Posterstein. Der Geraer Paralympics-Sieger Mario Oehme hofft, dass der Para-Bogensport ein Teil der Special-Olympics-Weltspiele wird.

Mario Oehme ist inzwischen mehr Trainer als Sportler. Doch ganz legt der 54-Jährige den Bogen nicht aus der Hand. „Alles, was ich meinen Sportlern vermitteln möchte, das möchte ich ihnen auch zeigen können – quasi aus erster Hand.“ Und so liegt es auf der Hand, dass er einen Einsatz bei den österreichischen Staatsmeisterschaften plant. Für den BSV Schönbrunn startet er seit längerem schon. „Einfach in Ruhe einen Wettkampf bestreiten, die Abläufe genießen und ins Goldene treffen“, sagt er.

Seit einem Arbeitsunfall im Bergwerk ist der frühere Wismut-Kumpel an einen Rollstuhl angewiesen. Der Sport gab dem damals 25-Jährigen wieder Halt. 1989 begann er beim SV Gera-Leumnitz mit dem Behindertensport, versuchte sich in der Rollstuhlleichtathletik (Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf), spielte Rollstuhlbasketball bei den Weimarer Löwen und trieb den Rennrollstuhl voran, war über Kurzstrecken im Stadion bis zum Halbmarathon unterwegs. Doch erst mit dem Bogensport fand er seine Passion.

Den ersten Bogen hatte noch die Krankenkasse bezahlt, Bogensport als Rehasport. „Da wusste ich, das ist mein Sport“, sagt er und trieb ihn zur Perfektion, wurde 1996 in Atlanta Paralympics-Sieger mit der Mannschaft und acht Jahre später in Athen auch im Einzel. Schon 1996 hat er den Trainerschein gemacht, ist Gründer, Vorsitzender und Chef-Trainer beim SV Integra Gera, betreut auch Sportler mit mentaler Beeinträchtigung (Para-ID). Dass er als Handicap-Sportler bei den Nichtbehinderten startet, ist für ihn gelebte Inklusion. Dass Para-ID-Sportler das auch können sollten, ist ihm ein Anliegen.

Seit Jahren trainiert er Bogensportler beim FSV Meuselwitz – und will noch mehr erreichen, den internationalen Durchbruch. „Bogensport sollte eine Sportart sein, die es zu den Weltspielen der Special-Olympics schafft“, sagt er. Derzeit finden sie in den Sommersportarten in Abu Dhabi statt.

Meisterschaften am 7./ 8. Dezember in Gera

Am 7. und 8. Dezember steigen in Gera die ersten deutschen Meisterschaften für Sportler mit mentaler Beeinträchtigung. „Diese Meisterschaft soll ein Pilotprojekt innerhalb der Special-Olympics Deutschland und des Thüringer Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes werden. Wir wollen den Para-ID-Bogensportlern eine Bühne geben, um selbst eine große Meisterschaft zu bestreiten und bekannt zu machen.“ Mario Oehme spricht nicht von Inklusion, er lebt sie. Als Trainer erlebte er in Eschwege entspannte deutsche Meisterschaften im Para-Bogensport. „Ich hab so was von Bock auf den Trainerjob“, sagt er und lacht, „die Sportler sind mit Spaß dabei und ich konnte mich zurücklehnen, weil ich wusste, dass wir sehr gut trainiert haben.“ Als Bogenfachwart und als Trainer betreute er zusammen mit Rigo Hagen und Marion Fischer die Para-ID-Sportler, die alle für die BogenSportGemeinschaft Thüringen beim FSV Meuselwitz organisiert sind. Obwohl alle ID-Sportler nicht in ihrer Klasse starten konnten, da der Deutsche Behindertensportverband diese Sportler nicht offiziell in ihrer Klassen starten lässt, haben sie dennoch gute Ergebnisse abliefern können.

So holte Jeremias Walther aus Nordhausen Platz eins in der Blankbogen-Altersklasse und Pascal Hagen Platz zwei in der Klasse Junioren. Im Dezember ermitteln die Para-ID-Bogensportler in Gera dann erstmals ihre Meister und Mario Oehme ist froh, dass es nicht zu Terminkollision kommt. Denn der Postersteiner plant Anfang Dezember in den USA in den Weltcup im Para-Bob einzusteigen. „Ich brauchte noch was für den Winter“, sagt er. Langeweile und Stillstand sind nichts für ihn.