Erfurt. Die Freundschaft zwischen Andy Ruiz, dem Kalifornier mit mexikanischen Wurzeln, und dem Erfurter Unternehmer Stephan Obst nahm 2013 ih­ren Anfang. Nach einem ersten Telefonat dauerte es nicht lange - und der erste Sponsorenvertrag war unterzeichnet.

Fast hätte Stephan Obst die größte Box-Sensation der jüngeren Vergangenheit live am Ring miterlebt. Dann zog er aber doch die Geburtstagsfeier seiner Frau Tanja dem Spektakel in New York vor. Man will ja zu Hause nicht unnötig angezählt werden. So stellte sich der Erfurter für Sonntagmorgen den Wecker und schaute sich den WM-Kampf im Fernsehen an.

Sein Jubel nach dem Sieg von Andy Ruiz jr. über den bis dahin ungeschlagenen Anthony Joshua fiel genauso ausgelassen aus wie der des Außenseiters selbst. „Schwergewichts-Weltmeister - das ist das Größte, was man im Boxen erreichen kann. Ich freue mich riesig für ihn“, sagt Obst und schrieb dem neuen Champion gleich eine Nachricht: „Wir sind ja mittlerweile Freunde.“

Obst unterstützt mit Uhrenmanufaktur gern aufstrebende Sportler

Die Freundschaft zwischen dem Kalifornier mit mexikanischen Wurzeln und dem Erfurter Unternehmer nahm 2013 ih­ren Anfang. Damals durchstöberte der boxverrückte Obst einige In­ternet-Foren und entdeckte un­ter der Talente-Schar einen „kleinen, fetten Kerl“, der seine Gegner reihenweise auf die Bretter beförderte. „Er schlug so schnell wie kein anderer. Sein Stil hat mich sofort begeistert“, erinnert sich Obst. Weil er mit seiner Uhrenmanufaktur („Vintage VDB“) gern aufstrebende Sportler unterstützt, schrieb er Ruiz kurzerhand an; und bekam prompt Antwort.

„Andy war damals froh über jede Hilfe; selbst über die, im Rahmen meiner Möglichkeiten“, so Obst. Es dauerte auch nicht lange - und der erste Sponsorenvertrag war unterzeichnet. Seit nunmehr fünfeinhalb Jahren prangt das Firmenlogo auf Ruiz‘ Mantel oder Hose; wirbt der Profiboxer in den sozialen Medien für die handgefertigten Uhren aus der Thüringer Landeshauptstadt.

Natürlich versprach sich Stephan Obst mit dem Engagement auch einen wirtschaftlichen Effekt, wollte auf dem US-Markt Aufmerksamkeit erzielen. Dass er aber einen kleinen Teil einer solchen sportlichen Erfolgsgeschichte mitschreiben könnte, hätte der Erfurter nicht einmal zu träumen gewagt. „Ich wusste, was Andy drauf hat, obwohl er von vielen wegen seines Aussehens belächelt wurde. Dass es jedoch mal zum Titel reicht, damit konnte keiner rechnen.“

Selbst den Experten unter den 22.000 Zuschauern im Madison Square Garden hatte es die Sprache verschlagen, als der fettleibige Herausforderer dem perfekt austrainierten Star aus England die erste Niederlage beibrachte. Und das, obwohl er erst 42 Tage vor dem Duell als Ersatz für den eigentlich vorgesehenen, aber des Dopings überführten Jarrell Miller eingesprungen war.

Unter der Speckschicht steckt ein Panzer

„Andy wusste, dass dies die Chance seines Lebens ist. Er hat ein Riesenherz“, sagt sein Erfurter Förderer. Ruiz‘ kommende Gegner sollten sich deshalb lieber nicht von der Erscheinung des übergewichtigen 122-Kilo-Mannes blenden lassen. „Unter der Speckschicht steckt ein Panzer. Als ich ihm mal aus Spaß auf den Rücken gehauen habe, tat mir hinterher die Hand weh“, erzählt Obst und lacht.

Mehrere Male war er bereits in Kalifornien, der nächste Besuch ist längst geplant. Dass der Box-Multimillionär jetzt, nachdem er den Gipfel erklommen hat, seinen kleinen Sponsor aus dem fernen Thüringen vergessen könnte, glaubt Stephan Obst nicht: „Uns verbindet mehr als ein Stück Papier. Andy ist ein bodenständiger, fast zurückhaltender Typ; einer, der noch genau weiß, wer ihn unterstützt hat, als ihn noch niemand kannte.“

Wie zum Beweis piepte am Sonntagnachmittag Obsts Handy. Der neue Weltmeister hatte sich artig für die Glückwünsche bedankt: „Thank you, Stephan!“

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