Jena. Thüringer Basketball-Trainer über die Gründe für das frühe Aus des deutschen Nationalteams bei der Weltmeisterschaft in China.

Die Blamage im Spiel ge­gen die Dominikanische Republik (68:70) und das Verpassen der hochgesteckten Ziele der deutschen Basketballer bei der Weltmeisterschaft in China haben auch in Thüringen für Enttäuschung gesorgt. Während die Mannschaft um NBA-Star Dennis Schröder im noblen Fünf-Sterne-Teamhotel von Shenzhen bei einem Treff mit 50 Fans Rede und Antwort stand, versuchten mit Björn Harmsen und Michael Engel zwei Thüringer Trainer das Scheitern einzuordnen.

Der frühere Cheftrainer von Science City Jena gibt zu: „Natürlich ist das Abschneiden enttäuschend.“ Für Harmsen spielte die hohe Erwartungshaltung an das Team eine entscheidende Rolle. Es sei die Rede vom besten Kader aller Zeiten gewesen und über eine Medaille offen spekuliert worden. „Man hätte nicht so tun dürfen, als ob man um den Titel mitspielen könnte.“

Mit NBA-Star Dennis Schröder hätte die Mannschaft auch nur einen echten Scorer in ihren Reihen gehabt. Die anderen seien zwar extrem gute Mitspieler, doch dadurch wäre die Mannschaft in der Offensive zu leicht auszurechnen gewesen.

Jetzt alles schlecht zu reden, davon hält Harmsen aber gar nichts: „Man muss die Sache differenziert betrachten: Die knappe Niederlage gegen Frankreich kann passieren. Und dann läuft alles auf das Spiel gegen die Dominikanische Republik hinaus. Und im Endeffekt sogar nur auf einen Wurf“, spielt er auf den vergebenen Dreier von Danilo Barthel in der Schlusssekunde beim Stand von 68:70 an.

Mit Ronald Roberts lief für Deutschlands Gegner übrigens ein Korbjäger aufs Feld, den der Jenaer in der letzten Saison an die Saale geholt hatte. Dass Henrik Rödl Bundestrainer bleiben soll, findet der 37-Jährige richtig: „Er ist ein sehr guter Coach.“

Eine Meinung, die auch Michael Engel teilt. Der Mann, der die Rollstuhl-Basketballer der Thuringia Bulls in der vergangenen Saison zum Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League geführt hatte, sieht „enormes Potenzial“ in der Auswahl samt Trainerteam. „Vom Alter her und von den Fähigkeiten haben diese Jungs eine große Perspektive. Allerdings stand in China keine Mannschaft auf dem Feld“, kritisiert der Elxlebener.

Engel vermisste eine sichtbare Hierarchie in der deutschen Auswahl; die Rollenverteilung innerhalb des Teams schien ihm nicht klar. „Und vielleicht“, mutmaßt er, „hat man die Dominikanische Republik auch nicht von der ersten Minute an hundertprozentig ernst genommen.“

Heute, 10.30 Uhr, geht es für die Deutschen gegen Jordanien weiter. Ein Sieg ist Pflicht – genauso wie in der folgenden Platzierungsrunde für die Ränge 17 bis 32 gegen Senegal und Kanada, um die Teilnahme am Qualifikationsturnier für Olympia 2020 in Tokio zu wahren.