging eine goldene Ära zu Ende – die Doppelsitzer Eggert/Benecken, die bei der Heim-WM die Goldmedaillen in allen drei Disziplinen einheimsten, wurden in ihrer Kombination als Team offiziell verabschiedet. Nachdem das erfolgreiche Doppel zunächst im Sommer des Vorjahres ihr gemeinsames Karriereende verkündet hatte, startet Eggert nun mit dem Sachsen Florian Müller sein Comeback.

Auch Rollstuhlbasketballer Bienek nahm Abschied als Athlet, jedoch nicht vom Leistungssport. So ist er inzwischen Cheftrainer der RSB Thuringia Bulls. Ebenfalls als aktive Leistungssportlerin verabschiedet wurde Skeletoni Sophia Griebel, die in ihrer Karriere unter anderem bei der Weltmeisterschaft 2019 in Whistler Bronze im Einzel und Gold im Team gewann und an den Olympischen Spielen 2014 teilnahm. Sie alle erhielten Gutscheine in Höhe von 500 Euro für das „Spa & Golf Resort Weimarer Land“.

Emotional wurde es gleich zu Beginn der Sportparty, als der Preis für die Thüringer Ehrenamtlichen des Jahres 2024 vergeben wurde. Sängerin Anna Steinhardt, die passend zum Event-Namen ein goldenes Kleid trug, begleitete das Organisationsteam der Nationalen Spiele 2024 von Special Olympics Thüringen und Special Olympics Deutschland mit den Liedzeilen zu „We are the World“ auf die Bühne. Flankiert wurde der Einzug im Kaisersaal von mehreren Athletinnen und Athleten, die so ihre Dankbarkeit für die Organisation der Nationalen Spiele für Menschen mit mehrfacher Behinderung im Januar und Februar 2024 in Erfurt, Oberhof und Weimar zum Ausdruck bringen möchten.

„Diese Winterspiele haben nicht nur eine große sportliche Bedeutung im Leben der Athletinnen und Athleten – sie ermöglichen Begegnung und Teilhabe. Sie sorgen für Sichtbarkeit und zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigung ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind. Sport ist für alle, ganz gleich, ob jemand eine körperliche oder geistige Behinderung hat oder eben nicht. So viel Freude und Lebensglück, wie die Teilnehmenden bei Special Olympics versprühen, ist für mich einmalig“, sagte die Beauftragte für Inklusion im Landessportbund Thüringen, Lisa Kalkofe, in ihrer Laudatio.

Zur Einstimmung auf die Deutschen Tischtennis-Finals vom 13. bis 16. Juni in der Messe Erfurt schmetterten sich die Profis vom Bundesliga-Erstligisten Post SV Mühlhausen bei einem Showmatch die Bälle entgegen. Nach dem Programm lud die Erfurter Band „Carpet Ride“ mit groovigen Klängen zum Tanzen im Saal ein. Cocktails und der ehemalige Radrennfahrer und Junioren-Weltmeister Marcel Barth alias „DJ El Bartho“ lockten zu einem entspannten Ausklang in die Bar des Kaisersaals.