Jena. Am Montag reicht Science City Jena die Anträge für die 1. und 2. Bundesliga ein. Der Trainer sieht noch Chancen für Ligaverbleib.

Mit verschränkten Armen wartete Marius Linartas auf den Beginn der Pressekonferenz am Freitagabend. Zum ersten Mal musste er das Prozedere über sich ergehen lassen. Die Premiere quasi – und dann auch noch mit einer Niederlage. 72:78 unterlag Science City Jena den Fraport Skyliners aus Frankfurt vor 2365 Zuschauern.

Und Marius Linartas kam auch gleich auf den entscheidenden Punkt der Partie zu sprechen, verwies umgehend auf das dritte Viertel, in dem sich die Gäste aus der Mainmetropole auf letztlich zwölf Punkte (61:49) absetzen konnten – und davon erholten sich die Jenaer nicht mehr. „Das war der Knackpunkt, da haben wir das Spiel verloren“, resümierte der Trainer. Des Weiteren habe er die Offensivqualitäten und die damit verbundenen Punkte von Julius Jenkins (zwei Punkte, dafür beizeiten mit Fouls belastet) und Reggie Williams (fünf Punkte) vermisst. Erfolgreichste Schützen in den Reihen von Science City Jena waren Dru Joyce und Ronald Roberts mit jeweils 16 Punkten. Auch mit der Defensive haderte Marius Linartas, sah hier jedoch punktuelle Fortschritte. Nichtsdestotrotz, man müsse generell besser werden, lautete das Fazit des neuen Trainers.

Gen Ende herangekämpft

„Man darf nicht vergessen, dass Frankfurt das Team ist, das bei Rebounds am besten ist. Wir waren in der Defensive heute schon besser, aber bei uns geht es nun einmal um alles, da musst du deinen verdammten Körper reinschmeißen. Am Ende wollte Frankfurt mehr als wir – und das geht in einem so wichtigen Spiel eigentlich nicht“, resümierte ein sichtbar angefressener Julius Wolf.

Gen Ende der Partie hatten sich die Jenaer noch einmal herangekämpft. Gut eineinhalb Minuten vor dem Abpfiff konnte zuerst Dru Joyce den Rückstand auf drei Punkte (70:73) minimieren, 33 Sekunden vor dem Ende der Begegnung gelang dergleichen Immanuel McElroy, der zweimal von der Freiwurflinie zum temporären 72:75 traf. Noch einmal erhoben sich die Fans, beschworen ein zumindest kleines Basketball-Wunder an diesem Abend. Doch in der Theke mit den Wundern in Sachen Basketball herrscht bei den Ostthüringern derzeit – mitunter selbstverschuldete – Ebbe. Ronald Roberts und Julius Wolf hatten aus aussichtsreichen Positionen zuvor nicht getroffen, und als schließlich Frankfurts Quantez Robertson zehn Sekunden vor dem Abpfiff einen erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf zum späteren Endstand von eben 78:72 kredenzte, gab es an dem Spieltag nichts mehr zu hoffen in der Arena in Burgau.

In der 2. Bundesliga um Aufstieg mitspielen

Heute nun wird Science City Jena beim Verband den Antrag für die 1. Bundesliga einreichen. Dergleichen werde man jedoch auch für die 2. Bundesliga machen, teilte Geschäftsführer Lars Eberlein nach der Partie am Freitag mit. Mit Blick auf die drei Millionen Euro, die ab der kommenden Saison ein jedes Team als Minimal-Etat für die höchste Spielklasse benötigt, sei man auf einem sehr guten Weg, ließ Eberlein wissen, dem man einen gewissen Zweck-Optimismus nicht absprechen konnte: „Nach wie vor ist rechnerisch alles möglich, auch wenn es nach dem Spiel heute sehr unwahrscheinlich ist. Es ist eigentlich nur noch theoretisch möglich, aber es ist möglich.“

Der Geschäftsführer erinnerte an den Anfang der Saison. In jenen Tagen schien Science City Jena aufgrund des Drei-Millionen-Euro-Dogmas eher vor einem finanziellen Problem zu stehen, weniger vor einem sportlichen. Deswegen erhöhten die Stadtwerke Jena-Pößneck und die Stadt Jena Ende September 2018 ihre Sponsoren-Gelder für die Saison 2019/20. Und damals scherzte Eberlein, sprach gar vom Super-GAU, wenn man womöglich in die Situation kommen würde, dass man zwar über das nötige Geld verfüge, aber absteigen müsse. Im Nachhinein wirkte sein Scherz wie ein Menetekel.

Keine unmöglichen Mission

Natürlich sei ein Abstieg alles andere als wünschenswert, aber auch die 2. Liga habe ihre sportlichen Qualitäten. „In der Bundesliga waren wir aufgrund unseres kleinen Etats immer ein Team, das im unterem Drittel der Tabelle zu verorten war. In der 2. Liga würden wir dann definitiv im oberen Drittel mitspielen, womöglich auch um den Aufstieg“, betonte der Geschäftsführer, der auch darauf verwies, dass Science City Jena auch nach der Saison weiterleben werde. „Das ist für uns kein Weltuntergang“, sagte Lars Eberlein.

„Wir haben noch Chancen, doch wir müssen um sie kämpfen“, sagte indes Marius Linartas, der nichts von einer unmöglichen Mission (Mission: Impossible) wissen wollte.

Auf die Frage, wie viel er von seinem Geld bei einer Wette auf den Verbleib seines Teams in der Bundesliga setzen würde, antworte er gedankenschnell: „Alles was ich habe“. Als Marius Linartas anschließend darauf hingewiesen wurde, dass er womöglich nach den noch zu absolvierenden sechs Spielen einer armer Mann sein könnte, entgegnete er nur: „Oder ein reicher Mann.“